Tobias Oesterwinter (Mitte) erzielte zwar einen Treffer für den SC, tat dies aber aus einer Abseitsposition heraus. Foto: Eibner-Pressefoto

Nach zwei Siegen zum Auftakt endete die Serie des SC Stammheim. Der Aufsteiger unterlag in der Landesliga dem SV Bad Boll – wie schon vor sechs Wochen im WFV-Pokalwettbewerb.

Stammheim - Nach zwei Spieltagen waren in der Fußball-Landesliga noch sechs der 16 Mannschaften ungeschlagen. Einen Spieltag später hat sich die Zahl auf drei reduziert: Den neuen Tabellenführer SV Ebersbach, den zweitplatzierten Titelanwärter TSV Weilheim und den TSV Bad Boll, der am Sonntag seinen Teil dazu beigetragen hat, dass der SC Stammheim nicht mehr zum Kreis der Ungeschlagenen gehört. Dabei hatten sich die Nord-Stuttgarter bei den Bad Bollern eigentlich für die 0:3-Niederlage im WFV-Pokalwettbewerb revanchieren wollen. Doch statt dessen setzte es die erste Punktspiel-Pleite in der laufenden Saison. Mit 1:3 unterlag der SC, und es war verdient. Was zum einen an der cleveren Spielweise der Gäste, zum anderen an den Stammheimern selbst lag, die diesmal nicht die Tugenden abrufen konnten, die sie in den ersten beiden Saisonspielen ausgezeichnet hatte. „Wir haben eine Klasse schlechter gespielt“, urteilte Stammheims Coach Thomas Oesterwinter

Lob gab es trotzdem: „Das war ein hartes Stück Arbeit für uns“, sagte TSV-Spielertrainer Benjamin Geiger. „Stammheim hat auf jeden Fall die Qualität, um in der Liga zu bleiben.“ Am Willen hat es den SC-Kickern jedenfalls nicht gefehlt. Aber der TSV war einfach in allen Belangen einen entscheidenden Tick besser und vor allem wacher. Wo sich der SC immer wieder Fehler im Passspiel leistete, kombinierten die Gäste ebenso flink wie präzise; wo die Stammheimer Spieler nach einem Ballverlust zumeist verärgert stehenblieben, setzten die Bad Boller sofort zur Rückeroberung des Spielgeräts an; wo die Nord-Stuttgarter in Tornähe häufig zu zögerlich oder zu überhastet reagierten, produzierte der TSV mit fast jeder Chance akute Gefahr.

Beispielsweise in der 7. Minute, als der Gast seine durch die Unentschlossenheit der Stammheimer Hintermannschaft begünstigte erste Möglichkeit zur Führung nutzte: Nach einer Balleroberung durch Michael Heilemann folgte der Pass auf Sebastian Aust. der wiederum für Anastasios Zuljevic auflegte. Dessen ersten Schuss konnte SC-Schlussmann Milan Jurkovic noch abwehren, allerdings nur vor die Füße von Zuljevic, der im zweiten Versuch traf. Beim 2:0 in der 27. Minute hatte Heilemann aus 18 Metern abgezogen und den Ball unhaltbar für Jurkovic im Netz untergebracht. „Ein blödes Tor und ein Glücksschuss“, urteilte der Stammheimer Trainer. Wobei der TSV schon zu diesem Zeitpunkt hätte höher führen können . Ein Mal hatte Zuljevic sein Ziel nur um Zentimeter verfehlt, ein anderes Mal musste Jurkovic erst gegen Sebastian Aust, dann kurz darauf gegen Zuljevic klären.

Doch wie erwähnt: An Willen mangelte es dem Liga-Neuling nicht, der sich zurück in die Partie kämpfte und seinerseits zu Chancen kam. In der 30. Minute scheiterte Tobias Oesterwinter an Bolls Torwart Marc Scherrenbacher. Der TSV-Keeper fällte in der 36. Minute den durchgebrochenen Dominick Maier im Strafraum, aber der Elfmeterpfiff des Unparteiischen blieb aus. Aber Sekunden vor der Pause sollte dem SC der Anschluss gelingen: Einwurf Emre Yildizeli, Kopfballverlängerung Michael Schunger, Kopfball Christian Schwalb zum 1:2 – so einfach kann Fußball sein.

Der Treffer gab dem Aufsteiger jedenfalls neuen Auftrieb. Alexander Herzog marschierte in der 48. Minute in den Strafraum und ging dort zu Boden , aber erneut verzichtete der Schiedsrichter darauf, einen Strafstoß zu verhängen. In der 51. Minute landete ein Freistoß von Matthias Kassaye knapp neben dem Boller Tor. Da zeigte sich der TSV effektiver und vor allem flinker. In der 58. rollte in Konter in Richtung Tor der Platzherren: Abschlag von Keeper Scherrenbacher, Flankenlauf von Pascal Hartmann nebst abschließendem Querpass auf den mitgelaufenen Nico Bräuning, der zum 3:1 vollendete.

Waren die Nord-Stuttgarter nach dem Rückstand in der ersten Hälfte noch ein wenig in Schockstarre gefallen, blieb dieser Negativeffekt in Durchgang zwei aus. Der SC drängte vehement, meist aber eben auch genauso einfallslos wie vor der Pause auf den Anschluss. Dennoch boten sich einige gute Möglichkeiten zur Ergebniskorrektur. In der 65. Minute zog Emre Yildizeli nach einem klug gespielten Pass des eingewechselten Thomas Quast ab, traf aber nur die Lattenoberkante. In der 77. Minute wuchtete Tobias Oesterwinter eine Kopfballvorlage von Michael Schunger ins Netz, tat dies aber aus Abseitsposition. Und in der 85. Minute verhinderte Scherrenbacher mit einem Klasse-Reflex ein Kopfballtor von Leonardo Marra.

Coach Thomas Oesterwinter nahm die erste Niederlage in der Landesligageschichte des SC Stammheim gelassen: „das wird uns nicht zurückwerfen.“