Ehe es im Aufstiegsrennen nun ans Eingemachte geht, stehen beim neuen Tabellenführer zudem drei Abgänge fest. Auch der Nachbar TV Echterdingen schreitet mit seiner Kaderplanung voran – und sieht sich seinerseits vor drei Schlüsselspielen im Kampf um den Klassenverbleib.
Aus Sicht des Sportdirektors Ioannis Tsapakidis ist es eine „sehr richtungsweisende Woche“. Und der Trainer Antonino Rizzo legt sogar noch eine Schippe drauf. Seine Einschätzung: „Die Woche der Wahrheit.“ Aufstieg und Abstieg – was wird die Saison für die Vereine der beiden Erwähnten auf der Zielgraden bringen? Sowohl für Calcio Leinfelden-Echterdingen als auch den TV Echterdingen geht es in der Fußball-Verbandsliga nun mit drei Schlüsselpartien innerhalb von nur acht beziehungsweise neun Tagen ans Eingemachte. Parallel laufen die Kaderplanungen fürs nächste Spieljahr weiter auf Hochtouren. So stehen beim Tabellenführer aus den Goldäckern inzwischen ein erster Neuzugang und drei Abgänge fest.
Calcio Leinfelden-Echterdingen – Spfr. Schwäbisch Hall (Sonntag, 15 Uhr)
Das anstehende Calcio-Aufgabenpaket hat es in sich. An diesem Sonntag gegen den zuletzt entzauberten vermeintlichen Mitaufstiegsanwärter aus Schwäbisch Hall, dann am Mittwochabend (19.30 Uhr) das Gipfelduell beim punktgleichen Titelrivalen SV Fellbach, dann erneut am Sonntag die Heimaufgabe gegen den stark im Aufwind befindlichen Klassenneuling Oberensingen – für den Sportdirektor Tsapakidis sind es „drei von nun noch sechs Endspielen“. Bestenfalls können die Echterdinger danach bereits den Meistersekt in den Kühlschrank stellen. Zumindest aber haben sie die Möglichkeit, gefühlt im Zeitraffer die nächsten großen Schritte in Richtung ihres inzwischen alles überragenden Ziels zu tun.
Oberliga, wir kommen? Nach sechs Siegen in Serie, darunter das furiose Ortsderby-6:0 vor Wochenfrist und die Eroberung der Tabellenführung, hat der Filderclub im Titelrennen die Trümpfe auf der Hand. „Der volle Fokus liegt jetzt auf der Verteidigung von Platz eins“, sagt Tsapakidis. Dafür, so seine Beobachtung, „sind alle bei uns gewillt, weiter Gas zu geben“ – und nebenbei eine Wiedergutmachung zu betreiben. Kurze Rückblende aufs Hinspiel beim aktuellen Gegner: In jenem erlebte die Calcio-Delegation einen schwarzen Nachmittag. Nach zwischenzeitlichem Drei-Tore-Rückstand stand am Ende eine 3:4-Niederlage, flankiert von roten Karten für den Trainer Francesco Di Frisco und den Spielmacher Nedim Pepic, die ihren Unmut beim Schiedsrichter abgeladen hatten. Wie wetterte Tsapakidis damals? „Hühnertruppe.“
Doch haben sich die Vorzeichen seither geändert. Waren nach der Hinrunde beide Teams noch punktgleich auf Spitzenplatzkurs, so hat sich zwischen ihnen mittlerweile eine Zwölf-Zähler-Kluft aufgetan. Während Calcio seit der Winterpause marschiert, gewannen die ursprünglich nicht minder ambitionierten Haller im gleichen Zeitraum lediglich zwei von neun Begegnungen. Gleichwohl warnt Tsapakidis vor einem „sehr unangenehmen Gegner“. Vorsicht vor allem vor dem Angriff der Gäste. Benjamin Kurz und Günter Schmidt gehören mit jeweils elf Saisontoren zu den Topscorern der Liga. Kurz war in der Staffel einst sogar Schützenkönig – vor sieben Jahren, damals noch im Ilshofener Trikot.
Ausklingen lassen wird es der derzeitige Tabellenfünfte kaum, bleibt ihm im Aufstiegsrennen doch immerhin eine vage Restchance. Unverändert spekuliert wird in der Szene, dass der finanziell angeschlagene SV Fellbach am Ende auf eine etwaige Aufstiegsoption verzichten könnte. In diesem Fall würde der dritte Rang zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen am 9. und 15. Juni gegen den badischen Qualifikanten reichen. Und da wären dann auch die Haller wieder in der Verlosung.
Erster Neuzugang fix
Fix ist derweil ein erster Calcio-Neuzugang für die nächste Saison – und zwar eben aus Fellbach, pikanterweise nur wenige Tage vor dem erwähnten Spitzentreffen der beiden Vereine. Ali Ferati, wie berichtet Echterdinger Wunschkandidat, wechselt vom Kappelberg in die Goldäcker. Der 25-Jährige hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Sein bevorzugter Einsatzbereich ist das zentrale offensive Mittelfeld. Für den VfB Stuttgart kickte Ferati einst in der Junioren-Bundesliga. Mehr noch: In den Altersstufen U 16 und U 17 brachte er es auf insgesamt fünf Einsätze im deutschen Nationaltrikot.
