An der S-Bahn-Haltestelle Nordbahnhof spitzte sich die Situation zu. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Eine Gruppe mutmaßlicher Schwarzfahrer in der S-Bahn Stuttgart hat brutal auf Prüfpersonal reagiert. Wer hat den Vorfall noch beobachtet?

Mit einer bemerkenswerten Brutalität hat eine Gruppe junger Männer in einer S-Bahn zwei Fahrkartenkontrolleure angegriffen – unter anderem mit Schlagstöcken sowie einem Mobiltelefon als Wurfgeschoss. Der Zwischenfall in einem Zug der Linie S 4 im Bereich des Nordbahnhofs im Stuttgarter Norden liegt bereits einige Tage zurück – doch die Fahnder der Kriminalpolizei hoffen noch immer auf Zeugenhinweise. Die Ermittlungen stecken vorerst in einer Sackgasse.

Wie die Polizei jetzt mitteilte, spielte sich die Gewalttat bereits am Freitag, 5. April, gegen 19.30 Uhr in einer S-Bahn der Linie S 4 ab, die vom Hauptbahnhof Richtung Marbach unterwegs war. Zwei Kontrolleure im Alter von 22 und 23 Jahren hatten eine Gruppe ins Visier genommen, um deren Tickets zu überprüfen. Doch dazu kam es nicht: Einer der Fahrgäste setzte sein Mobiltelefon als Wurfgeschoss gegen den 23-jährigen Bahnbediensteten ein. Als dessen Kollege helfen wollte, griffen die übrigen Männer an.

Vollbart, weiße Mütze, blauer Gips

Die Kontrolleure sahen sich Schlagstock- und Fausthieben ausgesetzt. An der Haltestelle Nordbahnhof versuchte sie der Schlägertrupp aus der Bahn zu drängen. Dann rannten die Unbekannten Richtung Stadtbahn-Haltestelle in der Nordbahnhofstraße davon. Die Täterbeschreibung ist auch nach mehreren Tagen nur vage: Vier der Männer waren dunkel gekleidet, einer trug eine weiße Mütze mit Aufdruck. Der fünfte Mann soll 18 bis 25 Jahre alt sein, hat einen Vollbart, trug einen schwarzen Pullover mit auffälligem, weißem Aufdruck auf der Rückseite, eine graublaue Hose sowie einen Rucksack. Einer der Angreifer hatte einen blauen Gips am rechten Handgelenk.

Videoüberwachung hilft der Polizei nicht weiter

Das als Wurfgeschoss eingesetzte Mobiltelefon wäre sicher ein verräterisches Beweismittel gewesen. „Allerdings hat es der unbekannte Täter gleich wieder eingesteckt“, sagt Polizeisprecherin Kara Starke. Dass die Polizei erst mit einigen Tagen Verzögerung über den Vorfall berichtet, habe ermittlungstaktische Gründe gehabt, erklärt die Sprecherin auf Nachfrage. Die Ermittler hätten die Auswertung der Videoüberwachung abwarten wollen – allerdings habe das nicht weitergeführt. Bisher habe man zwei Zeuginnen befragen können. Die Tat dürfte aber von weitaus mehr Fahrgästen beobachtet worden sein. Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 beim Raubdezernat zu melden.