In Stuttgart werden in den nächsten zwei Jahren zehn Schulen zu Ganztagsschulen. Zwei davon sind in den Bezirken unterm Fernsehturm Foto: dpa

Für die Ganztagsschule hat der Gemeinderat Millionen bewilligt. Ein Teil des Geldes geht an die Körschtalschule.

Filder - Das Ziel ist die 40-Stunden-Woche. So lange sollen die Körschtalschüler von der fünften Klasse an in der Schule sein. Das nennt sich Ganztagsschule, und zu einer solchen wird sich die Plieninger Einrichtung in den nächsten beiden Jahren wandeln. Was bis dahin zu tun und zu beachten ist, „hat fast Heftstärke“, sagt die Schulleiterin Regine Hahn. Seit Herbst trifft sie sich regelmäßig mit ihren Kollegen, um die Zukunft zu besprechen.

Im Dezember hat der Gemeinderat beschlossen, insgesamt zehn Schulen in den Jahren 2012 und 2013 zu Ganztagsschulen zu machen – acht Grundschulen und zwei weiterführende Schulen. Die Plieninger Hauptschule ist eine von ihnen. Aus den Bezirken unterm Fernsehturm gehört zudem die Grundschule Birkach zu den Ausgewählten.

Um Mensen zu bauen und Extra-Zimmer einzurichten, haben die Fraktionen 35 Millionen Euro genehmigt. Macht für jede Schule 3,5 Millionen. Weitere 5,3 Millionen Euro stehen insgesamt zur Verfügung, um den Betrieb zu bezahlen.

Betreuungsangebote stiften Verwirrung

Regine Hahn von der Körschtalschule hat sich bereits im vergangenen Schuljahr darum beworben, eine Ganztagsschule werden zu dürfen. Der Wunsch sei zunächst auf die Hauptschule beschränkt, weil die Betreuung der Grundschüler schon jetzt recht gut sei, wie Hahn sagt. „Da ist die Bedarfslage nicht akut.“

Zum einen gibt es die verlässliche Grundschule, in der Kinder bis 17 Uhr aufgehoben sind. Und die Hortkinder können sogar bis 18 Uhr an der Schule bleiben. Rund 80 Prozent der Plieninger Grundschüler nutzen das Angebot – wenn auch unterschiedlich lang.

Hort und verlässliche Grundschule – derzeit gibt es viele Betreuungsangebote, die unter anderem eines bewirken: Sie stiften Verwirrung. Zumal sie unterschiedlich viel kosten, und der Hort an der Körschtalschule wird beispielsweise vom schuleigenen Förderverein getragen, die verlässliche Grundschule ist städtisch. Die Ganztagsschule hat daher nicht zuletzt den Zweck, aus vielen Konzepten eines zu machen.

Das Ziel der Stadt war einmal, alle Stuttgarter Grundschulen bis zum Jahr 2018 in Ganztagsbetriebe umzuwandeln; danach sollten die weiterführenden Schulen folgen. War und sollten – die Verwaltung hat sich davon zwischenzeitlich wieder verabschiedet.

Da die Vorgabe offenbar arg ehrgeizig war, soll der Weg nun ein anderer sein: So genannte Schülerhäuser sollen als Zwischenlösung den größten Druck nehmen. Im Jahr 2012 und 2013 sollen stadtweit 54 Schulen mit einer solchen Einrichtung ergänzt werden. Dafür hat der Gemeinderat bei seinen Etatberatungen insgesamt 6,6 Millionen Euro bewilligt.

Der Südwesten hat in Sachen Ganztagsbetreuung Nachholbedarf

Unterm Fernsehturm betrifft dies die Albschule, die Filderschule, die Grund- und Werkrealschule Heumaden sowie die deutsch-französische Grundschule in Sillenbuch. Alle vier Schulen gehören zu jenen in Stuttgart, die mit der Verwaltung bereits Gespräche über ihren künftigen Ganztagsstatus führen, diesmal aber noch nicht zum Zug gekommen sind.

Im Südwesten hat die Ganztagsschule Seltenheitswert. Gerade einmal 13 bis 19 Prozent der baden-württembergischen Grundschüler waren laut der Bertelsmann-Stiftung Anfang 2010 in Ganztagsbetreuung. Bundesweit sind es 30 Prozent. Die ostdeutschen Länder heben den Durchschnitt. Dort gehen gut drei Viertel der Grundschulkinder in eine Ganztagsschule, im Westen sind es ungefähr 21 Prozent.

Für die Hauptschüler an der Körschtalschule gibt es bisher das Schülercafé. Haben die Kinder und Jugendlichen Nachmittagsschule, können sie dort die Pause verbringen, betreut von Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit. Allerdings ist das Café nur eine Notlösung: Es hat nur dreimal die Woche geöffnet. Mittwochs hat keiner Nachmittagsschule, weil die Lehrer konferieren, und am Freitag ist das Wochenende nahe. Fünftklässler, deren Eltern mittwochs und freitags arbeiten, sind also auf sich gestellt. Noch jedenfalls.