G.A.W. (rechts) Foto: red

Der Künstler Georg A. Wittner versucht sich in der Galerie Schacher als Burlesque-Tänzer.

S-West - Mal schauen, was am Samstag so passiert“, sagt Georg A. Wittner, der sich kurz G.A.W. nennt, und muss beim Gedanken an seinen Auftritt bereits schmunzeln. G.A.W. wird am Samstag in der Galerie Schacher gemeinsam mit der Burlesque-Tänzerin ZouZou la Vey eine Performance präsentieren. Gemeinsam geübt haben sie noch nicht und das werden sie auch nicht mehr. „Es wird eher spontan“, meint er. Dafür aber mit Tanz- und Gesangseinlagen. „Ursprünglich wollte ich mit einer anderen Tänzerin an der Stange tanzen, doch die ist krank geworden“, sagt G.A.W. Aber Burlesque sei auch super. Und zum Thema passe beides.

Die Performance ist Teil der aktuellen Ausstellung „Gürtellinie“ in der Galerie Schacher und sozusagen ein glanzvoller Höhepunkt vor der Winterpause. G.A.W., den in Stuttgart viele Leute als Schauspieler, Musiker und Leiter des Jugendhauses Mitte kennen, ist einer von fünf Fotografen, die bei der Erotik-Ausstellung ihre Bilder zeigen. Dem Besucher ist es natürlich selbst überlassen, welche Bilder er ab- und welche er anregend findet. Die Grenze dazwischen ist ein schmaler Grad entlang der Gürtellinie.

Ungeschönte Einblick in die Welt der käuflichen Liebe

Die Fotoreihe von G.A.W. heißt „Georg im Puff“ und wirkt vielleicht auf den ersten Blick irritierend. Die Bilder zeigen ungeschönt, wie es in der Welt der käuflichen Liebe zu geht. Von einfachen Zimmern, in denen nur ein Bett steht, über das lieblos ein rotes Tuch drapiert wurde, über eine Domina, die im eigenen Wohnzimmer ihren Fetisch auslebt, bis hin zu Edelbordellen mit maskierten Damen. Auf jedem Bild ist G.A.W. selbst zu sehen, die Fotos sind mit Selbstauslöser entstanden. Er mache gerne Serien selbstinszenierter Fotografie, sagt G.A.W. Sie heißen „Georg im Hotel“, „Georg am Strand“, „Georg zuhause“ oder „Georg und Eva“. „Georg im Puff ist Teil des Georg Universums“, sagt G.A.W. Entstanden sind die Bilder 2006 und sie wurden auch damals bereits ausgestellt.

„Es war nicht leicht, an die Etablissements ranzukommen“, erzählt er. „Einige der Damen dachten wahrscheinlich, ich hab einen an der Klatsche.“ Schockierend finde er die Fotos nicht, im Fernsehen und Internet gebe es weit Schlimmeres zu sehen. „Schockierend mag es vielleicht für so manchen sein, der sich die Bilder anschaut und merkt, dass ihm das gefällt“, sagt er.

Beim zweiten Blick auf die Bilder ist zu sehen, dass Georg, das künstlerische Alter Ego von G.A.W., eigentlich immer lustlos guckt. „In so einem Etablissement ist es auch nicht lustig, nicht erotisch, nicht liebevoll, nicht freudig“, sagt er. „Es ist als würde man sein Auto in die Werkstatt bringen.“ Hinkommen, Abfertigen, Gehen.

„Mein Ruf ist mir wurscht, ich tu und lass, was ich will“

Das Fotografieren ist für den 50-jährigen G.A.W. ebenso eine Leidenschaft wie die Schauspielerei und die Musik. Seit mehreren Jahrzehnten hat er die beiden Bands „Sexangels“ und „Heute“. Als Schauspieler hat er in Serien wie „Ritas Welt“ mitgespielt, Werbespots für Bosch und Telekom gedreht und oft mit Studenten der Filmakademie Ludwigsburg zusammengearbeitet. Außerdem ist er Mitbegründer der Filmgalerie 451. Der Galerist Marko Schacher bezeichnet ihn zu Recht als „Szene-Unikum“ Stuttgarts. Über die Musik ist er Mitte der 90er Jahre ins Jugendhaus Untertürkheim gekommen. Von 2006 bis 2009 war er im Jugendhaus West, bevor er Leiter in Mitte wurde. „Die Jugendhaus-Arbeit ist toll und damit verdiene ich mein Geld“, sagt er.

Die Kunst macht er der Kunst wegen. Geld muss er damit nicht verdienen und das gibt ihm die Freiheit, sich auszuleben. „Mein Ruf ist mir eh wurscht, und deshalb kann ich tun und lassen, was ich will.“