Experten sagen: Hunde sind so gut, das haben wir Menschen gar nicht verdient. Foto: //Lane Oatey

Bessere Freunde als Hunde kann man sich kaum vorstellen. Doch so eine Freundschaft muss auch gepflegt werden. Was Sie beachten sollten, bevor Sie den Bund des Lebens eingehen.

Ein Geheimnis ist das längst nicht mehr: Wer einen wirklich treuen Partner sucht, kann sich schon bei den Menschen umschauen, darf sich aber nicht wundern, wenn’s langfristig doch ein Hund oder eine Hündin wird. Denn im Gegensatz zu Katzen (wahnsinnig arrogant), sind Hunde zuverlässig und helfen jederzeit gerne.

Doch wie in jeder Beziehung sollte zu Beginn abgewogen werden, ob man auch wirklich zusammenpasst. Denn oftmals gehen die Bedürfnisse und Interessen von potenziellen Haltern und Tieren weit auseinander.

„Das ist schon vergleichbar mit einer Partnerschaft unter Menschen“, sagt Marion Wünn vom Tierheim Stuttgart. „Man nimmt ja nicht den Nächstbesten.“ Bei ihr im Tierheim sind immer zwischen 90 und 120 Hunde untergebracht, die gerne eine Familie oder einen Partner finden würden. „Wir lernen die Tiere im Tierheim kennen und können ganz gut sagen, zu wem welcher Hund passt“, sagt Wünn. Hier kommen ein paar Ratschläge.

Stubenhocker

Hunden werden allerlei empathische und mentale Finessen zugeschrieben, aber eines ist auch klar: Selbst nach all den Jahren der Domestizierung sind sie nicht in der Lage, selbstständig zur Toilette zu gehen. Von der sachgemäßen Nutzung der Toilettenspülung ganz zu schweigen. So steht immer die Frage im Raum: Wer geht raus und wie oft? Und vor allem: bei minus vier Grad, Nieselregen von schräg links, bei Grippe oder Elfmeterschießen. Hunden ist das egal. Die wollen mehrmals täglich raus – alle. Sie auch? Falls nicht: Vergessen Sie das mit dem Hund. Andererseits könnte ein Hund auch dabei helfen, aktiver zu werden.

Familie

Rassetypisch gibt es keine geeigneten Hunde für Familien. Das liegt daran, dass jeder Hund ein Lebewesen mit eigenen Vorlieben, Schrullen und Vorzügen ist. „Natürlich muss man auch die Rasse im Hinterkopf behalten“, sagt Marion Wünn vom Tierheim. „Wenn das Jagd-, Hüte- oder Herdenschutzhunde sind, dann muss man die Bedürfnisse des Hundes, die ja genetisch drinstecken, mit berücksichtigen. Es geht immer um die Frage, ob man dem Tier auch das bieten kann, was es braucht.“ Aber letztlich komme es darauf an, dass es zwischen Hund und Halter passe.

In der Kategorie der „Familienhunde“ stehen Labrador, Golden Retriever, Berner Sennenhund, Bobtail oder Bichon Frisé hoch im Kurs. Einige Wesenszüge sind bei ihnen ausgeprägter als bei anderen Hunden. Sie sind gutmütig, chillen und schmusen gerne, sind belastbar, verfügen über ein ausgeglichenes Gemüt und gelten als lernwillig. Bewegung, Spiel, Spaß und geistige Beschäftigung, das eint alle Hunderassen, brauchen sie dennoch. Denn sonst wird auch ein ausgeglichener Hund zum Nervenbündel.

Gerade mit Kindern im Haus ist eine gute Hundeerziehung unverzichtbar. Im Umgang mit Babys und Kleinkindern müssen den Tieren klare Grenzen gezeigt werden. Spätestens wenn Kinder etwas älter sind, sollten umgekehrt auch Hunde vor deren Überschwang beschützt werden – oder so gut erzogen sein, dass sie sich auch mal am Schwanz ziehen, ins Auge piksen oder mit Wachsfarbstift anmalen lassen. Denn das wird passieren.

