Selten kamen die Spieler des SV Perouse so gut voran wie Tarik Ören (Mi.) gegen den FC Marbach – der einzige Sieg gelang mit 3:2 über den VfB Neckarrems am 10. September. Foto: Andreas Gorr

Der SV Perouse überwintert in der Fußball-Bezirksliga als Schlusslicht, weil sieben Akteure den Verein angesichts einer Misserfolgsserie verlassen haben.

Man könnte meinen, dass beim SV Perouse kurz vor Weihnachten der viel zitierte Baum brennen müsste – das Team ist mit nur fünf Zählern aus zwölf Bezirksliga-Partien Tabellenletzter, der Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt bereits sechs Punkte. Doch Trainer Erkan Kilic wirkt wie ein Fels in der Brandung und ist die Ruhe selbst. „Es war von vornherein klar, dass es eine schwierige Saison wird. Dass sie sich so entwickelt, war allerdings nicht zu erwarten“, erzählt der Coach, der den Rutesheimer Teilort-Club vor dieser Saison übernommen hat, zu dem er eine besondere Beziehung hat: Vor 30 Jahren begann seine Spielerkarriere hier, vor 20 Jahren seine Laufbahn als Trainer.

 

Schon die Saisonvorbereitung war in Kilics‘ Augen reichlich „desolat“: Von dem nominellen 24-Kader waren gerade einmal acht bis zehn Spieler bei den Trainingseinheiten dabei, viele waren im Urlaub. Kilic rechnete mit einem schwierigen Saisonstart wegen des Konditionsrückstands vieler Akteure – doch vier seiner fünf Punkte holte der SV Perouse aus den ersten beiden Saisonspielen, unter anderem dem einzigen Sieg (3:2) im ersten Heimspiel gegen den VfB Neckarrems. „Es war wohl eher so, dass wir von der fehlenden Fitness der anderen Clubs profitiert haben“, vermutet der SV-Trainer.

Doch in den folgenden Spielen gab es nur noch Niederlagen für die SV-Kicker – und dabei verloren einige Akteure offenbar die Lust am Fußball. Insgesamt sieben Spieler ließen sich einfach nicht mehr blicken. Um den Kader aufzufüllen, kamen Akteure hinzu, die zuletzt nicht bei einem Verein unter Vertrag gestanden waren. „Inzwischen haben wir wieder einen 20er-Kader, aber es gab natürlich keine Konstanz in der Mannschaft“, kommentiert Kilic die Serie von Niederlagen seiner Elf. Hadern ist seine Sache dennoch nicht, im Gegenteil: „Die Einstellung der Mannschaft ist besser geworden, seit wir nur noch Spieler haben, die sich mit dem Verein identifizieren“, sagt er.

Trotz nur eines Punktes aus den vergangenen zehn Partien hat Kilic Lob für sein Team mit zahlreichen Spielern der Jahrgänge 2001 und 2002 übrig: „Wir haben uns in keiner einzigen Begegnung abschlachten lassen, spielerisch waren wir teilweise sogar besser. Chancenlos waren wir nur im Kellerduell in Schwieberdingen, weil der Gegner die bessere Einstellung hatte“, erzählt der SV-Coach.

Der Wurm steckt im Sturm

Er weiß auch genau, dass der Wurm im Sturm steckt: Ganze elf Treffer erzielten die Perouser, selbst der ebenfalls auf einem Abstiegsplatz liegende TSV Münchingen hat doppelt so viele geschossen. „Natürlich haben wir zu wenig Tore erzielt. Aber auch hier ist positiv: Chancen spielen wir uns in ausreichender Zahl heraus“, behält Kilic den positiven Blick auf sein Team bei. Pech hatte der Verein zudem, dass eines der beiden Unentschieden – das 0:0 gegen Kornwestheim – mit 0:3 für den Gegner gewertet wurde, da der SV einen nicht berechtigten Spieler eingesetzt hatte.

Coach Kilic gibt noch nicht auf

Mit nennenswerten Verstärkungen für die Rückrunde rechnet der Coach nicht. „In dieser Tabellensituation ist es schwierig, Spieler zu uns zu locken“, ist er sich bewusst. Dennoch hat er die Hoffnung auf den Klassenverbleib nicht aufgegeben. „Die Liga ist schwächer als im vergangenen Jahr, andere Teams haben auch noch nicht so viel gepunktet“, findet er. Und tatsächlich liegen der TSV 1899 Benningen und der TSV Münchingen nur einen beziehungsweise zwei Zähler vor dem SV Perouse, der zudem noch ein Nachholspiel mehr in der Hinterhand hat. Zudem setzt Kilic auf den nunmehr stabilen Kader. „Ich bin überhaupt nicht deprimiert. Ich mag die Arbeit mit meinen Jungs“, stellt er klar. Nun: Startpunkt für die scheinbare „Mission impossible“ Klassenverbleib ist der Trainingsauftakt am 15. Januar.