Festliche Musik für einen leidenschaftlichen Musiker Foto: factum/Granville

Wie ehrt man einen Kulturmanager, der jahrzehntelang die musikalische Szene einer Stadt geprägt hat? Die Ludwigsburger haben es am Wochenende mit Musik getan. Aber vielleicht werden sie Wolfgang Gönnenwein bald auch eine Straße widmen.

Ludwigsburg - Wie ehrt man einen Kulturmanager, der jahrzehntelang die musikalische Szene einer Stadt geprägt hat? In erster Linie mit Musik natürlich. Dafür hat sich auch das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele bei einer Matinee zur Erinnerung an den ehemaligen Intendanten Wolfgang Gönnenwein entschieden. Es spielte am Sonntag – in verschiedenen Formationen – Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach und Tielman Susato. Dazwischen ließen treue Wegbegleiter den Geehrten in Anekdoten wiederauferstehen. Nicht die Trauer um den im vergangenen Jahr verstorbenen Gönnenwein sollte die Feier im Ordenssaal des Residenzschlosses bestimmen, sondern Witz und Humor, meinte der jetzige Intendant Thomas Wördehoff.

Ein Wort kehrte immer wieder: Energie. Die Leidenschaft und „die Laseraugen“ des rührigen Impresarios haben die, die mit ihm zu tun hatten, offenbar besonders beeindruckt. „Wenn er einen Saal betrat, dachte man, er würde alles mit seinen Laseraugen durchleuchten“, sagte Wördehoff. Für den Geiger Gustavo Surgik war Gönnenwein „mein zweiter Papa“. Dieser habe ihn 1998 verpflichtet und ihm damit den Weg in die Musikwelt geebnet. Er sei sein entscheidender Förderer gewesen, „wie Herbert von Karajan für Anne Sophie Mutter“.

„Wir müssen unbedingt sprechen“

„Das war ein großes Glück“, sagte der brasilianische Musiker. „Er hat mir viel Energie mit auf den Weg gegeben.“ Gönnenwein habe ihn schon nach dem ersten Konzert mit der Frage überrascht, wie er sich gefühlt habe. So etwas sei im Verhältnis Chef und Instrumentalist eher unüblich, erklärte Surgik, der das Festspielorchester nach dem Weggang Gönnenweins verlassen hatte, nun aber wieder dabei ist. Erst mit dem neuen Chefdirigenten der Schlossfestspiele, Pietari Inkinen, sei ihm Ähnliches widerfahren: „Ich habe ein zweites Mal Glück.“

Von einer ganz anderen Seite hat Matthias Kleinert Gönnenwein kennengelernt: „Wenn er anrief und sagte, wir müssen unbedingt sprechen, wusste ich schon, es geht an die Kasse“, erzählte der ehemalige Staatssekretär unter Lothar Späth und Generalbevollmächtigte bei der Firma Daimler. Der langjährige Festspielintendant habe seine Ziele stets mit Zähigkeit verfolgt. Als Ministerpräsident Späth Gönnenwein das Amt eines Staatsrats angeboten habe, habe er, Kleinert, den Intendanten gefragt, ob er sich das wirklich antun wolle. „Ich dachte, er sei dann eingebunden, es könne ihm die Unabhängigkeit fehlen“, sagte Kleinert. „Ich kenne eigentlich nur einen Staatsrat, er lebte einige Jahrhunderte früher und war geheim“, meinte Wördehoff unter Anspielung auf den Geheimen Rat Johann Wolfgang Goethe. „Bei Gönnenwein war nichts geheim“, sagte Kleinert. Er habe immer offen seine Ziele verfolgt. „Und natürlich war er viel zu sehr Politiker, um Späths Angebot abzulehnen.“

Die Zusammenarbeit mit Gönnenwein erklärte Kleinert damit, dass die Kultur die Wirtschaft und die Wirtschaft die Kultur brauche: „Ich hoffe, das ist auch bei heutigen Unternehmen noch so.“ Gönnenwein habe mit den Ludwigsburger Schlossfestspielen stets auch Brücken gebaut. „Wahrscheinlich würde er auch jetzt auf eine Friedensmission gehen und das Orchester vielleicht am Donbass auftreten lassen.“

Reisen nach Südafrika

Die Auslandstourneen seien spektakulär gewesen, erzählte die Marimbafon-Spielerin Babette Haag. Vor allem die Reisen nach Südamerika und Südafrika habe sie in guter Erinnerung. Mit drei Solostücken auf ihrem Klangstabinstrument ahmte sie Stationen der Reisen nach: von Afrika („Ghanale“ von Matthias Schmitt) über Europa („Little Prayer“ von Evelyn Glennie) bis in Astor Piazzollas Argentinien („Libertango“).

Dass sich neben Staatssekretär Jürgen Walter und dem Landrat Rainer Haas auch der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec unter den Zuhörern im Ordenssaal befand, nahm Kleinert als Chance wahr. Er forderte den OB auf, „sich doch einmal dafür einzusetzen, dass ein großer Platz oder eine Straße in Ludwigsburg nach Wolfgang Gönnenwein benannt wird“.