Mit aufsteigender Form: Frisch-Auf-Spielmacher Michael „Mimi“ Kraus. Foto: Baumann

Michael „Mimi“ Kraus (32) machte auf dem Spielfeld zuletzt Werbung in eigener Sache. Dennoch zögert Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen mit der Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags. Aus verschiedenen Gründen.

Göppingen - Das Lauftraining von Göppingens Coach Magus Andersson dauert ein bisschen länger als geplant. Michael Kraus meldet sich und bittet um zehn Minuten Aufschub. Dann kommt er pünktlich zum vereinbarten Termin. Es gab schon Zeiten, da hätte der Lebemann nicht zwingend das Handy gezückt, um die Mini-Verspätung mitzuteilen. Im letzten Viertel seiner Karriere hat der Weltmeister von 2007 seine Lektionen offenbar gelernt. Außerhalb des Feldes. Und innerhalb. In den vergangenen Wochen hat Kraus seine Leistung deutlich stabilisiert. Er hat die Fäden im Frisch-Auf-Rückraum fest in der Hand. Zuletzt in Lemgo warf er zudem acht Tore, bei nur elf Versuchen. Woran der Aufwärtstrend liegt? „Ich bin endlich verletzungsfrei und fühle mich körperlich so fit wie lange nicht“, sagt Kraus mit der Miene des zutiefst Überzeugten.

Kraus besitzt Fähigkeiten wie kein anderer Mittelmann

Es gibt in Deutschland nach wir vor keinen zweiten Mittelmann, der im Angriff diese Fähigkeiten besitzt: den unwiderstehlichen Antritt, den blitzschnelle Armzug, das Auge für die Lücke in der Deckung. Dennoch ist offen, ob sein Vertrag bei Frisch Auf verlängert wird. Erste lockere Gespräche gab es. Mehr nicht. Alternativen? Die gibt es: Zwei Angebot aus der Bundesliga und eines aus dem Ausland liegen dem Spielmacher vor. „Ich bin in Göppingen geboren und kann mir vorstellen, meine Karriere hier fortzusetzen“, sagt Kraus. Andererseits ist er flexibel. „Meine Frau würde mit unserer kleinen Tochter überall mit hingehen“, verrät er und strapaziert die Lachfältchen in seinem Gesicht. Seine Frau Bella, eine Hamburgerin, sitzt neben ihm und nickt zustimmend.

Frisch Auf hat noch andere Baustellen im Rückraum

Warum Kraus’ sportliche Zukunft noch offen ist, hat mehrere Gründe. Zum einen waren nach der Rückkehr des Topverdieners 2013 die Leistungen lange Zeit viel zu unkonstant. Zudem hat der Verein weitere ungeklärte Baustellen im Rückraum: Der Vertrag mit dem Dauerverletzten Kevynn Nyokas ist nicht aufgelöst, Linkshänder Felix Lobedank droht wegen einer Achillessehnen-OP von Januar an für den Rest der Saison auszufallen. Der wichtigste Grund könnte aber bereits am kommenden Montag keiner mehr sein. In Frankfurt findet von 10 Uhr an die Berufungsverhandlung im Fall Kraus vor dem Deutschen Sportschiedsgericht statt. Drei Richter urteilen, ob es bei dem von der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Handballbundes (DHB) im August 2014 ausgesprochene Freispruch bleibt. Zur Erinnerung: Der Nationalspieler (128 Länderspiele /401 Tore) war drei Mal in 18 Monaten nicht von Dopingfahndern angetroffen worden. „Ich bin froh, wenn jetzt endlich alles zum Abschluss gebracht wird“, sagt Kraus. Mehr darf er dazu nicht sagen. Genauso wenig wie sein Anwalt Joachim Rain. In dem schwebenden Verfahren sind alle Beteiligten zum Stillschweigen verdonnert. Klar ist nur, nach der Anhörung am Montag muss nicht zwingend auch am selben Tag das Urteil gefällt werden.

In Magdeburg geht es um den Sprung ins Final Four

Dabei wäre eine schnelle Bestätigung des Freispruchs für Kraus wichtig. Es würde nicht nur die Vertragsgespräche forcieren. Der Kopf von Kraus für das so wichtige DHB-Pokal-Viertelfinale am kommenden Mittwoch (19 Uhr) beim SC Magdeburg wäre frei. Denn ein wirklich enges, wichtiges Spiel zu entscheiden – dies ist Kraus in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel zu selten gelungen. Weshalb eine Verlängerung bei Frisch Auf vor Monaten noch gegen Null tendierte. Inzwischen hat er Pluspunkte gesammelt. Auf dem Feld. Und außerhalb. Der wichtigste könnte am Montag dazukommen.

EHF-Cup-Heimspiele terminiert

FA Göppingen hat die Heimspieltermine für die EHF-Cup-Gruppenphase festgelegt: Sonntag, 21. Februar, 17.30 Uhr: Frisch Auf – Lions Limburg (Niederlande)Samstag, 27. Februar, 19.30 Uhr: Frisch Auf – HBC Nantes (Frankreich)Samstag, 19. März, 19.30 Uhr: Frisch Auf – Team Tvis Holstebro (Dänemark) (jüf)

Kellerderby in Balingen

Dieses württembergische Derby hat es in sich. Erstmals treffen an diesem Sonntag (15 Uhr) in der ausverkauften Sparkassenarena der HBW Balingen-Weilstetten und der TVB 1898 Stuttgart in einem Ligaspiel aufeinander. „Für beide Teams geht es um enorm viel“, sagt TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. Mit jeweils 6:26 Punkten stehen TVB und HBW einen Zähler vor einem Abstiegsplatz. Die Bittenfelder warten noch auf ihren ersten Auswärtssieg, brachten immerhin aus Eisenach und vom Bergischen HC ein Unentschieden mit. „Der HBW ist deutlich besser besetzt, ist Favorit und hat mehr Druck als wir“, betont Schweikardt. Zudem ist in Balingen unklar, ob der auslaufende Vertrag mit Trainer Markus Gaugisch verlängert wird.