Bundestrainer Nagelsmann nominiert Aleksandar Pavlovic anstelle von Leon Goretzka für den Kader der Nationalmannschaft. Foto: dpa/Tom Weller

Zuletzt kündigte Julian Nagelsmann personelle Überraschungen im Nationalteam an. Nun setzt der Bundestrainer diese wohl konsequent um - mit Konsequenzen für prominente Namen.

Bayern Achse? BVB-Säulen? Das war einmal. Julian Nagelsmanns erste EM-Entscheidungen dürften alte Gewissheiten infrage stellen. Der Bundestrainer treibt den personellen Umbruch der kriselnden Fußball-Nationalmannschaft nach Medienberichten radikal voran und verzichtet drei Monate vor der Heim-EM wohl auf Leon Goretzka und mehrere BVB-Profis. Der Routinier des FC Bayern München erhalte vom Bundestrainer überraschend keine Einladung für die Testspiele in Frankreich (23.3.) und gegen die Niederlande (26.3.), berichtete die „Bild“ am Dienstag ohne Quellenangabe.

Kurz darauf meldete die „Sport Bild“, dass bis auf Angreifer Niclas Füllkrug kein weiterer Profi von Borussia Dortmund berufen werde. Demnach würde Nagelsmann auf Mats Hummels, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Julian Brandt verzichten. Sollte einer der vier Spieler im Champions-League-Achtelfinale gegen PSV Eindhoven am Mittwoch überzeugen, könnte Nagelsmann möglicherweise nochmals umdenken, hieß es in dem Bericht weiter. Nagelsmann wird den DFB-Kader für die Länderspiele am 14. März offiziell bekannt geben.

Aleksander Pavlovic im Fokus 

Sicher nominiert der Bundestrainer nach Informationen von „Bild und „Kicker“ stattdessen erstmals Goretzkas 19 Jahre alten Münchner Mittelfeldpartner Aleksander Pavlovic. Der blüht aktuell in der Mittelfeldzentrale des Rekordmeisters auf und könnte genauso gut für Serbien auflaufen. Einen Tag zuvor hatte der TV-Sender Sky ohne Quellenangabe berichtet, dass Nagelsmann auch die Stuttgarter Waldemar Anton, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav erstmals berufen würde. 

Offiziell bestätig ist das allerdings noch nicht. Ein Tweet von VfB-Stürmer Serhou Guirassy vom Dienstagmorgen lässt allerdings aufhorchen. Dort gratuliert der 28-Jährige seinen Team-Kollegen zur vermeintlichen DFB-Nominierung. Nach den zuletzt gezeigten Leistungen der VfB-Kicker wäre eine Nominierung aber wenig überraschend.

Zudem soll Rückkehrer Toni Kroos dem Kader für die beiden Länderspiel-Klassiker zum ersten Mal nach langer Zeit wieder angehören. Goretzka hätte in der Schaltzentrale der Mannschaft ein logischer Nebenmann des Chefstragen von Real Madrid sein können. Stattdessen muss der 29-Jährige wenige Monate vor Turnierstart wie die vier BVB-Profis nun vielleicht sogar um seine EM-Teilnahme bangen.

Personalüberraschungen waren angekündigt

Mit Blick auf die EM hatte Nagelsmann in einem „Spiegel“-Interview Ende Februar bereits Personal-Überraschungen angekündigt. „Es wird bestimmt der eine oder andere nicht nominiert werden, von dem viele denken, der sei sicher dabei“, sagte der 36-Jährige.

Dass nun Pavlovic anstelle von Goretzka bei den bevorstehenden Tests laut „Bild“ und „Kicker“ dabei sein soll, ist definitiv eine solche Überraschung. Auch die mutmaßliche Ausbootung von gleich vier Dortmundern kommt unerwartet.

Nach zuvor durchwachsenen Leistungen war Goretzka zuletzt wieder fester Bestandteil der Münchner Mittelfeldzentrale und hatte mit guten Leistungen wie jüngst beim 8:1 gegen den FSV Mainz 05 überzeugt. Süle und Schlotterbeck hatten zuletzt konstant die Abwehrzentrale beim BVB gebildet.

Nun aber setzt der Bundestrainer wohl auf gleich mehrere Debütanten. Mit der Nominierung von Pavlovic würde Nagelsmann den Serben zuvorkommen. Ende November war der Bayern-Profi noch für die deutsche U20 zum Einsatz gekommen.

Matthäus gegen Pavlovic-Nominierung 

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sprach sich am Dienstag gegen eine Berufung des Youngsters aus. „Er hat zuletzt super gespielt, das muss man anerkennen, aber man sollte dem Jungen nicht den Kopf verdrehen“, schrieb Matthäus in seiner „Sky“-Kolumne. Pavlovic sei nicht „jetzt schon ein Kandidat für die Nationalmannschaft“.

Nagelsmann sieht das offenbar anders. Am Donnerstag (14.00 Uhr) wird er seinen Kader für die beiden Klassiker dann offiziell bekanntgeben. Neben Pavlovic, Anton, Mittelstädt und Undav galten zuletzt unter anderen auch Jan-Niklas Beste von Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim oder Maximilian Beier von der TSG 1899 Hoffenheim als Debüt-Kandidaten.

Im „Spiegel“ hatte Nagelsmann betont, die Mentalität der kriselnden DFB-Elf mit gezielten Nominierungen beeinflussen zu wollen. Als Beispiel nannte er den 32-jährigen Pascal Groß vom englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion. „Wir werden mehr Spieler im Kader haben wie Pascal Groß, die sich auch mal für andere reinwerfen und denen es weniger darum geht, mit einem tollen Pass zu glänzen“, sagte der Bundestrainer. Weitere Überraschungen dürften also nicht ausgeschlossen sein.