Esther Abrami Foto: Meisel Music/Meisel Music

Für ihre Videos auf TikTok und Instagram ist die 25-jährige französische Geigerin Esther Abrami vom Magazin Forbes als „Best influential Star“ ausgezeichnet worden. Jetzt erscheint ihre erste CD.

Geigerin mit Katze? Kein Problem. Ein Youtube-Video, das Esther Abrami beim Üben zeigt, während sich eine Katze um ihre Hüfte schmiegt, hat jüngst mehr als zehn Millionen Klicks bekommen. In den sozialen Medien hat sich die Musikerin mit ungewöhnlichen Videos mehr als 800 000 Follower erspielt. An diesem Freitag (25. März) erscheint Esther Abramis erste CD – und das gleich bei einem der großen, so genannten Major Labels, Sony, das seit langem einen Schwerpunkt auf hochkarätige Pianisten legt. 1996 in Aix-en-Provence geboren, in London ausgebildet und zurzeit noch in Birmingham studierend, hat die klassische Geigerin schon in jungem Alter mit öffentlichen Konzerten Erfolge gefeiert. Gefördert wurde und wird sie unter anderem durch den Cellisten Julian Lloyd Webber, Bruder des bekannten Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber, und früh hat sie sich dafür interessiert, wie man klassische Stücke für ein junges Publikum attraktiv machen kann. Das Ergebnis ist auf TikTok, Youtube oder Instagram zu erleben und jetzt auch auf Abramis Debüt-CD zu hören: Arrangements klassischer Melodien etwa aus Tschaikowskys „Schwanensee“, Chopins „Regentropfen-Prélude“, einer Paganini-Caprice oder von Eric Saties dritter „Gymnopédie“, dazwischen Filmmusik (etwa aus „Chocolat“) und Populäres. Begleitet wird die Geigerin dabei mal vom Radio-Symphonieorchester Wien, mal vom Pianisten Iyad Sughayer. Angepriesen wird die bunte Mischung von Sony als „das weite Klangpanorama einer jungen Generation klassischer Musiker*innen jenseits traditioneller Klischees“. Die Geigerin selbst, die sicher auch als Model Karrierechance hätte, schwärmt von der Zusammenarbeit mit Komponistinnen und Komponisten bei den Bearbeitungen – das sei „echte Interaktion, die in der Klassik kaum existiert“.

 

Dass sich eingefleischte Klassikhörer für Abramis Umspielungen bekannter Klassik-Hits begeistern werden, ist zu bezweifeln: Zu weit entfernt sich die Geigerin – etwa in ihren Variationen von Bachs a-Moll-Konzert oder bei Mozarts „Kleine Nachtmusik“ vom Material, allzu aufgeweicht und weichgezeichnet erscheinen dessen Strukturen in den präsentierten Arrangements, die gelegentlich auch mal die Grenze zum Kitsch überschreiten. Eine sehr gute Spieltechnik kann man der Musikerin aber nicht absprechen. Und womöglich gelingt ihr ja tatsächlich, was die Plattenfirma stolz anpreist: jungen Menschen Wege zur alten Musik zu ebnen. Vielleicht entdeckt der eine oder andere der Hunderttausenden auf TikTok oder Instagram ja sogar den Reiz der Originale, also die fordernde Kunst hinter dem Kunstgewerbe.

CD-Tipp: Esther Abrami, Radio-Symphonieorchester Wien, Iyad Sughayer: Werke von Tschaikowsky, Rachmaninow, Mozart, Bach, Shea, Portman, Satie, Ravel, Chopin u. a. Sony Classical