Muslimische Grabfelder entstehen auf Friedhöfen im Landkreis Ludwigsburg immer häufiger. Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Die Gemeinde Murr schafft auf dem Neuen Friedhof 14 Plätze für Erdgräber, die nach Mekka ausgerichtet sind.

MurrImmer mehr Muslime lassen sich in Deutschland beerdigen. Auf diesen Trend reagiert jetzt auch die Gemeinde Murr. Sie stellt auf dem Neuen Friedhof ein Grabfeld mit 14 Plätzen zur Verfügung. Der Gemeinderat genehmigte am Dienstag den Entwurf des Bietigheimer Planers Andreas Mallin. Er schätzt die Kosten auf rund 47 000 Euro.

Möglich wurde das Projekt, weil auf dem kompletten Grabfeld alle Erdgräber nach 20 Jahren ablaufen. Diese Vorgabe gilt auch für die neuen muslimischen Gräber. Normalerweise sollte ein islamisches Grab auf „unbefleckter“, also noch nicht für Beerdigungen verwendeter, Erde sowie für unbegrenzte Dauer angelegt werden können. „Dies ist bei unseren begrenzten Kapazitäten nicht leistbar“, erklärte der Bürgermeister Torsten Bartzsch. Deshalb folge man der Gemeinde Pleidelsheim, die bereits ein muslimisches Grabfeld unterhält. Man habe auch mit einem islamischen Geistlichen geklärt, dass die beiden Bedingungen nicht zwingend erforderlich seien und dass viele Muslime solche Gräber anerkennen würden.

Die muslimische Beerdigung folgt einem anderen Ritus

Wie alle muslimischen Gräber werden die 14 auf dem Murrer Friedhof nach Mekka ausgerichtet sein. Eine muslimische Beerdigung folgt einem anderen Ritus. Zwar wird der Leichnam nach der Trauerfeier in der Moschee in einem Sarg zum Friedhof gebracht, doch ins Grab gelangt der tote Körper, indem er auf die linke Schulter gelegt und in Deutschland nach Süd-Osten ausgerichtet wird. Diese Bestattung in einem Leinentuch ist seit 2014 in Baden-Württemberg erlaubt.

Das muslimische Grabfeld wird im südöstlichen Teil des Murrer Friedhofs angelegt. Traditionell bepflanzen die Angehörigen ein Grab nicht mit Blumen. Über die Pflege werde man sich auf der Basis der Pleidelsheimer Erfahrungen noch genauer verständigen, hieß es von Planern und Verwaltung. Als Möglichkeit nannte Andreas Mallin einen einfachen Rasenschnitt. Vorgesehen sind außerdem bisher Sitzblöcke aus Naturstein mit Sitzauflage aus Holz sowie Stelen aus Naturstein mit Inschriften zum Islam und zum Christentum als Übergang zu anderen Grabfeldern.

Die Gemeinde will das Grabfeld im Frühjahr 2022 in Betrieb nehmen

Die Gemeinde will das Grabfeld im Frühjahr 2022 in Betrieb nehmen. „Wir signalisieren: Deutschland ist eure Heimat, eure Zukunft, hier könnt ihr zur Ruhe finden“, sagte der Grünen-Rat Tayfun Tok. Der Freie Wähler Marcus Leibbrandt stimmte zu: „Wer sich integriert, für den muss man solche Möglichkeiten schaffen.“ Der CDU-Rat Gunter Eberhardt hätte auf dem Neuen Friedhof auch gerne andere Bestattungsformen wie etwa Urnenerdgräber um einen Baum herum etabliert, doch steht dafür derzeit laut Torsten Bartzsch kein Grabfeld zur Verfügung. Er wolle das Projekt aber im Auge behalten. Es gebe etwa auf dem Alten Friedhof einen Bereich, den man später einmal dafür nutzen könnte, erklärte Bartzsch am Mittwoch auf Nachfrage. Apropos Alter Friedhof: Der Gemeinderat genehmigte in der Sitzung auch ein Konzept für schön gestaltete Urnengräber entlang der Mauer des Alten Friedhofs für 78 000 Euro. Auch dort entstehen Sitzmöglichkeiten. Das Urnenfeld wird wie ein Farn geformt sein. Zwei Abschnitte mit je 22 Urnenerdgräbern entstehen: der erste jetzt, der zweite in etwa zehn bis 15 Jahren. Auch Paare können sich in einem doppeltiefen Grab bestatten lassen. Die Grabplatten mit den persönlichen Daten des Verstorbenen sollen einheitlich gestaltet werden.