Führerschein mit 17 – ein Angebot, das viele Heranwachsende in Anspruch nehmen Foto: dpa

Macht begleitetes Fahren mit 17 Baden-Württembergs Straßen sicherer? Experten sagen ja ­- und überlegen, wie das bei Jugendlichen immer beliebtere Modell verbessert werden kann.

Stuttgart - „Es ist schon sensationell, wie das Begleitete Fahren mit 17 (BF-17) eingeschlagen hat“, sagt Robert Newart, Geschäftsführer der Landesverkehrswacht Baden-Württemberg, mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Denn gut sieben Jahre nach seiner Einführung erfreut sich der Führerschein mit 17 bei den Jugendlichen im Land immer steigender Beliebtheit. Seit 2008 dürfen sich Fahranfänger in Begleitung bereits ein Jahr früher hinters Steuer setzen. Mittlerweile ist die Zahl der Prüflinge um 65 Prozent angestiegen. In den vergangenen zwei Jahren machten im Land sogar mehr Jugendliche den BF-17-Schein als den traditionellen PKW-Führerschein der Klasse B.

„Die Tendenz ist weiter stark steigend“, sagt Jochen Klima. Für den Vorsitzenden des Baden-Württembergischen Fahrlehrerverbands sind es in erster Linie pragmatische Gründe, die Jugendliche dazu animieren, sich für das Modell Führerschein mit 17 zu entscheiden. Einerseits sei für viele der Zeitraum günstiger, weil so die Führerscheinprüfung nicht in die Phase der Schulabschlüsse falle. Andererseits locke Jugendliche die Regelung, dass beim BF-17-Schein die Fahrberechtigung für den Roller (Klasse M/ bis 50ccm) ohne zusätzliche Prüfungen mit inbegriffen sei.

Verkehrsexperten sehen den Trend positiv. Denn noch immer ist der Anteil der 18- bis 24-Jährigen an den Verunglückten auf Deutschlands Straßen überdurchschnittlich hoch. „Mangelnde Erfahrung paart sich hier mit jugendlicher Risikobereitschaft“, erklärt Jochen Klima. Genau hier soll das Modell BF-17 ansetzen. In Deutschland sind 97 Prozent der Begleitpersonen, die mindestens 30 Jahre alt sein müssen die Erziehungsberechtigten. Sie können den Anfängern die nötige Ruhe vermitteln.

Ob der Führerschein mit 17 den Fahranfängern auch für die Zeit nach ihrem 18. Lebensjahr mehr Sicherheit verspricht, hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) untersucht. Laut ihrer Studie ist das Risiko, einen Unfall zu verursachen, bei Fahranfängern im ersten Jahr nach der Begleitphase gegenüber regulären Fahranfängern um etwa 19 Prozent niedriger. In einer Projektgruppe der Bundesanstalt wird derzeit diskutiert, wie sich in Deutschland das Fahren in Begleitung weiterentwickeln lässt. „Man kann Ältere aber gegebenenfalls auch noch Jüngere Fahrer mit einbeziehen“, , sagt Georg Willmes-Lenz, Referatsleiter Fahrausbildung bei der Bast. Er orientiert sich auch an Ländern wie den USA, Kanada oder Australien, wo grundsätzlich jeder Fahranfänger seine erste Zeit hinter dem Steuer ausschließlich in Begleitung verbringt.