Dr. Georg Bauer (li.) führt werdende Väter durch die Geburtsstation Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Alle sechs Wochen veranstaltet das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus für werdende Väter einen Informationsabend. In der Männerrunde können sie offen alle Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt besprechen.

Stuttgart - Alle sechs Wochen veranstaltet das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus für werdende Väter einen Informationsabend. In der Männerrunde können sie offen alle Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt besprechen. Fragen wie diese: Wie lange dauert es durchschnittlich von der ersten Wehen bis zur eigentlichen Geburt? Wie kann ein Dammriss verhindert werden? Und warum darf eine Peridualanästhesie (PDA) nicht gleich zu Beginn der Wehen eingesetzt werden? Das und anderes beantwortet Chefarzt Dr. Georg Sauer.

Dass die Männer bei dem Informationsabend unter sich sind, hat einen Grund: „Viele von ihnen können mit intimen Themen nicht so offen umgehen wie Frauen. Wir bieten ihnen hier eine Möglichkeit, Fragen zu stellen, die sie sich im Beisein der Partnerin vielleicht nicht zu fragen trauen“, erzählt Sauer. Denn Fragen zu Geburt und Schwangerschaft haben die Männer, die zu den Infoabenden kommen, viele. Dabei beschäftigen sie vor allem die Schmerzen bei der Entbindung, mögliche Wochenbettdepressionen sowie die Abläufe und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus.

Sauer beantwortet alle Fragen ausführlich und erklärt, welche wichtige Rolle der Vater im Kreissaal hat. „Da Ihre Partnerin sehr aufgeregt sein wird, müssen Sie versuchen, so ruhig wie möglich zu sein“, erläutert Sauer. Damit das klappt, führt er die werdenden Väter zur Einstimmung durch die Entbindungsstation. Zu wissen, welche Abläufe den werdenden Vater bei der Ankunft erwarten und wie die Räume in der Klinik aussehen, nimmt den Männern schon einen großen Teil der Aufregung.

Auch Hebamme Malin Bleher vom Geburtshaus Stuttgart hat schon oft mitbekommen, dass Männer diffuse Ängste entwickeln, wenn sie an die Geburt denken. Aus diesem Grund versucht sie, die Männer stärker in die Vorbereitungskurse zu integrieren. „Die werdenden Väter interessieren sich meist für technische Dinge, wie zum Beispiel: Was sind Wehen und wie dreht sich das Baby durchs Becken“, erzählt die Hebamme. Für Männer wird das Thema Schwangerschaft häufig erst dann real, wenn sich das Baby auch nach außen hin bemerkbar macht und die Bewegungen am Bauch der Frau zu sehen sind.

In den vergangenen Jahren ist es fast selbstverständlich geworden, dass die werdenden Väter bei der Geburt im Kreissaal dabei sind. Diesen Trend sieht der Chefarzt der Gynäkologie kritisch. Er fordert die Männer auf, sich zu überlegen, ob sie empfindlich auf Blut und Gerüche reagieren, und er fordert sie auf, offen mit der Partnerin darüber zu sprechen. Ungeklärtes sorgt bei der Geburt für unnötigen Stress, der Mutter und Kind gefährden könnte, warnt der Arzt.

Auch die Frage nach der Schmerztherapie sollten Paare vor der Geburt klären. „Die Situation, dass die Frau Schmerzen hat und der Mann ihr nicht helfen kann, ist häufig sehr schwer auszuhalten“, sagt Sauer. Deshalb sei es um so wichtiger, dass die Väter den Ärzten und Hebammen vertrauen.

Das Klischee, dass sich Männer vor allem dafür interessieren, wo sie im Ernstfall das Auto parken, können weder Chefarzt Georg Sauer, noch Hebamme Malin Bleher bestätigen. Dennoch versichert der Mediziner den anwesenden Herren immer, dass sie problemlos direkt vor dem Eingang der Klinik parken können: „Nur den Autoschlüssel darf man vor lauter Aufregung dann nicht vergessen.“