Gaby Hauptmann feiert am Samstagabend Premiere ihrer neuen Show „„Talk am See“ im SWR-Fernsehen. Foto: SWR/Hella Wolff-Seybold

Mit fast 62 Jahren startet Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann noch einmal durch: Am Samstag feiert sie Premiere ihrer Talk-Show vom Bodensee. Wir sprachen mit ihr über Jugendwahn, ihre ersten Gäste und den Klima-Notstand in Konstanz.

Konstanz - Spätestens, wenn eine Frau 25 wird, sollte keiner mehr fragen, wie alt sie ist. Altert die Sonne? Altern die Sterne? Aus vielen Gründen ist Gaby Hauptmann anders als andere Frauen. Daher überrascht es nicht, dass die quirlige Bestseller-Autorin mit dem ansteckenden Lachen das heikle Thema von sich aus aufgreift. Eine Botschaft ihrer neuen Talkshow, sagt sie strahlend, sei es, dass Frauen mit 60 plus eine Sendung moderieren könnten und nicht mit 30 zittern müssten, vor der Kamera entfernt zu werden.

Das Gesicht gegen den Jugendwahn trägt blond, gehört einer der meistgelesenen Schriftstellerinnen in Deutschland und präsentiert künftig jeden Samstag um 22.20 Uhr im SWR-Fernsehen in einem ehemaligen Gotteshaus den „Talk am See“ – auf dem Sendeplatz, den Frank Elstner vor fast vier Jahren nicht ganz freiwillig geräumt hat.

Kurz vor der Premiere ist nichts von Nervosität zu spüren

Damals hieß es, der SWR müsse den samstäglichen Talk aus Kostengründen streichen. Jetzt ist wieder Geld da, um hochmoderne Technik in der mehr als 1000 Jahre alten Stiftskirche St. Johann in Konstanz einzubauen. Mit ihrer ersten Sendung, die am Samstag ausgestrahlt wird, will die Bodensee-Blondine gleich mal zeigen, wie sie künftig Showbiz und aktuelle Debatten unterhaltsam verbinden will. In der ersten deutschen Stadt, die den Klima-Notstand ausgerufen hat, wird Gaby Hauptmann an ihrem Premierenabend den jungen Demonstranten Max begrüßen. Die nun talkende Porschefahrerin findet es richtig, dass Konstanz als Reaktion auf Friday-for-Future-Proteste bundesweit ein Zeichen setzt.

Kurz vor dem Start lässt Gaby Hauptmann keine Anzeichen von Nervosität erkennen. Ihre Gäste (außerdem dabei: die Sängerin Paola, die Prenzelschwäbin Bärbel Stolz und der politische Aktivist Jürgen Todenhöfer) wie auch ihr sechsköpfiges Redaktionsteam seien gut – und ihr Gefühl nach einem Probedurchlauf auch. Was sie für diese Aufgabe prädestiniert? „Ich mag Menschen“, antwortet sie, „und rede vor der Kamera wie daheim am Küchentisch.“

Nächsten Dienstag feiert Gaby Hauptmann den 62. Geburtstag

Als Talkmasterin hatte sie sich nicht beworben – der Produzent Werner Kimmig, 70, war’s, der die Idee hatte, auf Elstners altem Sendeplatz mit ihr erneut eine Gesprächsrunde zu installieren – in einer Region, die nach dem Ende des Bodensee-„Tatorts“ vom SWR eher vernachlässigt wird. Kürzlich besuchte Gaby Hauptmann mit ihrem Lebensgefährten, dem Münchner Immobilien-Unternehmer Josef Schmidbauer, die Musicalpremiere „Aladdin“ in Stuttgart und sprach dort mit TV-Dino Elstner über ihr neues TV-Amt. „Mir war wichtig, seine Meinung zu hören“, sagt die Autorin, die nächsten Dienstag den 62. Geburtstag feiert. Mit seiner „Erbin“ sei er einverstanden.

Von Quotenvorgaben weiß der prominente Neuzugang des SWR nichts. Einen befristeten Vertrag hat sie nicht abgeschlossen. Wie mit ihren Büchern, glaubt Hauptmann, werde sie mit dem Talk „den einen gefallen und anderen nicht.“ Auf alle Fälle will sie weiterhin schreiben. Im August erscheint ihr Roman „Lebenslang mein Ehemann?“, dessen Druckfahnen sie gerade korrigieren muss. Daneben ist sie begeisterte Reiterin und bekannt dafür, Tieren in Not zu helfen. Ans Aufhören denkt Hauptmann noch lange nicht. Die Gene sind gut: Ihre Mutter ist vor wenigen Monaten mit 100 gestorben. Kurz davor hatte die alten Dame verraten, was ihrer Gesundheit dient: „Zweimal die Woche ein Cüpli.“ Cüpli ist der Schweizer Ausdruck für ein Glas Sekt oder Schampus.

Die Zuschauer sollen „mit einem Lächeln“ ins Bett gehen

Am Freitagabend, wenn die Aufzeichnung beendet ist, kann die Tochter mit einem Cüpli anstoßen. Ausgestrahlt wird die erste Sendung am Samstag. Während des Talks wird man vom See nichts sehen, weil er nicht mit Blick aufs Wasser geführt wird. Aber ein Einspieler zeigt den Flug, den eine Drohne über den Bodensee hinein in die ehrwürdigen Mauern gemacht hat. Wichtig ist der Moderatorin, „dass die Zuschauer mit einem Lächeln ins Bett gehen“.

Aber auch ernste Themen werden angesprochen an einem Ort mit bewegter Vergangenheit. 1996 sollte die alte Konstanzer Kirche zur Markthalle werden. Das Konzept scheiterte, weil der Geschäftsführer untertauchte und offene Rechnungen zurückließ. Gaby Hauptmann tut alles, dass sie mit ihrem Talk nicht scheitert. Einen Erfolg für Frauen ihrer Generation verbucht sie jetzt schon: Über 60 kann’s noch mal losgehen! Mit Sonne im Herzen altert man sowieso nicht.