Ausschnitt aus „Numbers“ von Robert Indiana Foto: Galerie

Als „dritte Hand der Künstler“ sieht der Stuttgarter Drucker und Verleger Michael Domberger die Rolle kunstsinniger Siebdrucker. „Künstlerfreunde“ heißt denn auch ein Buch, das Domberger zur Jahreswende vorgelegt hat. Die begleitende Ausstellung erweist sich als Konzentrat aus 60 Jahren.

Stuttgart - Mit den Namen Luitpold und Michael Domberger verbindet sich eine international einmalige Erfolgsgeschichte des Siebdrucks. Geschrieben wird sie seit den späten 1940er Jahren vor den Toren Stuttgarts – in Filderstadt. Gilt der 2005 gestorbene Luitpold Domberger als Pionier des künstlerischen Siebdrucks, darf man mit dem Sohn Michael Domberger die Internationalisierung des Erfolgs verbinden.

Wie sehr auch Michael Domberger das Experiment forcierte, wird in der aktuellen Schau in den früheren Produktionsräumen der Druckerei deutlich. Sie begleitet und vertieft ein Projekt, das in seiner Größe und in seiner Qualität den Anspruch Dombergers unterstreicht. „Künstlerfreunde“ heißt der Band, der die Einträge der mit dem Haus Domberger verbundenen Künstlerfreunde dokumentiert. „Künstlerfreunde“ setzt ein Ausrufezeichen – die aktuelle Schau ebenso.

Deutlich wird: Michael Domberger hat die Überraschung geradezu zu seinem Markenzeichen gemacht. Wobei nicht die Überraschung gemeint ist, die eben mal kurz hier etwas aufflackern lässt oder dort etwas verschwinden. Dombergers Überraschung ist von anderer Qualität. Sie will sich im besten Sinn selbst übertreffen, will alles und noch viel mehr. Sie will das eigentlich Unmögliche – bis hin an die Grenze des Erlaubten.

Was passiert etwa, fragte er sich einmal, wenn ich das Bild „Born Yesterday“ des US-amerikanischen Malers Jonathan Lasker auf Leinwand drucke und ein neues Unikat entstehen lasse? Oder was geschieht, wenn ich einen Raum des Stuttgarter Malers Ben Willikens, Dirigent feinster Grauabstufungen und zartester Farbsetzungen, in den digitalen Welten entstehen lasse, Willikens zum Mit-Schrittmacher des sogenannten Ditone-Prints wird? Die Antwort gibt der „Raum 455“. Es entsteht eine Brillanz, die den Künstler mit etwas konfrontiert, auf das es nur eine Antwort geben kann: die Zeichnung, das Aquarell, eine bewusst vergröbernde Malerei.

Mit Willi Baumeister beginnt der Reigen jüngster Kunstgeschichte – und er führt über die Stars der US-amerikanischen Pop-Art bis hin zu Imi Knoebel und dem US-amerikanischen Konzeptkünstler Lawrence Weiner. „Künstlerfreunde“ ist jedoch ein Anspruch, der weiter geht. Und so zählen zu den „Künstlerfreunden“ auch so unterschiedliche Positionen wie der bis heute weit unterschätzte Einzelne, welcher der Stuttgarter Maler Leonhard Schmidt (1892–1978) schon zu Lebzeiten war, und der Kerl, als der Jürgen Leippert vor allem in seiner New-York-Begeisterung gerne auftrat. Hier der feine Herr, der jeden Strich hinterfragte, dort ein Maler, der noch einmal darauf setzt, das Leben roh und unverfälscht von all unseren eiligen Objektiven zu erfassen.

Kunstgeschichte wird mit dieser Ausstellung auch Zeitgeschichte. Und der Reigen bestätigt nachdrücklich Michael Dombergers Überzeugung, dass nur das eigentlich Unmögliche das Ziel sein kann.

www.domberger.de

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