Stadtmensch

Hunde hassen Feuilleton. Theater, Kino, Konzerte, Oper, Sternerestaurant und derartige Freizeitgestaltungen sind unter Hunden verpönt – oft auch als trotzige Gegenreaktion, weil sie nicht ins Schauspielhaus oder in Technoclubs gelassen werden. Ebenso mögen sie es nicht, wenn ihre Halter erst arbeiten und nach der Arbeit gleich in Kneipen oder Restaurants einkehren und sie zu Hause alleine lassen.

Wer regelmäßig einen derartigen Lebenswandel pflegt und fürs Wochenende noch Städtetrips mit dem Flugzeug plant, findet nie den passenden Hund – oder gibt Unmengen an Geld für Hundesitter aus, um einen Hund bespaßen zu lassen, den man selbst kaum zu Gesicht bekommen. Hunde brauchen Zuwendung, Aufmerksamkeit und Bindung.

Dass Hunde in der Stadt nicht artgerecht leben könnten, ist wiederum ein „urbaner Mythos“ und Widerspruch zugleich. Artgerecht wäre auf Leine und Erziehung zu verzichten. Es kommt vielmehr auf die Beschäftigung an. An der Leine oder Slalom zwischen Pollern zu laufen, fordert Hunde beispielsweise geistig. Städtisch ungeeignet sind höchstens Herdenschutzhunde wie ein Kangal (nicht Hütehunde) oder Hof- und Wachhunde, da sie ihren instinktiven Aufgaben nicht nachgehen können.

Aktive

Es gibt sie, diese Menschen, die ständig das Haus verlassen und in die Natur wollen. Bei jedem Wetter. Mal wandern, mal joggen, Fahrradtour, Spaziergänge, die so lange sind, dass man Essen mitnehmen muss. Ideale Begleiter müssen da neben Lust auch Ausdauer mitbringen. Als besonders aktiv gelten Hunderassen wie Border Collie, Dalmatiner, Jack Russell Terrier oder Australian Shepherd. Zu beachten ist dabei allerdings, dass Welpen sanft an Kraftmärsche herangeführt werden und nicht überstrapaziert werden sollten.

Rentner

Sich im Alter einen Hund anzuschaffen hat viele Vorteile: bereichernde Gesellschaft, treuer Begleiter – und die Gassirunden sind ebenfalls gut für die Gesundheit. Wichtig ist dabei allerdings, auch an die eigene Beschaffenheit zu denken. So ist es im Alter mitunter nicht leicht, einen all zu großen Hund im Zaum zu halten oder den Anforderungen eines Hundes gerecht zu werden, der viel Auslauf und Action braucht.

Experten empfehlen für Senioren und Seniorinnen daher eher klein gewachsene und genügsame Hunderassen wie die Französische Bulldogge, Havaneser, Bolonka Zwetna, Mops oder Pudel. Marion Wünn vom Stuttgarter Tierheim geht weiter: „Wir empfehlen da tatsächlich auch einen Senior als Hund – zehn Jahre aufwärts. Die haben viele Erfahrungen gemacht, können Fehler besser verzeihen als ein Junghund und halten auch beim Tempo bei einem Rentner mit. Es kommt aber natürlich auch immer darauf an, wie fit ein Rentner ist.“

Eigenbrötler

Die Romantik des Einzelgängers, naturverbunden, eventuell mit kleiner Hüte im Wald und dem unschlagbaren Team aus Mensch und Hund. Während der Mensch schläft, wacht der Hund über Haus und Hof. Experten raten hier zum Deutschen Schäferhund, Rottweiler, Hovawart oder Leonberger, die ein ausgeprägt territorialer Instinkt auszeichnet. Allerdings: eine gute Erziehung und viel Training sind unabdingbar.