Der Waldgasthof, das sind jetzt Jessica Göthel (36) und Julian Schramm (35). Foto: Holowiecki

Ein junges Paar hat den Waldgasthof Schmellbachtal vor den Toren von Leinfelden-Echterdingen gekauft. Die beiden haben viele Ideen. Los geht es bereits am 18. November mit einem Winterprogramm.

Leinfelden-Echterdingen/Vaihingen - Der Küchenbauer und die Architektin sind da, wirbeln geschäftig durch den riesigen Saal des Waldgasthofs Schmellbachtal. Der Raum mit Blick ins Grüne ist leer. Rausgerissene Holzelemente türmen sich neben allerhand Geräten. Hier entsteht Neues. Die Gaststätte zwischen Rohr, Oberaichen und Musberg kennt man als Ausflugslokal und als Heimat der Waldheimfreizeit. Jetzt haben die Besitzer gewechselt. Das katholische Stadtdekanat Stuttgart hat das Anwesen verkauft.

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Ein junges Paar hat jüngst die Schlüssel bekommen. Der Waldgasthof, das sind jetzt Jessica Göthel (36) und Julian Schramm (35), und mit ihnen kommen vier Hunde ins idyllische Schmellbachtal. Sie ist gebürtig aus Plieningen, er ist reing’schmeckt und stammt aus Hameln, sie kommt aus dem Bereich Marketing, er hat seine berufliche Heimat im Controlling.

Verguckt in den Gasthof im Wald

Zuletzt haben sie in Hamburg gelebt. Dennoch wagen sie den Neustart mitten im Wald und wollen dem in die Jahre gekommenen Gebäude mit 1800 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche neues Leben einhauchen. Zum Haus gehören 10 000 Quadratmeter Grundstück mit Abenteuerspielplatz. Nebenan ist der Kletterpark. In ihr Vorhaben investieren die beiden eine siebenstellige Summe. „Während Corona waren wir viel draußen und haben überlegt, was wir machen wollen“, erzählt Jessica Göthel. Im vergangenen Herbst seien sie, ihr Freund und die Hunde hier spazieren gewesen – und hätten sich in den Waldgasthof verguckt. Sie habe schon immer gewusst, dass sie sich irgendwann selbstständig machen wolle. „Das Angestelltenverhältnis ist nichts für mich.“

Probelauf mit Foodtrucks

Im Sommer wurden die ersten Gäste aus Foodtrucks heraus bewirtet. Aktuell bekommt das Gebäude eine Rundum-Frischekur. Im Frühjahr oder Sommer 2022 sollen das Restaurant, der 200-Quadratmeter-Saal und die drei kleineren Räume im neuen Look eröffnen. Zudem ist im Hof ein Biergarten plus Sonnenterrasse geplant. Anbieten wollen die neuen Wirte schwäbische Klassiker, als Vegetarier legen sie viel Wert auf fleischlose Kost. Hauptzielgruppe: Ausflügler, Wanderer und Radfahrer. Was beiden wichtig ist: Die Waldheimfreizeit wird weiterhin hier stattfinden.

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Bis zur Neueröffnung gibt es ein Winterprogramm. Start: 18. November. In Kooperation mit dem Kletterpark-Team werden die Neu-Gastronomen eine Winterolympiade mit Eisstockschießen, Axtwerfen oder Wettsägen anbieten, außerdem eine Außenbewirtung mit Feuerstellen. „Unser großer Vorteil ist, im Schmellbachtal haben wir Platz“, sagt Jessica Göthel. Aufwärmen können sich die Besucher im 70er-Jahre-Café. Einen Raum hat das Paar im Vintage-Stil gestaltet. Monchhichis und Bravo-Heftchen, Kugellampe, senfgelbes Velourssofa und Häkeldeckchen erwarten die Gäste, „teils ist es original von hier, teils haben wir es auf Ebay gekauft“, erklärt Schramm. So wollen sie an die Anfangsjahre des Waldgasthofs erinnern. Das Gebäude stammt von 1972, und „es kamen viele auf uns zu mit Geschichten, die sie mit dem Waldheim verbinden“.

Kinderbetreuung bis Tierhaltung

Die Winterolympiade und das 70er-Jahre-Café sollen immer samstags und sonntags öffnen,zudem können Gruppen die Angebote auch abseits der Wochenenden individuell buchen. In den Köpfen der neuen Besitzer rattert es außerdem schon wieder. Sie haben viele Idee. Die reichen von einer Kinderbetreuung inklusive Werkraum bis hin zur Tierhaltung. Mit der Stadt Stuttgart sei man bereits im Gespräch, um ab dem Frühjahr quasi Naturunterricht für Schulklassen auszurichten. „Solche Sachen finden wir wichtig, wir wollen keine reine Gastro“, sagt Jessica Göthel. Sie spricht von „kleinen Herzensprojekte, die kann man hier verwirklichen“.