Damir Hadzic (rechts) erzielte per Freistoß in der Nachspielzeit der Partie bei der Spvgg Möhringen den 2:1-Siegtreffer für Croatia Stuttgart. Foto: Günter Bergmann

Die Elf vom Kräherwald schlägt Spitzenreiter N.A.F.I.. Der SSV steht inzwischen als zweiter Absteiger fest.

Stuttgarter Norden - Und zack, da ist er wieder offen, der Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Bezirksliga. Ein Verdienst des MTV Stuttgart, der dem aktuellen Tabellenführer N.A.F.I. Stuttgart die fünfte Saisonniederlage zufügte. Damit ist das Punktepolster des Spitzenreiters auf den zweitplatzierten SV Bonlanden, der sich bei der abstiegsgefährdeten TSVgg Münster zu einem 2:1 mühte, einen Zähler zusammengeschrumpft. Doch nicht nur N.A.F.I. zeigt Nerven. In der Schlussphase der Partie zwischen dem Tabellendritten Türkspor Stuttgart und dem TSV Rohr flogen die Fäuste, was eine Reihe roter Karten nach sich zog. Am anderen Ende der Tabelle haben sich Croatia Stuttgart durch ein 2:1 in Möhringen und die Sportvg Feuerbach durch ein 7:3 beim Schlusslicht FC Stuttgart-Cannstatt weiter Luft verschafft. Für den SSV Zuffenhausen ist dagegen ihre Zeit in der Bezirksliga vorbei. Seit der 2:3-Pleite gegen die Spvgg Cannstatt steht der SSV als zweiter Absteiger fest.

Im November 2015 trafen N.A.F.I. Stuttgart und der MTV Stuttgart zum ersten Mal in der Bezirksliga aufeinander. Die Partie endete für die Elf vom Kräherwald mit einer 1:6-Pleite. „Daraus haben wir unsere Lehren gezogen“, sagt Francesco Mazzella di Bosco, damals wie heute Trainer des MTV. Im Rückspiel gelang die Revanche, womit die Brücke zur aktuellen Saison geschlagen wäre. Denn auch hier hat der MTV sein Heimspiel verloren, gewann aber nun den zweiten Vergleich mit 1:0. „Es ist eine Riesenleitung meiner Mannschaft, bei N.A.F.I. ohne Gegentor zu bleiben“, lobte Mazzella di Bosco seine Kicker. Doch auch N.A.F.I.-Coach Damir Bosnjak zollte dem Gegner Respekt: „Der MTV hat sehr gut verteidigt.“ So gut, dass der Spitzenreiter zwar reichlich Ballbesitz hatte, aber kaum zu Tormöglichkeiten kam. Doch die Gäste verteidigten nicht nur gut, sie konterten auch ganz passabel. Bei den ersten beiden schnellen Gegenangriffen hatte Willie Sauerborn noch Pech: Erst lenkte N.A.F.I.-Keeper Hüsrev Kop seinen Schuss an die Latte, beim zweiten Versuch verzog der MTV-Spieler. Doch im dritten Anlauf in der 67. Minute sollte es klappen: Balleroberung Sauerborn, Pass zu Jan Zajfert, der das Spielgerät auf Friedrich Pfeifer Koelln weiterleitete. Letzterer startete auf der linken Angriffsseite durch und legte schließlich für den mitgelaufenen Michael Polenske zurück. Das MTV-Urgestein vollendete zum 1:0. Worauf die Platzherren mit noch mehr Eifer, aber weiterhin ohne Wirkung versuchten, den Abwehrriegel der Gäste zu knacken. Damit nicht genug: Ugur Capar und der Spielertrainer Damir Bosnjak mussten vorzeitig und verletzt vom Feld. „Das war so ein Tag, da kommt wirklich alles zusammen“, sagt Bosnjak.

Wie unterschiedlich die Geschmäcker sein können, zeigte sich in der Partie des SC Stammheim beim SV Sillenbuch. „Für den Trainer war das Spiel eine Katastrophe“, sagt SC-Coach Thomas Oesterwinter. Dagegen amüsierten sich die Zuschauer, die das 4:3-Spektakel betrachteten, bestens. Denn beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Und auch die Tore waren zumeist sehenswert. Der 0:1-Rückstand für den SC entstand in der 20. Minute, als sich Torwart Milan Jurkovic bei einem Zweikampf an der Seitenlinie (!) den Ball abluchsen ließ. Doch dann schlugen die Gäste zurück, und dies zweimal. In der 30. Minute traf Sergio Mavinga aus dem Gewühl heraus zum 1:1 und ließ nach Steilpass von Georgios Kotsinas drei Minuten später das 2:1 folgen. Per Handelfmeter glichen die Sillenbucher noch vor der Pause aus. Doch in der 56. Minute brachte Paul Beck, A-Juniorenspieler in den Reihen des SC, seinen Club erneut in Front. Zwar konnten die Sillenbucher erneut ausgleichen, doch mit Mavingas dritten Treffer zum 4:3 beendeten die Nord-Stuttgarter ihre Serie von vier Spielen ohne Sieg.