Zugleich stehen vom bisherigen Kader drei Abgänge fest. So wechselt der Torhüter Max Piegsa zum Landesligisten JC Donzdorf – ein Transfer, den er selbst schon im Januar gewollt hatte. Da schob Calcio aber noch einen Riegel vor. Nun nicht mehr. Im Lautertal begibt sich der Zwei-Meter-Mann zurück unter die Fittiche seines Ex-Trainers Tobias Flitsch.
Außerdem werden Dimitrios Vidic und Alexander Wetsch gehen. Beide Rechtsverteidiger haben im Kader in den vergangenen Wochen keine Rolle mehr gespielt – und könnten laut Tsapakidis schon allein aus beruflichen Gründen das geforderte Pensum nicht länger leisten.
Wende im Torhüter-Puzzle
Wende hingegen im Fall von Krystian Rudnicki. Auch für ihn schien als Schichtdienstler mit begrenzter Trainingsanwesenheit das Echterdinger Ende vorgezeichnet. Doch nun deutet sich beim Keeper eine Jobveränderung an. „Damit ist er bei uns wieder hoch im Kurs“, sagt Tsapakidis über den Routinier, der als Calcio-Nummer eins in die Saison gegangen war, dann aber wegen Fehlzeiten und Formschwäche seinen Stammplatz verloren hat.
FV Biberach – TV Echterdingen (Samstag, 15.30 Uhr)
Es ist nur ein Gerücht, dass hinter den derzeitigen Auftritten des TV Echterdingen ein nichtfußballerischer Plan steckt: nämlich jener, den Achterbahnen auf dem Wasen Konkurrenz zu machen. Freilich, inhaltlich könnte man es fast vermuten. 3:6 gegen Maichingen, 4:1 in Pfullingen, 0:6 gegen Calcio. Was kommt als Nächstes? Ein wildes Auf und Ab haben die Gelb-Schwarzen in den vergangenen Wochen jedenfalls hingelegt. Und das jüngste Derby-Debakel erachtet der Trainer Antonino Rizzo auch mit dem Erholungsabstand von einer Woche als „sehr bitter“. Zugleich ballt er allerdings schon wieder kampfeswillig die Fäuste. „Wir haben in dieser Saison immer wieder Nackenschläge hinnehmen müssen“, sagt er, „und wir sind immer wieder aufgestanden und zurückgekommen“.
So soll es auch diesmal sein. Besser formuliert: muss. Wie gesagt: „Woche der Wahrheit.“ In nun drei Spielen innerhalb von nur neun Tagen liegt es an den Echterdingern selbst: entweder die Tür zum Klassenverbleib weit aufzustoßen – oder aber praktisch bereits mit den Vorbereitungen für die Landesliga beginnen zu müssen. „Nach diesen drei Aufgaben werden wir schlauer sein“, sagt Rizzo. Zumal: In allen drei Fällen handelt es sich um Gegner, die selbst in den Abstiegskampf verwickelt sind.
Biberach (auswärts am Samstag), Sport-Union Neckarsulm (zuhause am Donnerstag), TSV Berg (auswärts am Sonntag) – den einen steht das Wasser mehr am Hals, den anderen weniger. Für den anstehenden Kontrahenten ist die aktuelle Begegnung sogar schon die praktisch letzte Chance, im Tabellenkeller noch einmal auf Kurs zu kommen. Was Rizzo natürlich nicht entgangen ist: Zuletzt hat der Vorletzte mit einem 3:1-Sieg in Tübingen ein ebenso überraschendes wie deutliches Lebenszeichen gesendet.
Hui und Pfui gegen Biberach
Die Echterdinger Erinnerungen an die Biberacher sind zwiespältig. Einerseits feierten sie gegen jene vor elf Monaten einen der größten Erfolge ihrer Abteilungsgeschichte. 6:3 nach Verlängerung im Relegationsspiel – das bedeutete den Aufstieg. Andererseits markiert das Oktober-Hinspiel einen der gelb-schwarzen Tiefpunkte der aktuellen Runde (1:2). Wichtig ist für Rizzo, dass „wir uns nun in der Restverteidigung und in der Balance wieder verbessern“. Seine Forderung für Samstag: „Geduldig bleiben, nicht überpacen – und dem Gegner nicht ins offene Messer rennen.“
In personeller Hinsicht wird es allenfalls marginale Änderungen geben. Kurzfristig zeigen soll sich, ob es beim Keeper Yule Tröger und Florian Dölker nach ihren Verletzungspausen für ein Kadercomeback reicht. Definitiv fehlen werden Giuseppe Pirracchio (privat verhindert) sowie unverändert die Langzeitpatienten Tim Becker und Steffen Schmidt.
Drei weitere Spieler verlängern
Schmidt, so viel ist sicher, wird dann immerhin in der nächsten Saison auf den Echterdinger Rasen zurückkehren. In ihm, Dölker und Christian Heinrich haben drei weitere Spieler verlängert. Mit mehreren anderen, so Rizzo, befinde man sich in finalen Gesprächen. Auch dabei dürfte die jetzige Woche eine nicht unerhebliche Rolle spielen. „Danach wird sich manch einer mit seiner Entscheidung vielleicht leichter tun“, ahnt der Trainer. Dann, wenn sich womöglich abzeichnet, in welcher Liga der TV Echterdingen 2024/2025 gegen den Ball treten wird.