Damit nicht nur Mama das Homeschooling betreut, braucht es mehr gleichberechtigte Aufgabenteilung zwischen Müttern und Vätern. Foto: picture alliance/dpa/Mascha Brichta

Oft sind es die Frauen, die in der Pandemiezeit in die Rolle der Krisenmanagerin schlüpfen – dabei hat die ungleiche Aufgabenverteilung zwischen Eltern massive finanzielle Folgen.

Stuttgart - „Wir müssen mehr gleichberechtigte Aufgabenverteilung in den Familien fördern“ – das ist für die Vorsitzende des Landesfrauenrats, Anja Reinalter, eine der Lehren aus Corona. Denn momentan sei Corona in Familien vor allem eine Krise der Frauen. Sie würden meist die zusätzliche unbezahlte Sorgearbeit daheim übernehmen und dafür Stunden im Beruf reduzieren. „Bei uns melden sich viele verzweifelte Mütter, die gerade ihr ganzes berufliches Zukunftsmodell den Bach hinuntergehen sehen, weil sie sich auch weiterhin nicht mehr darauf verlassen können, dass ihre Kinder zuverlässig betreut sind“, sagte Reinalter unserer Zeitung. Zwar seien nun Kitas und Schulen wieder offen. „Aber beim ersten Schnupfen sind die Kinder wieder daheim.“

Zu ähnlichen Einschätzungen kommen die Hans-Böckler-Stiftung sowie das Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) für Sozialforschung. „Wir sehen zwar, dass auch Männer einen Teil der Betreuung übernehmen, aber Frauen tun das in größerem Umfang“, sagt die Soziologin Lena Hipp, die am WZB die Forschungsgruppe „Work und Care“ (Arbeit und Sorge) leitet. Ob sich die ungleichen Strukturen gerade weiter verfestigten, dazu sei die Forschungslage noch unklar. Dass Frauen die Hauptlast der zusätzlichen unbezahlten Sorgearbeit tragen und damit im Beruf und in Sachen Rente weiter abgehängt werden könnten, liegt laut Hipp daran, dass sie generell häufiger in Teilzeit arbeiten. Ein Großteil der Eltern habe sich auch vor Corona Aufgaben wie Haushalt, Kinderbetreuung nicht gerecht aufgeteilt.

Zum Problem wird dieses Ungleichgewicht, weil es Frauen in die finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut treiben kann. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass Frauen mit Kindern im Laufe ihres Lebens bis zu 70 Prozent weniger verdienen als Frauen ohne Kinder. Reinalter fordert die Politik auf, gleichberechtigte Aufgabenverteilung zu fördern, etwa durch eine 30-Stunden-Woche für Mütter und Väter kleiner Kinder bei vollem Rentenausgleich.

Eine Befragung des Instituts für Demoskopie in Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass Corona durchaus positive Effekte auf die Aufgabenverteilung haben kann: So gaben 20 Prozent der befragten Eltern an, sie würden sich Aufgaben nun gerechter aufteilen.