Kunstmuseum Stuttgart Foto: dpa

Das Stuttgarter Kunstmuseum wird erneut zur Baustelle. Nach dem Ausbau einer gesprungenen Scheibe haben sich Eiszapfen an der Fassade gebildet. Sie gefährden Passanten. Das neue Glas soll schnell eingesetzt werden.

Stuttgart - Das Stuttgarter Kunstmuseum wird erneut zur Baustelle. Nach dem Ausbau einer gesprungenen Scheibe haben sich Eiszapfen an der Fassade gebildet. Sie gefährden Passanten. Das neue Glas soll schnell eingesetzt werden. Das Problem ist damit aber nur zum Teil gelöst. Es drohen Risse in weiteren Scheiben.

Vier Meter auf zwei Meter vierzig. Das sind die Maße der kaputten Glasscheibe, die derzeit im Kunstmuseum einen Gutachter beschäftigt. Am 24. August 2009 hatte ein Techniker im vierten Stock des Gebäudes einen Riss in der Verbundglasscheibe festgestellt. Drei Tage später war das gesprungene innerste Glas ausgebaut worden. Mit Folgen: Weil anstatt drei jetzt nur noch zwei Lagen Glas vorhanden sind, haben sich an der Außenseite Eiszapfen gebildet.

Angesichts der Kälte wachsen die Zapfen und gefährden Passanten, die an der zur Königstraße gelegenen Museumsfront entlanggehen. Das Museum hat reagiert: "Wir haben den Gefahrenbereich auf unserem Vorplatz aus Sicherheitsgründen vorsorglich abgesperrt", sagt Museumssprecherin Eva Klingenstein. Das Element ist zwar nicht das erste, das an dem Glaswürfel zu Bruch geht, allerdings gab es bisher noch nie eine Gefährdung der Museumsbesucher.

"Eine Ersatzscheibe ist bereits bestellt, wir wissen aber nicht, wann sie eingebaut werden kann", erklärt Klingenstein. Das komplette dreilagige Element stehe auf dem Hof der Fassadenbaufirma. Die Handwerker warten auf besseres Wetter für den Einbau.

Der Glasschaden beschäftigt auch das Hochbauamt der Stadt. "Das Schadensbild kam für uns überraschend", sagt Ulrike John, die im Amt für die Bauunterhaltung zuständig ist. Bisher hatten ausschließlich mutwillige Beschädigungen an Scheiben im Erdgeschoss das Amt beschäftigt. "So hoch oben haben wir noch nie eine auswechseln müssen", sagt Klingenstein.

Im aktuellen Fall müsse noch geklärt werden, wie es zu dem Riss kommen konnte, so Ulrike John. "Wir haben bereits einen Gutachter eingeschaltet, der die Ursache und die Haftungsfrage klären muss."

Das beauftragte Stuttgarter Ingenieurbüro Werner Sobek hat seine Arbeit abgeschlossen. "Wir sehen drei Möglichkeiten für den Riss: eine mutwillige Beschädigung, eine Absenkung des Gebäudes oder einen Nickelsulfit-Einschluss bei der Produktion der Scheibe", informiert Dietmar Klein, Mitarbeiter des Büros. Die ersten beiden Möglichkeiten schließt er nahezu aus. "Eine Absenkung hätte bald nach der Fertigstellung auftreten müssen", erläutert Klein. Für Vandalismus habe es bei der Untersuchung des kaputten Elements keinen Beleg gegeben.

Der Ingenieur sieht einen Produktionsfehler als wahrscheinlichste Ursache an. Die Metalleinlagerungen im Glas hätten es spröde werden und in der Folge brechen lassen, so Klein. "Bei den im Museum verbauten Scheiben rechnen wir mit einer Ausfallquote von drei bis fünf Prozent", sagt der am Bau beteiligte Experte.

Das sind keine guten Nachrichten für die Stadt, denn auf dem Museumsdach gibt es ein weiteres Element, das bereits Risse aufweist. "Die übliche Gewährleistungsfrist von fünf Jahren ist in diesem Fall abgelaufen", sagt Klein. Die aktuellen und alle folgenden Schäden müsste damit die Stadt begleichen.