Derzeit bietet der Degerlocher Waldsee einen traurigen Anblick. Foto: Alexandra Kratz

Ein kleines Gewässer in Stuttgart-Degerloch verlandet. Der Naturschutzbund ist in Kontakt mit der Stadt Stuttgart, auch ein Bürger hat nun auf den Missstand aufmerksam gemacht. Warum tut sich nichts?

Degerloch - Es ist ein trauriger Anblick. Im Waldsee beim Dornhaldenfriedhof in unmittelbarer Nähe des Garnisonsschützenhaus ist nur noch ganz wenig Wasser. Baumstümpfe säumen das Ufer, und im hinteren Teil biegt sich dürres Röhricht. Ein Ausflugsziel ist das einstige Kleinod wahrlich nicht mehr.

Das hat einen Stuttgarter dazu veranlasst, das geschrumpfte Gewässer im Bürgerhaushalt aufzugreifen. „Seit Jahren verlandet der ursprünglich gar nicht so kleine Waldsee im Degerlocher Wald beim Schützenhaus. Inzwischen ist er auf höchstens 20 Prozent seiner Fläche verlandet, in wenigen Jahren wird er ganz verschwinden, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreift“, heißt es im Vorschlag 62233. Der See müsse schnellstens ausgebaggert werden, allerdings außerhalb der Laichzeit. Der Bürger, der diesen Vorschlag eingestellt hat, hat sich auch an den Nabu Stuttgart gewandt, wie er schreibt. Der Naturschutzbund habe jedoch „laut eigener Aussage nie eine Rückmeldung von der Stadt erhalten“. Der Bürger kommentiert: „Dies ist mehr als traurig und armselig.“

Wer ist zuständig für den See?

Dem Nabu Stuttgart ist der See in der Tat bekannt. „Wir wurden schon häufig darüber informiert, dass sich der See in einem äußerst schlechten Zustand befindet“, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung. In dem Gewässer gebe es große Mengen an Schlammablagerungen und jede Menge Röhricht. Die Wasserqualität sei schlecht, der Wasserspiegel sinke von Jahr zu Jahr, der See vertrockne schlicht. Der Nabu teilt die Meinung des Bürgers: „Der Waldsee müsste dringend ausgebaggert werden“, sagt die Sprecherin. Der Nabu sei in Kontakt mit der Stadtverwaltung.

Anna Sendler von der Pressestelle der Stadt Stuttgart stellt nach Rücksprache mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt klar: „Das Gewässer ist weder ein See noch ein ausgewiesenes Biotop. Es handelt sich um ein künstlich angelegtes Gewässer, ein sogenanntes Regenrückhaltebecken.“ Das bedeute, dass bei Niederschlägen Wasser hineingelange, in diesem Fall auch über das regenwasserableitende System aus dem angrenzenden Friedhof. Es gebe aber keinen gesonderten Zulauf, wie zum Beispiel einen Bach.

„Das Wasserbecken befindet sich in einem natürlichen Verlandungsprozess, der für so kleine Wasserbecken typisch ist. Grund dafür sind regenarme Wetterperioden“, schreibt Anna Sendler in der schriftlichen Stellungnahme. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen zum Erhalt des Gewässers ergriffen: „Dazu gehört es, bodennahe Gehölze abzusägen und Äste zu entfernen, die in den Wasserbereich hineinragen sowie Totholz zu entfernen, die Zugänglichkeit herzustellen, zu mähen und Schilf sowie Faulschlamm zu entfernen.“

Auch anderen Seen geht es schlecht

Der Nabu möchte sich in diesem Frühjahr einige Seen in Stuttgart genauer anschauen und überlegen, wo man was machen könnte und sollte. Auch der Degerlocher Waldsee werde dabei eine Rolle spielen, sagt die Sprecherin. In den vergangenen Jahren waren der Probstsee und der Riedsee immer wieder negativ aufgefallen. Auch in diesen Gewässern war viel Schlamm und wenig Luft, was vor allem den Fischen zusetzte. Inzwischen befinden sich in beiden Seen Belüftungsanlagen. Finanziert wurden diese vom Anglerverein Möhringen, der beide Seen gepachtet hat, und von der Initiative Möhringen-Sonnenberg-Fasanenhof (Ilm). Zudem hat die Stadt den Riedsee in diesem Winter teilweise ausbaggern lassen.