Bahnbedienstete und Polizeibeamte stehen am Bahnhof in Niederlahnstein vor einem Zug. In der Regionalbahn hat es einen Messerangriff auf einen Fahrgast gegeben, der schwer verletzt wurde. Foto: dpa/Thomas Frey

In einem Zug in Rheinland-Pfalz kommt es zu einem Messerangriff. Ein Mann wird verletzt, der mutmaßliche Täter gefasst. Andere Reisende sollen nicht in Gefahr gewesen sein. Und: Gewalt und Messerattacken in Zügen und an Bahnhöfen – ein Rückblick.

In einem Zug der Regionalbahn (RB10) der VIAS „Rheingaulinie“ von Neuwied über Koblenz nach Frankfurt/Main ist am Montagmittag (8. April) ein Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Es bestehe keine Lebensgefahr, berichtet ein Polizeisprecher. Der mutmaßliche Angreifer sei festgenommen worden. Zur Identität des Opfers und zum Ablauf der Tat lagen zunächst keine genaueren Informationen vor.

Ein Notfallmanager steht am Bahnhof in Niederlahnstein vor einem Zug. Foto: dpa/Thomas Frey

Zwei Männer geraten in Streit – dann sticht einer zu

Die Tat ereignete sich laut Polizeipräsidium Koblenz um 11.55 Uhr zwischen den Bahnhöfen Koblenz und Lahnstein am Rhein. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen gerieten zwei männliche Personen während der Fahrt offensichtlich in Streit.

Im Verlauf der Auseinandersetzung wurde der „20-jährige Geschädigte iranischer Herkunft offensichtlich mit einem Messer schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt“, heißt es in der Meldung des Koblenzer Präsidiums von Montagnachmittag. „Der 35-jährige Tatverdächtige sudanischer Herkunft konnte festgenommen werden.“ Es bestehe keine weitere Gefahr für unbeteiligte Personen. Der "Geschädigte“ sei in ein Koblenzer Krankenhaus „verbracht“ worden.

Mutmaßlicher Täter wird abgeführt

Laut Polizei wurden zahlreiche Einsatzwagen von Bundespolizei (zuständig für Bahn und Bahnanlagen), Landespolizei und Zivilfahrzeugen der Kriminalpolizei sowie Krankenwagen und ein Notarzt an den Bahnhof in Niederlahnstein gerufen. Der Bahnsteig, an dem die RB10 stoppte, wurde abgesperrt.

Der mutmaßliche Täter wurde unter Polizeibegleitung vom Bahnsteig eskortiert. Danach fuhr die Regionalbahn mit rund 25 Minuten Verspätung in Richtung Limburg ab.

Messerattacken in Zügen und Bahnhöfen – eine Chronik

  • 25. Januar 2023: Bei einer Messerattacke im Regionalzug Kiel–Hamburg werden eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger in Brokstedt (Kreis Steinburg) mit Messerstichen getötet, drei weitere Personen werden lebensgefährlich bis schwer und zwei Personen leichter verletzt. Mutmaßlicher Täter ist ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser.
  • Mai 2022: In Herzogenrath erleiden bei einer Messerattacke in einer Regionalbahn vier Fahrgäste nicht lebensgefährliche Verletzungen. Mehrere Fahrgäste überwältigen den aus dem Irak stammenden Täter. Hinweise auf einen Terrorismus oder eine religiöse Radikalisierung gibt es nicht. Im Januar 2023 ordnet das Landgericht Aachen die Unterbringung des 35-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
  • November 2021: Ein 27-Jähriger verletzt in einem ICE, der zwischen Regensburg und Nürnberg unterwegs ist, vier Männer mit einem Messer teils schwer. Im Dezember 2022 wird der in Syrien aufgewachsene, palästinensische Täter zu 14 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht geht von einem radikal-islamistischen Hintergrund aus. 
  • März 2021: Ein 25-Jähriger sticht in einer Regionalbahn im Rhein-Kreis Neuss auf einen 16-Jährigen ein. Der Jugendliche wird schwer verletzt. Davor war der Täter bei einer Kontrolle im Zug ohne Fahrschein erwischt worden. Im Oktober 2021 erhält der drogenkranke Mann aus Polen eine Haftstrafe von acht Jahren.
  • April 2017: Ein 43-Jähriger verletzt in Aschaffenburg in einen ICE Mitreisende mit einem Messer am Hals. Polizisten und Bundeswehrsoldaten überwältigen den stark alkoholisierten Angreifer. Im November 2017 verurteilt das Landgericht Aschaffenburg den angeklagten Niederländer zu acht Jahren Haft. Anzeichen für einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht.
  • Juli 2016: In einem Regionalzug in Würzburg geht ein 17-Jähriger mit Axt und Messer auf Fahrgäste los, vier von ihnen werden verletzt. Auf der Flucht greift er noch eine Passantin an. Polizisten erschießen den afghanischen Flüchtling, der sich in einem Video als Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet hatte.
  • Mai 2016: Ein 27-Jähriger sticht im Münchener S-Bahnhof Grafing um sich und tötet dabei einen Menschen und verletzte drei weitere. Der gebürtige Hesse kommt nach einem Urteil des Münchner Landgerichts II vom August 2017 dauerhaft in die Psychiatrie.

