Die Tarife in den Marbacher Kindergärten werden angehoben. Foto: Archiv (dpa//Monika Skolimowska)

Die Stadt Marbach erhöht die Kindergartengebühren zum 1. September um rund fünf Prozent. Auf einen Vorschlag des Gesamtelternbeirats wurde nicht eingegangen.

Marbach - Der Verwaltungsausschuss hatte die Vorlage geliefert und empfohlen, die Gebühren für den Besuch der Kindergärten in Marbach anzuheben. Diesen Ball hat der Gesamtgemeinderat nun aufgenommen und die Erhöhung fix gemacht. Mütter und Väter müssen damit vom 1. September an im Durchschnitt rund fünf Prozent tiefer in die Tasche greifen. Wer beispielsweise ein Kind hat und dieses für täglich acht Stunden in der Ganztagesbetreuung für über Dreijährige angemeldet hat, muss künftig 237 Euro an die Stadt überweisen. Aktuell sind es 228  Euro. Der vergleichsweise große Sprung rührt allerdings auch daher, dass coronabedingt im vergangenen Jahr auf eine Anpassung der Gebühren verzichtet wurde, diese ausgesetzte Anhebung nun aber schließlich auch noch eingespeist wurde.

Verwaltung hält Beträge für vertretbar

Der Beschluss des Gemeinderats erfolgte mit großer Mehrheit. Kein Gehör fand damit auch der Marbacher Gesamtelternbeirat, der sich kurz vor dieser Sitzung noch mit einem Schreiben an die Stadt gewandt und sich dafür ausgesprochen hatte, die aus dem vergangenen Jahr nachzuholende Anpassung doch stattdessen in zwei Stufen vorzunehmen – damit die Eltern jetzt eben nicht auf einen Schlag das Plus von fast fünf Prozent schultern müssen. Nach den Vorstellungen des Beirats sollte dabei zum September nur um die Hälfte der geplanten Beträge erhöht und nächstes Jahr dann der Rest draufgepackt werden.

Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik trug diesen Vorschlag vor und erklärte, dass die Entlastung bei diesem Modell im U3-Bereich im Mittel bei nur rund fünf Euro pro Monat liegen würde, bei den Kindergartenplätzen sogar noch darunter. „Aus Sicht der Verwaltung halten wir die Beträge für überschaubar“, resümierte Bürgermeister Jan Trost. Aus der Runde ging auch niemand weiter auf den Vorschlag der Eltern ein.

Nächste Aufstockung kommt wohl schon bald

Wunschik meldet auf Nachfrage zudem Zweifel an, ob es wirklich hilfreich gewesen wäre, den Aufschlag auf zwei Margen zu verteilen. Die Erste Beigeordnete gibt zu bedenken, dass im nächsten Jahr erneut eine turnusmäßige Erhöhung der Beiträge auf der Agenda stehe, wolle sich die Stadt wie bislang an den Empfehlungen und Richtsätzen der kirchlichen und kommunalen Verbände orientieren. Insofern wäre auf die Eltern in zwölf Monaten ein entsprechend größerer Preissprung zugekommen, da ja der zweite Teil aus der für 2021 gewünschten Aufsplittung noch obendrauf gekommen wäre. „Man hätte dann eine Bugwelle vor sich hergeschoben“, erklärt Wunschik.

Zwei Vorschläge könnten Entlastungen bringen

Womöglich gibt es aber bis dahin zumindest für einen Teil der Eltern eine gewisse Entlastung. Denn bislang nicht behandelt wurde ein Antrag der Gruppe Puls, der darauf abzielt, Alleinerziehenden niedrigere Beträge aufzubürden als Haushalten mit zwei Elternteilen. In der Praxis soll das so aussehen, dass Mütter oder Väter ohne Partner immer so eingestuft werden, als hätten sie ein Kind mehr – was deshalb ein Vorteil wäre, weil bei den Kitagebühren in Marbach die Grundformel gilt: Je mehr Mädchen und Jungs in einer Familie leben, umso günstiger wird der Platz. „Wir werden das Thema aufarbeiten“, kündigt Franziska Wunschik an. Im September soll der Antrag dann in den kommunalen Gremien behandelt werden.

Einen anderen Ansatz präferieren derzeit die Grünen, zu dem aber auch noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Die Fraktion würde sich wünschen, einkommensabhängige Tarife einzuführen. Grünen-Vertreterin Susanne Wichmann verwies auf die Stadt Ditzingen, wo nach diesem Prinzip bei der Ganztagesbetreuung bereits verfahren werde. „Es wäre unseres Erachtens ein guter Kompromiss, wenn die Gebühr für die Halbtagesgruppen nach der bisher üblichen familienbezogenen Sozialstaffelung erfolgt und für die Ganztagsgruppen einkommensabhängige Gebühren erhoben werden“, erklärte Wichmann.

Referent soll Modell vorstellen

Franziska Wunschik kündigt an, dass man sich auch mit dieser Idee gründlich auseinander setzen werde. Es gebe jedes Jahr ein Treffen mit den kirchlichen und freien Trägern der Einrichtungen in Marbach, mit denen man sich in puncto Preisgestaltung abstimme. Bei der Gelegenheit werde man das nächste Mal einen Vertreter aus Ditzingen einladen, der berichten kann, wie das Modell in der Praxis funktioniert. „Auf der Basis kann man dann eine Entscheidung treffen“, sagt Wunschik.

Der Wunsch der Eltern

Schreiben
In einem Schreiben an die Stadtverwaltung hat Melanie Oertel, Sprecherin des Gesamtelternbeirats der Marbacher Kinderbetreuungseinrichtungen, darauf hingewiesen, dass sowohl bei den Krippen- als auch den Kindergartenplätzen eine „stolze Erhöhung“ von jeweils um die fünf Prozent geplant sei. „Um beiden Seiten gerecht zu werden, schlagen wir vor, dass die im letzten Jahr ausgesetzte Erhöhung in diesem Jahr zur Hälfte berücksichtigt wird, die andere Hälfte soll dann im nächsten Jahr berücksichtigt werden. Die Erhöhung ist zur Deckung der Kosten notwendig, jedoch sollte diese wie von uns vorgeschlagen verträglicher gestaltet werden“, erklärt sie.

Argumente
Oertel macht in dem Schreiben darauf aufmerksam, dass die Eltern schon durch den Mangel an Erzieherinnen gebeutelt seien. Das Betreuungsangebot werde deshalb gekürzt, was Mütter und Väter vor Herausforderungen stelle. „Überstunden sind kaum mehr vorhanden, Urlaubstage werden für die Abdeckung der Schließtage benötigt“, erläutert sie, fand aber dennoch mit ihrem Wunsch nach einer Splittung der im vergangenen Jahr ausgesetzten und nun nachzuholenden Erhöhung auf zwei Margen kein Gehör.