Zwischen Blühendem Barock und der Altstadt verläuft die Bundesstraße 27 (Bildmitte) und zerschneidet die Stadt Foto: FACTUM-WEISE

Ludwigsburg verspricht sich von einer Landesgartenschau die Lösung der Verkehrsprobleme. Viele hoffen, so eher an Fördermittel für den rund 100 Millionen Euro teuren B-27-Tunnel zu kommen.

Ludwigsburg - Was alle fasziniert, ist die Idee vom Tunnel für die B 27. Die Verkehrsschneise mitten durch die Stadt ist die große Wunde, die in Ludwigsburg nachhaltig schmerzt. Da findet die Idee, mit der Austragung der Landesgartenschau diesem Ziel näher zu kommen, natürlich offene Ohren. Allein schon der Gedanke setzt Fantasien frei. Denn die CDU-Fraktion in Person von Klaus Herrmann will die Idee diskutiert wissen, ob Ludwigsburg sich in ein, zwei, drei Jahren um die Austragung der Landesgartenschau bewerben soll.

Michael Vierling (Grüne) spricht von einem produktiven Gedanken, der sich aber städtebaulich nicht im Bau eines Tunnels und der Stärkung des Autoverkehrs erschöpfen dürfe. Margit Liepins (SPD) hält die Idee für faszinierend, zweifelt jedoch, ob sie finanziell darstellbar sei. Reinhardt Weiss (Freie Wähler) will sich dem Gedanken zumindest nicht verschließen und sieht eine spannende Perspektive für Ludwigsburg, verweist aber darauf, dass die Rücklagen in fünf Jahren aufgebraucht sein werden. Allen ist klar: Es geht um mehr als um ein paar grüne Wiesen. Es geht auch um ein nachhaltiges städtebauliches Konzept. Die unausgesprochene Hoffnung aller: Vielleicht kommen wir so schneller an Fördergelder für einen B-27-Tunnel.

Noch gibt es keine Entscheidung, wann die Auswahlrunde für die Landesgartenschauen nach 2025 stattfindet. Genauso wenig ist über die Anforderungen für die nächste Auswahlrunde entschieden, sagt Uli Arzberger, der Pressesprecher des federführenden Landwirtschaftsministeriums.

„Wir stehen nicht unter Zeitdruck“, sagt denn auch Herrmann. Aber man könne in aller Ruhe in den Fraktionen beraten und dann im Gemeinderat entscheiden, ob man überhaupt seinen Hut in den Ring werfen wolle. 1996 hatte sich die Barockstadt schon einmal unter OB Christof Eichert – erfolglos – beworben. Unter den Ablehnern von damals war Volker Kugel als Geschäftsführer der Fördergesellschaft für die baden-württembergischen Landesgartenschauen. Er hält es für eine „wunderbare Idee“, noch einmal über eine Bewerbung nachzudenken.

Auch Oberbürgermeister Werner Spec kann dem Gedanken viel Interessantes abgewinnen. „Das ist mehr als eine charmante Idee“, sagt er, verweist aber zugleich auf die anstehenden großen Investitionen im Bildungsbereich. „Das steht eindeutig im Vordergrund.“ Aber wenn das umgesetzt ist, dann „sollte man endlich mal diese Verkehrsgeschichte angehen.“

Für die Verlegung der B 27 unter die Erde hat man im Rathaus schon einmal Kosten von 100 bis 150 Millionen Euro veranschlagt. Der Blick zur aktuellen Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd weckt natürlich Begehrlichkeiten. Dort ist im Vorfeld nach insgesamt 13-jähriger Planungs- und Bauzeit pünktlich zur Landesgartenschau der B-29-Tunnel eröffnet worden. Und kein Cent der 280 Millionen Euro Kosten kommt aus der Gmünder Stadtkasse. Doch der Vergleich ist unzulässig. Anders als Ludwigsburg ist Schwäbisch Gmünd nicht Straßenbaulastträger. Ludwigsburg müsste in Vorleistung gehen und den Tunnel planen. Die Hälfte der Verkehrskosten – und nicht der Stadtentwicklungskosten –, so Robert Hamm vom Regierungspräsidiums, seien dann förderfähig. Sprich: Von einem 100 Millionen Euro teuren Tunnel könnten so noch bis zu 75 Millionen Euro an Ludwigsburg hängen bleiben.