Gleich vier der 42 Friedhöfe in Stuttgart müssen dringend saniert werden. Die nötigen 1,9 Millionen Euro sind im Doppelhaushalt aber nicht vorgesehen. Die Stadträte sollen über die Prioritäten entscheiden.
Stuttgart - Kurz vor dem Start der Haushaltsplanberatungen für den Etat 2016/2017 hat das Garten-, Friedhofs- und Forstamt einen Hilferuf an den Gemeinderat gesandt. Die Zustände auf vier der 42 Friedhöfe müssten dringend verbessert werden, sagt Amtsleiter Volker Schirner. Weil die Entwässerungen schadhaft sind, bekomme man ein „hygienisches Problem“. Der Verwesungsprozess werde gestört.
Mit mehr oder weniger dezenten Hinweisen bringen sich die Ämter der Stadt vor den Etatgesprächen in Erinnerung. Am Dienstag nutze das Friedhofsamt die Sitzung des Technikausschusses, um auf seit Jahren angemahnte Verbesserungen hinzuweisen.
Auf dem Friedhof in Wangen, dem Bergfriedhof an der Hackstraße im Osten, dem Waldfriedhof und dem Steigfriedhof (erste Nutzung um 600) befinden sich Wasserleitungs- und Kanalsystem in einem „desolaten Zustand“.
Die Anlagen sind uralt, der Zustand ist desolat
Die Anlagen seien uralt, sagt Schirner, die Probleme bekannt, schließlich bitte man seit 2008 um Geld zur Sanierung. Bisher vergeblich. Aus den 1,36 Millionen Euro, die pro Jahr im Haushalt für die Grabfelder zur Verfügung stehen, sei das bei insgesamt 42 Friedhöfen nicht zu machen. Rund 1,9 Millionen sind laut Schirner nötig, um beschädigte Rohre zu erneuern und abgesackte Wege in Ordnung zu bringen. Am Waldfriedhof sei die Setzung an einem Hang so stark, dass inzwischen die Gefahr bestehe, dass Gräberbagger umkippten. Das Quergefälle liege bei 13 bis 16 Prozent. Löcher in Hauptwegen wurden provisorisch mit Kaltasphalt geflickt. Ein würdiger Bestattungsbetrieb ohne „rumpelnden Sargwagen“ sei hier und auf den anderen Totenäckern nicht mehr möglich. Nahezu komplett durch Ablagerungen verschlossen sind die Kanalrohre auf dem Friedhof in Wangen. Die Zustandsbeschreibung lautet auch hier „desolat“.
Alle vier Friedhöfe stehen unter Denkmalschutz. „Wir haben die vier herausgesucht, die besonders wichtig sind“, sagt Schirner. Ob sein Appell fruchtet wird sich ab November bei den Haushaltsplanberatungen zeigen.