Joe Burrow (Bengals) trifft auf Matthew Stafford (Rams). Foto: dpa/Eric Gay, Jed Jacobsohn

Der Super Bowl elektrisiert auch die Football-Fans, -spieler und -funktionäre im Landkreis Ludwigsburg. Von Kornwestheim bis Rielingshausen fiebern sie in der Nacht zum Montag vor dem Fernseher mit.

Kreis Ludwigsburg - Matt Gay oder Evan McPherson. Einer dieser beiden Sportler wird an diesem Sonntag um 0.30 Uhr deutscher Zeit im Rampenlicht stehen. Weltweit werden dank Live-Übertragung um die 800 Millionen Augenpaare auf ihn gerichtet sein. Einer der beiden wird mit einem beherzten Tritt beim Kick-off zum 56. Super Bowl das Leder-Ei erstmals in Richtung der gegnerischen Endzone befördern. Dann nimmt das Endspiel der nordamerikanischen Football-Profiliga NFL, das größte Einzel-Sportereignis der Welt, seinen Lauf. Am Ende recken entweder die favorisierten, mit Superstars gespickten Los Angeles Rams um Kicker Gay die prestigeträchtige Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe – oder die Außenseiter der Cincinnati Bengals um McPherson.

In Kornwestheim und Ludwigsburg trauert man den Partys hinterher

Auch Andreas Geibel, Abteilungsleiter und „General Manager“ der Kornwestheim Cougars, wird pünktlich mit dabei sein. „Im Wohnzimmer habe ich einen großen Fernseher“, sagt er und lacht. Und vielleicht wird ihn ein bisschen Wehmut überkommen – darüber, dass nun schon zum zweiten Mal aufgrund der Corona-Pandemie keine richtige Super-Bowl-Party steigen kann. Die haben die Cougars vor der Seuche mehrere Jahre lang im Stuttgarter Ufa-Palast mitorganisiert. Das geht derzeit nicht, auch weil der Kinotempel inzwischen stillgelegt ist.

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Auch Jonas Mahlert trauert diesen Zeiten hinterher. Der 31-Jährige ist Abteilungsleiter bei den Ludwigsburg Bulldogs, einem Konkurrenten der Kornwestheimer in der Landesliga. Und wie auch die Cougars hatten die Bulldogs vor der Pandemie zum gemeinsamen Sportabend geladen, zuletzt im Central & Union Kino in Ludwigsburg. 2020 stieg die Party zum bislang letzten Mal, dann kam Corona. „Wir haben in diesem Jahr lange überlegt, aber aufgrund der steigenden Zahlen haben wir uns dann dagegen entschieden“, sagt Mahlert. Da habe man ja auch als Verein – die Bulldogs sind eine Abteilung des MTV – eine große Verantwortung.

Heimische Couch mit ein paar Kumpel

Dann also die heimische Couch, vielleicht mit ein paar Kumpel. Eventuell ist von dort auch ein genauerer Blick möglich. Denn im Mittelpunkt stehen während der Partie wahrscheinlich weniger die Kicker, sondern vielmehr die Quarterbacks, also die Spielmacher. Andreas Geibel fasziniert vor allem der Werdegang von Bengals-Regisseur Joe Burrow, der mit gerade einmal 25 Jahren vor dem bislang größten Spiel seiner Karriere steht. „Das sehen wir bei den Cougars als Vorbild an“, sagt Geibel, „wir setzen hier seit einiger Zeit auch voll auf unsere Jugend.“

Jonas Mahlert ist ebenso angetan von Joe Burrow, sagt aber auch: „Matthew Stafford von den Rams hat in vielen Jahren bei den Detroit Lions gute Leistungen gezeigt. Ich würde es beiden Quarterbacks gönnen.“ Am Ende wünscht er jedoch eher dem Team aus Cincinnati den Sieg. „Ich tippe auf ein 27:24“, sagt er. Auch Andreas Geibel drückt den Bengals die Daumen.

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Und noch ein Dritter wünscht sich das Team aus Ohio auf dem Football-Thron: Tom Stickel. Der 21-jährige Rielingshäuser ist Linebacker, also Defensivspieler, bei Stuttgart Surge aus der European League of Football. Im Trainingslager kämpft er derzeit um einen neuen Vertrag für die kommende Saison. „Es sieht ganz gut aus“, sagt er. Auch er wird in der Nacht zum Montag wach bleiben. „Wir schauen bei mir zuhause mit ein paar Freunden“, sagt er. Er verfolgt das Spiel – wie viele, viele andere Partien auch – durch die Profibrille. „Ich schaue vor allem auf meine Position, andere gucken eher auf den Ball“, sagt er. Nach unzähligen Stunden des Videostudiums bei seiner Mannschaft könne er das nicht einfach abstellen.

Aber, und da ist Stickel ganz Fan: Zum Spiel, das Cougars-Abteilungsleiter Geibel „den größten Feiertag in unserer Sportart“ nennt, gehört natürlich auch richtig gutes Essen. Und wenn möglich richtig, richtig viel davon. Daher wird im Hause Stickel am Sonntag auch der Grill angeschmissen. Jonas Mahlert berichtet indes von einer Großbestellung bei einem Händler für Snackboxen. Dass es im Laufe der Nacht bei einer pro Person bleibt, glaubt er aber nicht. Vor allem die O-Liner – also die Spieler der Offensive-Line, die den Quarterback schützen und gerne mal etwas stabiler daher kommen – werde so eine einzige Box eher nicht zufriedenstellen. „Da werden es dann wahrscheinlich ein paar mehr“, sagt er und lacht.