Die Gastronomie am Fernsehturm ist geschlossen Foto: Leif Piechowski

Der Fernsehturm bleibt jetzt auch unten nicht mehr offen: Die Pächter der Turmgastronomie haben Insolvenz angemeldet. Der SWR kündigte daraufhin den Wirten und „bedauert die Situation“. Biergarten und Restaurant sind ab sofort geschlossen.

Stuttgart - Der Fernsehturm bleibt jetzt auch unten nicht mehr offen: Die Pächter der Turmgastronomie haben Insolvenz angemeldet. Der SWR kündigte daraufhin den Wirten und „bedauert die Situation“. Biergarten und Restaurant sind ab sofort geschlossen.

Groß war die Freude, als Siegfried Dannwolf, Chef der SWR Media Services GmbH, vor knapp zwei Jahren die neuen Wirte des Stuttgarter Wahrzeichens der Öffentlichkeit vorstellte. Es sei gelungen, die früheren Betreiber des erfolgreichen Szene-Treffs Bravo Charlie für alle gastronomischen Einrichtungen des Fernsehturms zu gewinnen, der damit ein „zeitgemäßes Image“ erhalte. Die Namen ihrer Lokalitäten hörten sich pfiffig an: Das ehemalige Restaurant Primafila am Fuß des Turms hieß nun „Unten“, der Biergarten „Draußen“ und das Höhencafé auf der Plattform „Oben“. Der Spaß ist inzwischen allen aber vergangen.

Kurz vor Ostern fiel eine folgenschwere Entscheidung von OB Fritz Kuhn, woraufhin die Besucherzahlen des Restaurants drastisch zurückgingen. Aus Angst um den unzureichenden Brandschutz darf niemand mehr in den Turmkorb. „‚Unten’ und ‚Draußen’ sind weiterhin geöffnet“, stand auf einem Schild an der Zufahrt zum Fernsehturm, was nach einem Appell klang: Bitte kommen Sie weiterhin! Doch es kamen zu wenige. Die Schließung des Turms, so heißt in der Gastroszene, sei jedoch nicht der alleinige Grund gewesen, warum die zuvor erfolgsversöhnten Bravo-Charlies-Macher gescheitert sind. Der Plan, junge Leute an den Stadtrand zu locken und Partys im oder am Turm zu feiern, sei nicht aufgegangen, hört man.

Schließung des Fernsehturms „zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“

„Dass wir mit der GmbH Insolvenz anmelden mussten, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass unser Konzept nicht funktioniert hat“, erklärte Betreiber Alexander Deißler am Freitag gegenüber unserer Zeitung. Es sei falsch, wenn behauptet werde, man habe „nur an die Partyszene“ gedacht. „Im Gegenteil, wir wollten am Tag den Touristen gerecht werden und am Abend ein Ort für Privat- und Firmenveranstaltungen, a la carte und Barbetrieb sein“, sagte Deißler und räumt selbstkritisch ein: „Vieles wurde von uns richtig eingeschätzt, manches aber auch falsch – so ist das im Leben.“

Alles in allem sei man „auf einem guten Weg“ gewesen. „Wir hatten ein für mich sinniges Konzept 2.0 bereits ausgearbeitet“, erklärte Deißler, „unser Ziel war es, eine höhere Rentabilität zu erzielen und einen neuen Investor zu gewinnen, um schneller die hohen Investitionen und die Verbindlichkeiten gegenüber dem SWR abbauen zu können.“ Für das neue Konzept habe sich man sich beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) beraten lassen. Ausgerechnet in der Phase der Umsetzung sei die Schließung des Fernsehturms „zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“ gekommen.

Der SWR als Turmbesitzer wollte nicht mehr länger die fehlenden Pachtzahlungen hinnehmen und kündigte den Vertrag. „Wir bedauern die Entwicklung“, erklärte SWR-Sprecher Wolfgang Utz gegenüber unserer Zeitung. Weil die Zukunft des Turms ungewiss sei und das Gutachten zum Brandschutz noch nicht vorliege, werde man vorerst keinen neuen Pächter suchen und warte erst mal ab, so Utz. Vergeblich hatten die Pächter gehofft, die SWR Media Service GmbH werde ihnen angesichts der Schließung noch einen Aufschub gewähren. „Bedauerlicherweise konnten die Eigentümer dies nicht“, sagte Deißler und zieht folgendes Fazit: „Die Schließung des Turm war der Genickbruch, weil im Moment ein Vakuum am Turm herrscht, das für alle Beteiligten die Planung sehr schwierig macht.“ Der Pächter dankte seinen „wirklich tollen Mitarbeitern“, die fast alle bereits einen neuen Job hätten. Angaben über die Höhe der Schulden und Verbindlichkeiten wollte Deißler nicht machen und verwies auf die Insolvenzverwalter der Kanzlei Illig Braun Kirschnek. Dort hat man am Freitag unserer Zeitung noch keine Auskunft über einen Sozialplan und eine mögliche Übernahme gegeben. Dies könne man frühstens am Montag tun, so eine Sprecherin der Kanzlei.