Danielle und Bogdan Ivascu sind seit gut einem Jahr verheiratet, sie stammt aus Rotterdam, er aus Bukarest. Foto: Privat

Wenn am Abend die EM in Frankreich startet, sitzen Millionen Fans gebannt vor dem Fernseher. Der Oeffinger Tennistrainer Bogdan Ivascu ist einer von ihnen – und freut sich zudem über ein anderes aktuelles Sportereignis.

Fellbach-Oeffingen - Es schüttet an diesem Tag wie aus Kübeln am Oeffinger Tennisgelände, doch Bogdan Ivascu strahlt dennoch über beide Ohren. Der 38-jährige Rumäne ist hauptamtlicher Cheftrainer beim TVOe, die erste Einheit startet in einer halben Stunde. „Zum Glück können wir ja in die Halle, das Tennisspielen lasse ich mir nicht nehmen“, sagt er mit einem Lächeln. Und da gibt es ja noch einen Grund zur Freude: „An diesem Freitag geht’s endlich los!“

Gemeint ist das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft am Abend in Paris, Gastgeber Frankreich empfängt die Auswahl Rumäniens. Eine besondere Begegnung auch für Bogdan Ivascu: „Das packt mich schon. Ich weiß zwar nicht, wie groß unsere Chancen sind – schließlich gehören die Franzosen zu den Topfavoriten“, sagt er. „Aber ich bin in jedem Fall sehr stolz darauf, dass Rumänien anfangen darf.“

Trauer über die verpasste Teilnahme der Niederländer

Der erste Aufschlag bei der Europameisterschaft 2016 gebührt also Rumänien. „Vor meiner Frau spreche ich das allerdings nicht allzu oft an“, schmunzelt der 38-Jährige. Seit Mai 2015 ist er mit Danielle verheiratet, sie stammt aus den Niederlanden. Die große Fußballnation hat die Qualifikation für die nun beginnende Endrunde verpasst, auch im Hause Ivascu in Fellbach wird seit Monaten darüber geflachst. „Das ist schon eine verrückte Geschichte, wirklich. Nicht nur für meine Frau, sondern für alle Holländer – das Thema darf man auf keinen Fall zu offensiv ansprechen“, sagt Bogdan Ivascu, dem die Oranjes beim Kontinentalwettbewerb allerdings auch fehlen werden. „Ich bin ehrlich gesagt traurig darüber, dass sie nicht dabei sind, denn ich mag die Fußballer aus den Niederlanden und die Art, wie sie spielen. Aber ich hoffe, dass sie schnell wieder auf die große Fußballbühne zurückkehren werden.“

Mit Blick auf Rumäniens Fußball fällt vielen Fans und Experten schnell ein Name aus der Vergangenheit ein – bei Bogdan Ivascu ist es nicht anders: „Gheorghe Hagi, der Kapitän der WM-Mannschaft 1994 in den USA. Das war unsere goldene Generation“, schwärmt er. In Rumänien hofft man wieder auf eine Rückkehr in beste Fußballzeiten mit neuen Talenten. „Ich bin richtig gespannt, wir haben viele junge Spieler. Zwar ist die Erfahrung nicht so da, aber die Jungs haben bei der Europameisterschaft nichts zu verlieren“, analysiert Bogdan Ivascu.

Hoffnung auf einen Boom des Fußballs in der Heimat

Dabei hofft der Oeffinger Trainer auf einen ähnlichen Boom, wie ihn jüngst der Tennissport in seiner Heimat erlebte. Die Fans haben dort nicht nur das runde Leder im Blick. „Wie in so vielen Ländern ist Fußball auch in Rumänien die Sportart Nummer eins, aber Tennis folgt schon dicht dahinter“, sagt der mehrmalige rumänische Meister. „Mit Simona Halep haben wir eine absolute Topspielerin bei den Damen, die Herren hinken da noch etwas hinterher. Aber der Nachwuchs ist vorhanden.“ Dass die Stuttgarter Region in diesen Tagen nicht nur dem EM-Start entgegenfiebert, sondern mit dem Tennisturnier auf dem Killesberg einen weiteren sportlichen Höhepunkt bietet, freut Bogdan Ivascu ganz besonders: „Für die Stuttgarter Fans ist es einfach toll, einmal die Tennislegende Roger Federer live zu sehen. So was hat man nicht alle Tage.“

Wenn es um die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich geht, hat der in Bukarest geborene Tennislehrer allerdings nicht nur die rumänische Mannschaft im Blick. „Ich bin 50:50 für Rumänien und für Deutschland, da gibt es in meinem Herzen keinen Favoriten“, sagt Bogdan Ivascu, der seit drei Jahren auch einen deutschen Pass besitzt. „Ich würde mir wünschen, dass Rumänien im Finale auf Deutschland trifft. Dann kann ich mir das Spiel ganz entspannt anschauen – für mich wäre das eine klassische Win-Win-Situation.“

Doch erst einmal gilt es, das Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber zu bestreiten. Bogdan Ivascu kann seine Vorfreude nicht verbergen – und ebenso wenig seinen Optimismus: „Ich glaube fest an einen Sieg! Wir erwischen die Franzosen auf dem falschen Fuß und gewinnen 2:1.“