Mit Teer geflickt: Der Fußgängerbereich der Kronprinzstraße ist unansehnlich – und birgt Gefahren für Fußgänger, meint die Bezirksvorsteherin Foto: Peter Petsch

Stolperfallen und mit Teer gefüllte Lecks im Klinkerbelag: Mitten im Zentrum zeigt sich Stuttgart von der hässlichsten Seite. Geld für die Sanierung der Kronprinzstraße wurde 2013 bewilligt – trotzdem wird sie erst 2017 erneuert sein. Das Ausmaß ihrer Vernachlässigung durch die Stadt wird immer klarer.

Stuttgart - Wenig andere Vorhaben sind so lange in der Warteschleife gewesen, ehe der Gemeinderat Geld dafür bewilligte. Vor drei Etatberatungen hatte der Bezirksbeirat Mitte an die überfällige Sanierung der Kronprinzstraße erinnert. Erst im Dezember 2013 wendete sich das Blatt. Für die kleine Nachbarin der Einkaufsmeile Königstraße genehmigte das Gremium einen Millionenbetrag – jetzt stellt sich auf Nachfrage heraus, dass die baulichen Missstände erst 2016 beseitigt werden. Einkaufsbummler und andere Passanten können die aufgewertete Fußgängerzone erst 2017 genießen.

Wer gedacht hatte, nach vielen Jahren des Wartens auf die Sanierung würden fertige Pläne in der Schublade liegen, muss umdenken. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung arbeitet zurzeit an der Vorplanung. Danach soll ein Ingenieurbüro viele Details klären. „Man darf nicht vergessen, dass unter der Kronprinzstraße eine Parkgarage mit vielen Schächten und Versorgungsanschlüssen ist“, sagt Klaus Volkmer vom Stadtplanungsamt. An der Oberfläche der Straße soll der Klinkerbelag verschwinden, der einmal als modern galt und dessen Lücken immer öfters mit Teer gestopft wurden. Volkmer und seine Kollegen tendieren dazu, mit der sogenannten Stuttgarter Platte zu planen. Die wurde in einigen Nebenstraßen der Königstraße schon verlegt, als die Stadt die Einkaufsmeile und das nähere Umfeld auf Vordermann bringen ließ – was an der Kronprinzstraße bisher völlig vorbeilief.

Zur Sprache kommt bei den Planungsgesprächen auch die von Anrainern beklagte und von unserer Zeitung thematisierte Fülle von Werbeveranstaltungen auf dem sogenannten Kronprinzplatz. Dort werden nicht selten Gebäudefronten zugestellt und wird schweres Gerät aufgefahren: Trucks, an denen man eine Seitenwand öffnen und so eine Art von Verkaufsbühne herstellen kann.

Mit Veranstaltungen gingen oft Beschädigungen und Verschmutzungen einher, sagt Volkmer. Das wirft die Frage auf, wie man es künftig mit der Reglementierung und den Kontrollen halten will. „Der Zustand jetzt ist so desolat, dass man sich darum wenig kümmert“, gibt Volkmer zu. Er begrüßt daher den Vorstoß von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung: dass man am Runden Tisch einen Interessenausgleich zwischen Veranstaltern und Anrainern suchen soll.

Umgestaltet wird der Fußgängerbereich zwischen Gymasiumstraße und Kienestraße. Hier gebe es teilweise desolate Abgänge in die Parkgarage und hinfällige Möblierung, sagt Volkmer. Nachdenken wolle man auch über den folgenden Abschnitt bis zur Querspange Eberhardstraße–Rotebühlplatz – obwohl es für Eingriffe in die Autostraße und in die Abfahrt zur Garage kein Geld gibt. Mit einem Baubeginn in der Fußgängerzone sei im Jahr 2015 kaum zu rechnen, heißt es im Rathaus. Wenn alles vorbereitet sein wird, steht der Winter 2015/2016 vor der Tür. Bis zum Auftakt werde man nur die Verkehrssicherheit in der Fußgängerzone gewährleisten, sagte Jochen Hutt vom Tiefbauamt.

Von Verkehrssicherheit könne man da schon nicht mehr reden, meint aber Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne). Sie beklagt Stolperfallen, die Fußgänger gefährden. Ihrer Meinung nach geht es hier jedoch nicht nur um eine Straße – vielmehr auch um die Attraktivität des Stadtzentrums in der neuen Konkurrenz mit dem Europaviertel und dem Einkaufszentrum Milaneo. Wenn die Leute bei schönem Wetter nicht in der Mall shoppen wollten, sondern im Freien durch schöne Straßen bummeln, müsse das Umfeld der Königstraße anziehend sein. Sei das Zentrum nicht mehr für Kunden attraktiv, würden sich die Filialisten über kurz oder lang an der Königstraße zurückziehen und ganz aufs Milaneo setzen, wo die Mietpreise angeblich geringer seien. „Die Stadt hat sich zu sehr mit den Vorplätzen der Shoppingmalls beschäftigt und zu wenig mit Straßen wie der Kronprinzstraße“, meint Kienzle. Wenigstens innerhalb des Cityrings müsse die Stadt schneller als bisher für Ordnung sorgen.

Dass es in der Straße weiterhin Veranstaltungen geben muss, die man am Schlossplatz nicht haben will, ist für Kienzle klar. Aber nicht alle Verkaufsveranstaltungen seien nötig. Salami- und Käsespezialitäten gebe es auch in der Markthalle, Haushaltswaren auch in Ladengeschäften. Darüber und über die späte Sanierung wird jetzt auch im Gemeinderat nachgedacht. Die CDU hat die Kronprinzstraße nach unserer Berichterstattung ins Visier genommen. Und Hans H. Pfeifer von der SPD sagt: „Da lief nicht alles glücklich. Veranstaltungsmäßig durfte da jeder alles machen – ohne Kontrolle.“