Adnan Ajdinovic (rechts) überzeugte beim Spiel in Hofherrnweiler als Abräumer im defensiven Mittelfeld, leitete aber auch einige Offensivaktionen ein. Foto: Günter Bergmann

Fußball
In einem sehr von Taktik geprägten Spitzenspiel ist N.A.F.I. geraume Zeit auf Augenhöhe mit dem Tabellenführer.

Zuffenhausen - Benjamin Bilger musste ein Weilchen warten. Der Coach des Tabellenführers der Fußball-Landesliga, der TSG Hofherrnweiler-Unterrombach, nahm sich die Zeit, bis Damir Bosnjak, Spielertrainer von N.A.F.I. Stuttgart, die Ansprache an seine Mannschaft beendet hatte. Dann marschierte Bilger lächelnd auf Bosnjak zu, tauschte ein paar Nettigkeiten aus und schloss mit einer bemerkenswerten Aussage: „Wir haben zwei richtig tolle Mannschaften.“ Der Mann hatte leicht reden, weil seine Mannschaft am Ende ein kleines Quäntchen toller war und damit Rang eins verteidigte. Dazu reichte ein einziger Treffer in einem vorrangig von Taktik geprägten Spitzenspiel – ein Tor das eigentlich nicht hätte zählen dürfen.

Schon vor dem Anpfiff sollte sich zeigen, dass der Gastgeber und Landesliga-Spitzenreiter neben dem Heimvorteil auch einen personelle Vorteil hatte. Während die TSG in Bestbesetzung inklusive ihres Oberliga-erfahrenen Winterpausen-Neuzugangs Daniel Queiroz Serejo antreten durfte, mussten die Stuttgarter auf eine ganze Reihe an Spielern verzichten. Franco Petruso, Wissem Aouadi und Benjamin Wohlfahrt fehlten krankheitsbedingt. Emre Yildizeli ist auf Hochzeitsreise, Schauki Djelassi gesperrt, und bei Erdem Akcan verhinderte der Beruf einen Einsatz. Zudem musste Louis Hörger seinen eigenen Umzug unterbrechen, um der Mannschaft nach Hofherrnweiler nachzureisen. Er konnte erst in Hälfte zwei eingreifen.

Keine guten Voraussetzungen für den Verfolger N.A.F.I., der mit einem Sieg Tabellenplatz eins hätte erobern können. Zumal die Stuttgarter schon in der Vorbereitungsphase mit einigen Problemen zu kämpfen gehabt hatten. „Das alles hat uns anfangs ein bisschen gehemmt“, urteilt Bosnjak. Zumindest in der Offensive, in der die Gäste in Hälfte eins kaum nennenswerte Aktionen zuwege brachten. Allerdings blieb auch der Spitzenreiter ohne große Tormöglichkeiten, da sich N.A.F.I. mit der Abwehrarbeit deutlich leichter tat als mit dem Angreifen.

Dennoch ging die TSG mit einer 1:0-Führung im Rücken in die Pause. Die leitete Patrick Faber ein, der N.A.F.I.-Verteidiger kurz vor dem Strafraum der Gäste attackiert hatte. Dies geschah zwar in einer Manier, die sehr viele Schiedsrichter mit einem Freistoß für Bozoglu geahndet hätten. Felix Prigan, der Unparteiische in dieser Partie, tat es nicht. Die Folge: Ein schneller Pass von Faber auf David Weisensee, der seinerseits auf Julian Köhnlein querlegte. Köhnlein wiederum vollstreckte geistesgegenwärtig zum 1:0.

Dieser Rückstand aus dem Nichts heraus weckte bei N.A.F.I. neue Energie. Langsam arbeiteten sich die Stuttgarter in die Partie, was allerdings auch davon begünstigt wurde, dass die Hofherrnweilener weiterhin auf ihre – zugegeben gute – Defensivarbeit setzten und auf Konterchancen lauerten. Die gab es jedoch erst gegen Ende der Begegnung, als die Stuttgarter praktisch alles nach vorne warfen. In den letzten 20 Minuten der Partie diktierte allein der Gast das Geschehen. Doch trotz ordentlicher Tormöglichkeiten durch Erdinc Bozoglu, der gleich zweimal mit Kopfballversuchen Pech hatte, oder Haris Grahic, der in guter Schussposition den Ball nicht richtig traf – die beste Offensive der Liga schaffte es diesmal nicht, das Runde im Eckigen unterzubringen. Verdient wäre es jedenfalls gewesen.

Bosnjak wollte deshalb nach dem Spiel nicht allzu hart mit seinem Team ins Gericht gehen. „Es war wichtig, dass meine Mannschaft trotz der ganzen Widrigkeiten Charakter gezeigt hat“, sagt der Spielertrainer. „An Tagen wie heute braucht man halt ein bisschen mehr Glück, als wir es hatten.“