Noch ist Ex-Profi Tobias Weis Spieler des TSV Weilimdorf. Und in wenigen Monaten ist er der Trainer des Teams. Foto: Tom Bloch

Fußball
Der TSV Weilimdorf überrascht auf dem Platz und hinter den Kulissen. Denn der neuen Coach ist schon längst da

Weilimdorf - Was für einen schönen Fußball-Sonntag hat sich das Team vom TSV Weilimdorf selbst beschert. Nicht nur, weil es gegen den Tabellenzweiten TSV Oberensingen wieder zurück zu seinem Nimbus als Favoritenschreck gefunden hat. Sondern weil – nicht minder überraschend – im Schnellverfahren die Trainerfrage gelöst wurde. Da am Ende der Runde sowohl Coach Daniel Goss als auch der Sportliche Leiter Manfred Porubek ihren Abschied nehmen werden, musste ein Nachfolger her. Und der fand sich wieder einmal in den eigenen Reihen: Ex-Profi Tobias Weis, derzeit noch Spieler, wird mit der Vorbereitung auf die Saison 2019/2020 in Weilimdorf die erste Trainerstation seiner Karriere antreten.

Jedenfalls reiste der TSV Oberensingen als Tabellenzweiter mit breiter Brust an die Giebelstraße. Schließlich stellt die Mannschaft den besten Angriff der Liga und blieb in den vergangenen sieben Spielen ungeschlagen. Und doch zeigen sich die Gäste an der Giebelstraße verwundbar. Denn wie man diese angriffslustige Truppe im Zaum halten kann, hat der TSV Weilimdorf in der ersten Hälfte par excellence vorgeführt: Früh stören, Druck auf den ballführenden Spieler entwickeln, zu ungenauen Befreiungsabspielen zwingen, auf Ballgewinne lauern. Nur wenige Chancen hatten die Oberensinger durch schnelle Konter, die meist von Philip Kühnert über die linke Achse ausgeführt wurden. Aber spätestens ab der Mittellinie des Kunstrasenplatzes regierten die Platzherren. Und wie! Lohn der Mühe war der Führungstreffer von Carmine Pescione, der sich nach einem Ballgewinn blitzschnell freilief, Torwart Ali Sahin ausspielte, und den Ball ungehindert ins Gehäuse rollen ließ.

Die Oberensinger hatten dagegen sichtlich Mühe, mit der aggressiven Spielweise der Nord-Stuttgarter zurecht zu kommen. In der 37. Minute zog Fatih Özkahraman nach Zuspiel durch Philip Kühnert ab, traf aber nur das Außennetz – der erst zweite Vorstoß vor das Weilimdorfer Tor in dieser Partie. Daran konnte auch Özkahraman nichts ändern, mit 21 Treffern bis dahin der Top-Torjäger der Landesliga, Staffel zwei. Dafür sorgte der kollektive Druck des geschlossen auftretenden Weilimdorfer in der 43. Minute für das nächste Glücksgefühl. In einer ähnlichen Situation wie zuvor Pescione, war es dieses Mal der laufstarke Daniel Baierle, der sich über die Mitte freilief, angespielt wurde, den Oberensinger Keeper austrickste und locker flockig zur 2:0-Führung erhöhte. Doch eine kurze Unaufmerksamkeit in der Abwehrkette der Platzherren führte dazu, dass Philip Kühnert auf Alex König passen konnte, der den Ball an Ferdi Er weitergab, der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann für den Anschlusstreffer sorgte.

Fazit der ersten 45 Minuten: Der TSV Weilimdorf zeigte bravourös, wie man den besten Angriff der Liga in Zaum halten kann. Dann aber begann die zweite Hälfte. Und hier zeigten die Gäste, warum sie über den besten Angriff der Liga verfügen – sobald man ihnen die Räume lässt. Dies taten die Gastgeber sträflich. Auf einmal wurde es richtig brenzlig vor dem Kasten von Weilimdorfs Keeper Dominik Ferdek. Und schnell war klar, dass sich die Gastgeber tunlichst nicht auf der recht knappen Führung ausruhen sollten. Denn auf einmal waren es die Weilimdorfer, die nur noch reagieren konnten. So wie Josip Cacic in der 67. Minute, der einen kurzen Moment unaufmerksam war – und daraufhin zu ungestüm. Sein Foul an Alex König im Strafraum führte zu einem Elfmeter, bei dem Fatih Özkahraman Ferdek keine Abwehrchance ließ.

Doch statt sich nun vom Favoriten auseinander nehmen zu lassen, setzte die TSV-Truppe wieder auf die Tugenden der ersten Hälfte und sorgte kräftig für Druck auf die Oberensinger Akteure. Und wieder kam es zur Belohnung: In der 80. Minute landete ein Abpraller nach einem Weilimdorfer Eckball direkt vor den Füßen von Tamer Fara, der aus rund 30 Metern abzog und mit diesem Schuss den Treffer zum 3:2-Endstand markierte.

„Auf das haben wir gesetzt, wir waren nicht mit einem möglichen Punktgewinn zufrieden“, sagte Manfred Porubek, „dennoch braucht man in so einer Situation auch eine gute Portion Glück, und die hatten wir.“ Der sportliche Leiter sah sein Team als verdienten Gewinner. „Wir haben taktisch sehr diszipliniert gespielt und so haben wir uns gegen eine Spitzenmannschaft selbst belohnt.“ Noch acht Spieltage lang steht er gemeinsam mit Trainer Daniel Goss am Seitenrand, bevor sie jeweils, wie längst angekündigt, aus ihren Ämter scheiden. „Nein, Wehmut ist da nicht viel dabei. Wenn wir jetzt sehen, wie das Team durchzieht, dann können wir aber stolz sein, auf das was wir in den letzten zwei Jahren auf die Beine gestellt haben“, sagte Porubek. Stolz auf die Leistung seines Teams am 22. Spieltag kann er allemal sein.