Der französische Präsident Emmanuel Macron nannte die Einschätzung von Annegret Kramp-Karrenbauer eine „Fehlinterpretation der Geschichte“. (Archivbild) Foto: dpa/Gonzalo Fuentes

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat in einem Gastbeitrag für das Magazin „Politico“ ein Ende der „Illusion über eine europäische strategische Autonomie“ gefordert. Das stößt auf Kritik beim französischen Präsident Emmanuel Macron.

Paris/Berlin - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) für ihre Forderung nach einem Ende der „Illusion über eine europäische strategische Autonomie“ scharf kritisiert. Er teile die Einschätzung der Ministerin in deren Gastbeitrag für das Magazin „Politico“ „ganz und gar nicht“, sagte Macron in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Online-Magazin „Le Grand Continent“. Der französische Präsident nannte die Einschätzung eine „Fehlinterpretation der Geschichte“.

Kramp-Karrenbauer hatte in ihrem Beitrag Anfang November geschrieben: „Die Illusion über eine europäische strategische Autonomie muss ein Ende haben: Die Europäer können die entscheidende Rolle der USA als Garant für Sicherheit nicht ersetzen.“ 

„Glücklicherweise ist die deutsche Kanzlerin nicht auf dieser Linie“

Macron widersprach dieser Einschätzung. „Glücklicherweise ist die deutsche Kanzlerin nicht auf dieser Linie, wenn ich es richtig verstanden habe“, sagte der Staatschef. Die Vereinigten Staaten würden die Europäer „nur dann als Verbündete akzeptieren, wenn wir uns selbst ernst nehmen und wenn wir bei unserer eigenen Verteidigung souverän sind“.

Kramp-Karrenbauer hatte ihren Beitrag vor der US-Präsidentschaftswahl veröffentlicht. Macron sagte angesichts des Wahlsiegs von Joe Biden, er wolle um Verständnis dafür werben, „dass wir den Aufbau unserer eigenen Autonomie fortsetzen müssen“. 

Treffen von US-Außenminister Mike Pompeo und Macron in Paris

Am Montag traf US-Außenminister Mike Pompeo in Paris ein, wo er sich mit Macron treffen wollte. Das Treffen erfolge auf Wunsch Pompeos und „in völliger Transparenz mit dem Team des gewählten US-Präsidenten Joe Biden“, betonte Macrons Büro. 

Pompeo weigert sich bisher, die Niederlage von Amtsinhaber Donald Trump bei der Wahl am 3. November anzuerkennen. Trump spricht ohne Belege von Wahlbetrug.