Info: Gewalt an Bahnhöfen

Gewalttaten an Bahnhöfen
Die Bundespolizei registrierte im Jahr 2022 in Zügen und auf Bahnhöfen insgesamt 398 848 Straftaten. Das waren zwölf Prozent mehr als 2021. 14 155 dieser Straftaten waren demnach Körperverletzungen. Die Zahl der Gewalttaten mit Messer beläuft sich dem Bericht zufolge auf 336 – mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor.

Angriffe
In den Zügen (also ohne Bahnhöfe) zählte die Bundespolizei 82 Messerangriffe, 33 Angriffe mit Reizstoffen, 97 Übergriffe mit „sonstigen gefährlichen Werkzeugen“ wie Baseballschlägern und fünf Angriffe mit Waffengewalt, zum Beispiel Pistolen. Die Anzahl der Sexualstraftaten stieg von 697 auf 857.

Täter
Der Anteil der „Nicht-Deutschen“ unter den Tatverdächtigen bei schwerer Körperverletzung, Raub, Mord und Totschlag lag laut Bundespolizei-Statistik bei 55,5 Prozent.

Baden-Württemberg
Die Gewalt an Bahnhöfen in Baden-Württemberg hat auch 2023 weiter zugelegt, wie aus einer Stellungnahme des Bundesinnenministeriums vom Februar hervorgeht. Demnach stieg die Zahl der Gewaltdelikte an den Bahnhöfen im Südwesten 2023 um mehr als sechs Prozent auf 2695 Fälle im Vergleich zu 2022. Es wurden 262 Sexualdelikte registriert (plus 22,4 Prozent), 4802 Diebstähle wurden gemeldet (fast 30 Prozent mehr) und 120 Waffendelikte – eine Zunahme um mehr als 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Ministerium beruft sich auf Zahlen der Bundespolizei.

Delikte
Unter anderem wurden im vergangenen Jahr 21 Menschen in Bahnhöfen in Baden-Wüttemberg in den Gleisbereich geschubst oder gestoßen (2022: 12). Es wurden 44 Ticketautomaten aufgebrochen (2022: 57) und 177 Bundespolizisten angegriffen und davon 52 verletzt. (2022: 34 Verletzte in 109 Fällen). Mitarbeiter der Deutschen Bahn wurden im Dienst im vergangenen Jahr 261 Mal attackiert, das sind etwas weniger Fälle als im Jahr zuvor.

Stuttgart
Die Landeshauptstadt ist mit 267 Fällen der Bahnhof mit den meisten Gewaltdelikten, noch vor den Bahnhöfen in Mannheim (188) und Freiburg (170). Mannheim hingegen führt weiter die Negativ-Liste bei den Drogendelikten (253), den Eigentumsdelikten (465), den Waffendelikten (19) und den Sexualdelikten (13) an. Der Stuttgarter Bahnhof verzeichnete im Jahr 2023 täglich im Schnitt 171 000 Reisende, der Mannheimer 91 000 und der Bahnhof in Freiburg 64 000 (mit AFP/dpa-Agenturmaterial).