Auch bei der Sportvg Feuerbach machte sich Erleichterung breit. Mit dem 7:3 beim bereits abgestiegenen Tabellenschlusslicht FC Stuttgart-Cannstatt haben sich die Feuerbacher ein Stück weit von der Gefahrenzone absetzen können. Und so nutzte Spielertrainer Roland Filipovic die Gelegenheit, um ein besonderes Lob auszusprechen: „Ich danke unserer zweiten Mannschaft und ihrem Trainer Jochen Weber“, sagte Filipovic. „Ohne die Jungs wäre ein Spielbetrieb der ersten Mannschaft nicht möglich.“ Auch in der Begegnung beim FC standen einige Aushilfskräfte aus der Reserve im Kader. Die Sportvg hatte die ersten 20 Minuten der Begegnung verschlafen. Das hatte zunächst einen 0:1-Rückstand zur Folge. Doch erst als kurz darauf der Pfosten des Sportvg-Tores das 2:0 für den Tabellenletzten verhinderte, kamen die Gäste ins Rollen. Mahran Hussein, Amir Limani, Vaidas Rocys und Christopher Kaminski wandelten den Rückstand bis zur Pause in eine 4:1-Führung um. In Hälfte zwei vergrößerten Maximilian Eisentraut, Rocys und Yannick Häringer die Torausbeute der Feuerbacher. Der FC verkürzte zwar noch zweimal. Aber den Sieg der Sportvg konnten die Gastgeber nicht mehr in Gefahr bringen.

Wie die Feuerbacher hat auch Croatia Stuttgart einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Klassenverbleib getan. Wobei sich das Team von Trainer Branimir Bresic wahrscheinlich noch Tage später fragt, wie es überhaupt zu dem 2:1-Erfolg im Kellerduell bei der Spvgg Möhringen kommen konnte. Denn die Möhringer machten mehr Druck, hatten mehr Torchancen – und deutlich mehr Pech. Schon in der Anfangsphase verhinderte der Pfosten des Croatia-Tores, dass die Gäste in Rückstand gerieten. Noch zweimal sollten in dieser Begegnung Pfosten und Latte einen Treffer der Platzherren verhindern. Dafür kamen die Kroaten in der 10. Minute zu einem Elfmeter. Pero Mamics Kopfball war an der Hand des Möhringer Abwehrspielers Steven Jordan gelandet, der Unparteiische entschied auf Elfmeter. Haris Vrabac verwandelte den Strafstoß sicher. In Hälfte zwei änderte sich am Kräfteverhältnis nichts. Auch nicht, als die zweite Hälfte der zweiten Hälfte angepfiffen wurde. Denn die Partie hatte nach 55 Minuten wegen Gewitters unterbrochen werden müssen. Nach fast 45 Minuten wurde sie fortgesetzt – und die Gäste kalt erwischt. Der Spvgg gelang der Ausgleich. Allerdings blieb der letzte Treffer der Partie den Kroaten vorbehalten. Die gütige Mithilfe des Möhringer Schlussmanns Martin Brodbeck, der in der Nachspielzeit einen eigentlich harmlosen Freistoß von Damir Hadzic durchrutschen ließ, bescherte Bresics Team einen nicht für möglich gehaltenen Sieg.

Was sich seit Rundenbeginn angedeutet hat, ist seit Sonntag Wirklichkeit. Durch die 2:3-Niederlage gegen die Spvgg Cannstatt ist für den SSV Zuffenhausen, der nur am ersten Spieltag einen Nichtabstiegsplatz belegt hat, der Klassenverbleib nicht mehr möglich. „Das war’s“, sagt SSV-Coach Emrah Uyar. Die Zuffenhäuser hatten schwer in die Partie gefunden und kassierten schon in der 11. Minute den ersten Gegentreffer. „Leider haben wir uns erst dann aufs Fußballspielen besonnen“, sagt Uyar. Immerhin konnte Kevin Hachenbruch für die Platzherren ausgleichen. Und auch nach dem Doppelschlag der Gäste kurz nach der Pause stemmte sich der SSV gegen die Niederlage. Allerdings kam das 2:3 durch Kevin Hachenbruch zu spät, um das Blatt noch zu wenden.