Christoph Bamberger, Leiter des Medizinischen Präventions-Centrum Hamburg, Foto:  

Christoph Bamberger, Leiter des Medizinischen Präventions-Centrum Hamburg, erforscht die Merkfähigkeit der Menschen und erklärt, warum Neugierde ein Vergesslichkeitskiller ist.

Herr Bamberger, ist Vergessen eine Frage des Alters?
Ja. Mit zunehmendem Alter können neue Informationen weniger gut abgespeichert und abgerufen werden. Das Leben wird dadurch nicht beeinträchtigt. Denn die Gesamtleistung des Hirns nimmt nicht ab, nur die reine Merkfähigkeit. Das Gehirn kann zeitlebens neue Nervenverbindungen aufbauen, allerdings nicht mehr so gut wie in der Jugend. In der Jugend können sich ja sogar noch neue Nervenzellen bilden. Kinder können sich an vieles viel besser erinnern. Das sieht man, wenn man mit ihnen Memory spielt.
Warum kann man sich manche Sachen besser merken als andere?
Wenn eine Information mit einer Emotion verknüpft ist, wie es zum Beispiel bei Liedern und Musik der Fall ist, kann man sich diese besser merken. Der reine Text, irgendwo stumm abgelesen, dagegen würde kaum im Gedächtnis hängen bleiben. Es liegt an dem musikalischen emotionalen Aspekt, der den Inhalt verstärkt. Anders erklärt: Wir haben im Gehirn eine Struktur, die sich Hippocampus nennt – zu Deutsch Seepferdchen. Um zu verdeutlichen, wie das Gedächtnis funktioniert, muss man sich vorstellen, dass dieses Seepferdchen ständig Informationen, die der Mensch wahrnimmt, in das geistige Archiv überführt. Bei emotionalen Inhalten wird das Seepferdchen stärker angetrieben. Die Kanäle für diese emotionalen Inhalte können übrigens bei jedem Menschen unterschiedlich sein: Es gibt Menschen, die sind sehr sensibel für Gerüche. Wenn sie etwas riechen, fühlen sie sich in eine Situation hineinversetzt und alle Bilder und Emotionen sind wieder da. Egal ob positiv oder negativ.
Gibt es denn einen einfachen Tipp, mit dem jeder sein Gedächtnis trainieren kann?
Ganz einfach: Sich die Neugierde erhalten, sich stets aufgeschlossen neuen Aufgaben, Situationen oder Herausforderungen widmen. Das heißt aber nicht, sich aus Angst, Neues zu verpassen, nur noch dem Smartphone zuzuwenden.
 
 

Das Buch „Die 50 besten Vergesslichkeits-Killer“ von Christoph Bamberger und Ana-Maria Bamberger ist im Trias-Verlag Stuttgart erschienen. Es kostet 9,99Euro.