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Was kann die Fußball-Bundesliga noch tun gegen die Übermacht des FC Bayern? Davids Steinschleuder ist im Fußball nicht erlaubt. „Und Aufweichung der 50+1-Regel löst nicht das Problem“, schreibt StN-Autor Gunter Barner, „denn ganz gleich wie viel Kohle die Clubs kassieren, die Bayern haben immer am meisten.“

Stuttgart - Das Studium der Tabelle fühlt sich an wie damals Mathe vor dem Abi. Keine Ahnung wie der Einser-Wolfi das macht, du bist dir aber sicher, dass der Pythagros nicht bei Paok Saloniki kickt. Der Klassenbeste aus dem alpenländischen Bergvolk steht jedenfalls so unangefochten auf dem Gipfel, dass der Hoeneß Uli mit dem Sieger-Gähn, Pardon, -Gen, schon wieder die Lederhosen trägt und mit feuchten Händen nach dem Feldstecher kramt: Ja, wo laufen sie denn? Weit hinten. Mit 18 Punkten Rückstand.

Abo auf die Meisterschale

Was damals wie heute die Frage aufwirft: Ist der Wolfi blitzgescheit und du selbst nur strunzdoof? Bevor die Diskussion darüber in Sphären abgleitet, in denen die Sportsfreunde erörtern, ob es kurz vor dem Abi hilfreicher ist, die Mitternachtsformel zu büffeln oder Babsi, der Französischlehrerin, schöne Augen zu machen, halten wir uns an die Fakten: Die Weltauswahl aus dem Freistaat hat die Meisterschale abonniert.

Das ist eine gute Nachricht für alle, die es gut mit den Bazis meinen. Und eine schlechte für die Anhänger der These, wonach das Schöne am Fußball noch immer ist, dass David dem Goliath auch mal ein Bein stellen kann. Die Steinschleuder allerdings ist aus Gründen der körperlichen Unversehrtheit verboten, weshalb sich die Mainzer zwar anderweitig mühten, am Ende aber ernüchtert feststellen mussten: Wir sinn ihne net uff de Schlich gekomma. Nach 21 Spieltagen und erst zwei Niederlagen für den FC Bayern rätselt die Liga: Was kann jetzt noch helfen? Lizenzentzug wegen übertriebenen Reichtums, Altersgrenze für Bayern-Trainer, Weißbierverbot von Ulm bis Freilassing, das Comeback von Lothar Matthäus?

Chef auf dem Platz bleibt der Verein

Wie meistens, wenn der Fluss der guten Ideen versiegt, kommt die Rede auf den Geldstrom. Da die herkömmlichen Quellen wie Ticketverkauf, Marketing, Sponsoring, Merchandising und TV-Vermarkung zwar sprudeln, aber keinen nennenswerten Zuwachs mehr versprechen, doktert die halbe Liga in Gedanken an einer Regel herum, die verspricht, dass Investoren nicht die Mehrheit der Anteile an einem Club erwerben können. 50+1 eins bedeutet: Chef auf dem Platz bleibt der Verein. Und wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel.

Weil nichts für die Ewigkeit ist, macht die Lobby des geldhungrigen Teils des Fußballs für eine Lockerung der Bestimmungen mobil. Martin Kind etwa, Präsident und seit Jahrzehnten Big Spender von Hannover 96, hätte sein Spielzeug gern für sich allein. Aber die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ziert sich noch. Gut möglich, dass bald schon die Gerichte darüber entscheiden. Juristen prophezeien: Gegen 50+1, für den ungebremsten Einzug der Investoren.

Zwar fahren auch die Ultras nicht mehr mit der Postkutsche zu den Spielen, aber sie hätten ihren Fußball lieber pur: Ohne irrsinnige Ablösesummen, fette Spielergehälter und Kasperletheater vor den Vip-Logen der Fußball-Spekulanten. Weil dieser Part der Fangemeinden die Spielmacher der Fußballverbände ohnedies so sehr schätzt wie Schimmel auf der Marmelade, könnte die nächste Zeit im Profifußball unterhaltsamer werden als das Dargebotene selbst.

Die Bayern kriegen immer am meisten

Für die Erkenntnis muss aber niemand Mathe studiert haben: Noch mehr Futter für die Geldeintreiber der Branche löst nicht das Problem mit der Übermacht des Klassenbesten. Denn ganz gleich wie viel Kohle die Clubs irgendwann kassieren. Die Bayern kriegen immer am meisten.