Blutrünstiges Handwerk: Ritter stoßen in der Schlacht aufeinander – Darstellung aus dem „Hortus Deliciarum“, einer im späten zwölften Jahrhundert verfassten Enzyklopädie der Herrad von Landsberg. Foto: Wikipedia commons

Raubritter waren schlimme Gesellen, die brandschatzten und plünderten. Doch stimmt diese landläufige Meinung überhaupt? Der Historiker Kurt Andermann über Mythos und Wirklichkeit des Rittertums.

Stuttgart - Ritter gehörten im Mittelalter zum niederen Adel. Infolge des zunehmenden Verlusts militärischer Funktionen durch das Aufkommen von Schießpulver, Kanonen und das Söldnerwesen sowie des tiefgreifenden Wandels in Herrschaft, Gesellschaft und Wirtschaft des Spätmittelalters verloren sie ihre Bedeutung. Der landläufigen Meinung nach gerieten viele Ritter in Not und versuchten als Raubritter ihr Auskommen durch Straßenraub und Beutemachen in mutwillig vom Zaun gebrochenen Fehden und Überfällen auf Städte und Kaufmannszüge zu sichern.

Die Sache mit den räuberischen Rittern ist allerdings sehr viel komplizierter als gemeinhin angenommen. Wir sprachen mit dem Historiker Kurt Andermann, der sich seit Jahrzehnten mit dem Mittelalter beschäftigt und einer der besten Kenner der Geschichte des Rittertums im Südwesten ist.