Im Herbst schon an den nächsten Sommer denken: Wie wäre es mit einem Schwimmbad im Garten? Idealerweise plant man es so, dass sich die Fläche auch als Terrasse nutzen lässt. Einblicke in einen ausgezeichneten Privatgarten in Stuttgart.
Stuttgart - Mit Freunden das Leben feiern, draußen, auf der möblierten Terrasse mit mehreren Wohnzonen. Die Blicke schweifen vom Zierahorn zu den angestrahlten Baumkronen am Rand des Anwesens. In Hülle und Fülle blühen dort vor einer Eibenhecke Schneeball-Hortensien. Davor eine Liegefläche direkt am Pool. LED-Licht taucht das Nass in wechselnde Farben. Noch weit nach Mitternacht kann man hier der Lust auf ein Bad im Mondschein nachgeben.
Traum von einem Pool im Garten
Was klingt wie eine Werbefilmszene, ist für eine Stuttgarter Familie ein wahr gewordener Traum – und der keimte bei einem Italienaufenthalt in einem Ferienhaus mit Pool. Dieses Lebensgefühl sollte doch auch zu Hause möglich sein!
Die Voraussetzungen dafür waren bestens: Das Ehepaar, das lieber ungenannt bleiben mag, lebt mit seinen Kindern in einem 1975 vom Großvater erbauten Eigenheim mit 1200 Quadratmeter Gartenfläche. Bevor der Enkel im Jahr 2011 mit Familie einzog, wurde es zum Zwei-Generationen-Haus umgebaut.
Ein paar Jahre später wurde auch der Garten erneuert. Ein Pool sollte die Aufenthaltsqualität im Freien steigern, ohne eine Gefahr für die Kinder zu sein, sich zum Schwimmen wie zum Planschen eignen. Mit diesen Vorgaben wandte sich das Ehepaar an einen Landschafts- und Gartenbauexperten aus Leinfelden-Echterdingen.
Ein Pool mit Abdeckung wird zur Terrasse
Andreas Käpplinger von der Otto Arnold GmbH tüftelte lange, bis er die richtige Form für das private Freibad mit einer Gesamtlänge von knapp zwölf Metern und unterschiedlichen Wassertiefen gefunden hatte. In enger Absprache mit dem Kunden entwickelte er eigens für diesen Pool eine elektrisch fahrbare Abdeckung.
Anders als eine gängige und optisch wenig ansprechende Rollabdeckung dichtet diese Spezialanfertigung die Wasserfläche vollständig ab, wirkt der Auskühlung des Wassers entgegen und fügt sich mit ihrer Oberfläche aus Keramikfliesen in Holzoptik harmonisch ins Bild. Die größten Vorteile aber liegen im immer sauberen Wasser und in der doppelten Nutzung, wenn die Poolfläche als variable Terrasse dient.
Blick auf die Hortensien
„Befindet sich die Abdeckung über dem Pool, ist er nicht mehr zu sehen“, sagt Käpplinger. Einzig die Außendusche gibt einen Hinweis auf dessen Existenz. Geschlossen oder offen: In beiden Zuständen lässt sich die zweistufige Abdeckung als begehbare Fläche nutzen.
Liegt sie über dem Wasserspiegel, gibt sie den Rasen vor den Hortensien frei. Oder sie bedeckt bei offenem Pool genau diese Grünzone. Hier kann man sich in Gesellschaft am Wasser tummeln. Der Gartengestalter weiß: „Wer einen Pool hat, ist fünf Prozent der verfügbaren Zeit im Wasser und 95 Prozent am Wasser.“
Nicht nur wegen der Idee einer fahrbaren Abdeckung zählt das grüne Refugium mit Pool zu den 50 schönsten Privatgärten des Jahres 2021, die von einer Jury gekürt wurden (in Bild und Text nachzulesen in dem gleichnamigen Buch, erschienen im Callwey-Verlag). Auch der rhythmisch gegliederte Treppenaufgang zwischen dem unteren und oberen Gartenbereich findet Beachtung.
Muschelkalk bei den Stufen
Muschelkalk, ein in Schichten aufgebauter Stein mit Fossilien, bedeckte die Terrasse seit jeher und kam bei den Stufen erneut zum Einsatz. Bei der breiten Treppe, die nach oben hin mit einer Engführung durch Sitzquader endet und von Pflanzfeldern durchsetzt ist, treffen die Muschelkalkstufen auf Sichtbeton und schwarz lackierten Stahl. „Hier ist ein herrlicher Sonnenplatz“, sagt die Herrin über Haus und Garten zur Sitztreppe. „Ich stelle hier manchmal große Kerzen auf oder lege Kissen aus.“
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Quadratisch umfasst die dunkle Stahlwand im unteren Garten einen roten Fächerahorn, der von gestreiften Carex-Büscheln umgeben ist. Oben, auf der Terrasse, wurden zwei weitere Zierbäume gepflanzt. „Sie sind das Schönste“, schwärmt die Bewohnerin. „Durch die Erweiterung der Terrasse gibt es zwar weniger Grün“, die Natur sei durch die Bäume dennoch näher gerückt.
Straßensperrung für den Pool
Nach der umfangreichen Vorplanung hat der Einbau des Pools viereinhalb Monate gedauert. Die Erinnerung an die Zeit durchschüttelt Gartenplaner wie Kundin. „Es war sehr aufreibend“, sind sie sich einig. Für den Abtransport des Erdaushubs musste ein Teil der Hecke ausgegraben und später wieder eingesetzt werden.
Für die Anlieferung der Konstruktion wurde die Straße gesperrt. Ganz zu schweigen von der temporären Verwüstung, die so eine Baustelle mit sich bringt. „Im Nachhinein würde ich mehr Zeit einplanen“, meint die Hausherrin.
Wie sehr sich der Einbau des Pools mit flexibler Abdeckung gelohnt hat, das merkte die Familie im ersten Coronajahr 2020. „Wir waren mehr zu Hause und haben den Pool samt Terrassen bei dem herrlichen Wetter richtig ausgekostet.“
Die Kinder lieben den Pool
Bei allen Vorteilen macht ein Freibad im Garten aber auch Arbeit. „Man hat alle zwei Wochen mit dem Pool zu tun“, schildert die Nutzerin ihre Erfahrung. Da ist es hilfreich, wenn die Überwachungsanlage für das Schwimmbad leicht zugänglich ist. „Man benötigt für die Technik einen Raum von drei bis vier Waschmaschinen-Stellplätzen“, erklärt Käpplinger.
Dass es im Haus früher ein Schwimmbad im Inneren gab und im Keller ein Technikraum vorhanden war, erwies sich als Glück. Einzig die Wärmepumpe wurde im Garten hinter einem Bambuswäldchen versteckt. Und die Motoren, die den vierrädrigen Pooldeckel auf schmalen Fugen bewegen, nehmen sich in ihrer Verkleidung dezent aus.
Die langen Partynächte mit Poolvergnügen können also wiederkommen. Nicht über den Winter – da schlügen die Heizkosten fürs Wasser doch allzu heftig aufs Konto. Erst wenn frühsommerliche Temperaturen zu spüren sind, wird die Abdeckung zur Seite gefahren. „Dann“, so die Hausherrin, „sind an fast jedem Nachmittag viele Kinder zu Besuch.“
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