Die Aktivisten von Fridays for Future Stuttgart haben sich am Rotebühlplatz zu einer Spontan-Demo eingefunden. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Um sich solidarisch mit den Aktivisten und Aktivistinnen von Lützerath zu zeigen, haben Fridays for Future Stuttgart spontan zu einer Kundgebung auf den Rotebühlplatz eingeladen.

„Tag X ist da, früher als geplant! Aber Lützerath ist noch nicht verloren, wir sind viele!“ Thöra von Fridays for Future Stuttgart erklärt, warum die Klimaaktivisten und -aktivistinnen am Dienstagabend zu einer spontanen Kundgebung auf dem Rotebühlplatz auf Höhe der Königstraße eingeladen haben. Rund 50 Personen sind gekommen mit Bannern und Plakaten, auf denen zu lesen ist „Klimaschutz jetzt! Ein weiter so ist kriminell. Wir sind alle die letzte Generation“ oder „Burn Capitalism Not Coal“, also „Verbrennt Kapitalismus nicht Kohle“.

Es geht um Solidarität für die Aktivisten im Protestcamp von Lützerath. Das nordrhein-westfälische Dorf am Rand des Tagebaus Garzweiler II, 20 Kilometer südlich von Mönchengladbach, soll der Braunkohlegewinnung weichen. Dessen Gebäude und Grundstücke gehören mittlerweile dem Energiekonzern RWE. Die einst 100 Bewohnerinnen und Bewohner wurden umgesiedelt, der letzte Landwirt, Eckardt Heukamp, konnte juristisch nicht verhindern, dass der Konzern seinen Hof im vergangenen Jahr erwarb und das Oberverwaltungsgericht Münster die Abbaggerung von Lützerath freigab. Die grüne NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur argumentiert, dass für die Abbaggerung des Orts der Kohleausstieg um acht Jahre von 2038 auf 2030 vorgezogen worden sei, fünf andere Dörfer im Rheinischen Braunkohlerevier unzerstört blieben. Lützerath ist indessen ein Symbol für die Klimakrise: In den verlassenen Häusern, Hallen und selbst gebauten Baumhäusern leben nun Aktivisten. Und was Mitte Januar starten sollte, wird seit diesem Montag vorbereitet, bewacht von der Polizei: Maßnahmen zu Räumung und Rückbau des Dorfes. Dabei kam es zu Zusammenstößen, drei Aktivistinnen waren kurz in Gewahrsam. „Es kann nicht sein, das Klima schützen kriminalisiert wird anstatt das Klima zu zerstören“, so Thöre, während Ella, auch von Fridays for Future Stuttgart, betont, dass das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken niemals erreicht werden könne, wenn in Lützerath Kohle gebaggert werde.

„Braunkohle ist besonders schmutzig und hat einen schlechten Wirkungsgrad, das ist komplett unsinnig.“ Das unterstreicht ein Vertreter vom Aktionstreffen Klimagerechtigkeit Stuttgart. Allein der Logik des Profits würde dort gehorcht. Doch Gutachten zeigten, für Energiesicherheit in der Krise bräuchte es die Kohle nicht. In Lützerath soll daher am 14. Januar eine Großdemonstration stattfinden, zu der auch die Stuttgarter Aktivisten fahren wollen.