Das Friedrichsbau Varieté in Stuttgart zeigt erstmals seit 18 Monaten wieder eine Eigenproduktion. Die Magier sind die ersten, die ihre Künste wieder zeigen dürfen.
Es war wie ein Zaubertrick, der schrecklich schiefging. Gerade hatten sie im Varieté noch geprobt, und dann zack, kam Corona über die Welt und sie verschwanden von der Bühne. 18 Monate waren sie weg, gefangen im Nirgendwo und fast vergessen, wartend darauf, dass die modernen Zauberer am Reagenzglas mit dem Entwickeln eines Impfstoffs Wunder wirkten; sie zurückkommen dürfen. Nun ist es so weit.
Simsalabim, dreimal schwarzer Kater: Das Friedrichsbau Varieté ist mit einer eigenen Produktion zurück. Natürlich mit einer Zaubershow. „Magic Maniacs“ wird bis zum 7. November auf dem Pragsattel zu sehen sein.
Daniel Craven zwängt sich durch Propeller
Lokalmatador Jorgos Katsaros ist der Gastgeber. Der griechische Schwabe erklärt anhand von Bauklötzen, was es alles braucht, damit eine Vorführung erfolgreich ist. Und egal, was er hinzufügt, die Künstler, die Inspiration, die Zuschauer, der Rahmen, den er drumrum legt, passt immer. Das ist nicht spektakulär, aber charmant und gekonnt. Fürs Spektakel sind andere zuständig. Etwa Daniel Craven, der vor der Pandemie noch in Las Vegas zauberte. Er zwängt sich durch einen rotierenden Propeller und kommt in einem Stück wieder heraus. Andrew O’Ryon lässt seine Partnerin Lady V fliegen. Und Ottavio Belli hat sich dem Transport von Menschen verschrieben. Er selbst und Claudia Veneziano und Valentina Necchi tauschen die Plätze, verschwinden aus Käfigen und tauchen an anderer Stelle wieder auf.
Im Nu verschwindet der klingelnde Wecker
Julius Frack hat einen gigantischen 3D-Drucker dabei. Aber der Weltmeister der Großillusion mag auch die kleinen feinen Tricks. Er schneidert wie von Zauberhänden und er kann etwas, worum ihn viele beneiden werden: Er kann im Nu seinen klingelnden Wecker verschwinden lassen.
Gut, einen Weckruf braucht ohnehin niemand im Varieté. Alle sind sie gottfroh, dass sie wieder arbeiten dürfen. Die Belegschaft war 18 Monate in Kurzarbeit, „ohne diese persönlichen Opfer würde es uns nicht mehr geben“, sagt Geschäftsführer Timo Steinhauer. Man könne froh sein, in Deutschland zu leben, am Anfang seien die Hilfen zögerlich gekommen, aber am Ende haben sie ihren Zweck erfüllt: Nämlich das Überleben des Varietés zu sichern. Eigentlich hätten sie schon im Sommer wieder öffnen können, doch weil eine Produktion drei Monate Vorlauf hat, „haben wir uns entschieden noch zu warten“.
Gutscheine im Wert von 100 000 Euro unterwegs
Denn für das Varieté gilt wie für viele andere Betriebe der Unterhaltungsbranche: Machen sie auf, holen die Leute aus der Kurzarbeit, geben Geld aus, müssen sie zwingend etwas verdienen. Kommt dann ein erneuter Stopp, oder eine verordnete Reduzierung der Zuschauerzahl, „dann wird es ziemlich knapp“, sagt Steinhauer. Von ihren 282 Plätzen belegen sie vorerst 180, man will Vorsicht walten lassen. Auch wenn man die Einnahmen gut brauchen könnte. Zumal noch Gutscheine im Wert von 100 000 Euro unterwegs sind.
Viele Besucher werden die nun einlösen, es kommt also nicht allzu viel frisches Geld ins Haus, um Gagen und Gehälter zu bezahlen. Doch Steinhauer ist zuversichtlich, dass „wir auch das meistern werden“. Wo, wenn nicht im Varieté kennt man sich schließlich mit Magie aus.
Magic Maniacs
Die Shows werden im September freitags und samstags jeweils um 20 Uhr gespielt, sonntags um 18 Uhr. Von Oktober an dann zusätzlich donnerstags um 20 Uhr. Der Eintritt kostet bis zu 49,50 Euro, 19 Euro für Schüler und Studenten. Karten gibt es über E-Mail: tickets@friedrichsbau.de oder über Telefon 0711/ 225 70-70. Webseite: www.friedrichsbau.de