So soll es ausgesehen haben vor 2600 Jahren: Rekonstruktionen auf der Heuneburg. Foto: dpa

Archäologisch sind die Rekonstruktionen wertlos. Nicht aber, um die größte Keltenstadt nördlich der Alpen zu be- greifen. Bis vor kurzem sah es so aus, als müsse die Heuneburg aus Geldmangel schließen. Doch es gibt neue Hoffnung.

Herbertingen - Nach dem Ausstieg der Gemeinde Herbertingen aus der Finanzierung des Freilichtmuseums auf der Heuneburg bemühen sich das Land und der Heuneburgverein um einen gemeinsamen Neuanfang. Zwar steht eine abschließende Einigung noch aus, doch heißt es im Wirtschafts- und Finanzministerium, das den Denkmalschutz verantwortet, ein Weiterbetrieb sei auf der Basis dieser Kooperation vorstellbar.

Dazu hat der Vorsitzende des Heuneburgvereins, Anton Bischofberger, dieser Tage mehrere Finanzierungsvarianten im Stuttgarter Ministerium vorgelegt. „Unser Interesse ist auf jeden Fall, dass es weitergeht“, sagte er unserer Zeitung. Allerdings könne der Verein das finanzielle Risiko nicht allein tragen. Deshalb seien noch Verhandlungen über die künftigen Struktur und das Personal notwendig.

Der Verein mit seinen 200 Mitgliedern sieht sich aber offenbar in der Lage, das Freilichtmuseum samt Führungen in eigener Regie zu organisieren. Und zwar mit deutlich geringerem Aufwand als bisher. Auf 150.000 Euro hatte der Bürgermeister der Gemeinde Herbertingen, Michael Schrenk, die Kosten für den Betrieb der beiden Heuneburgmuseen beziffert – bis zu 60 Prozent davon für das Freilichtmuseum. Weil das Geld für andere Dinge fehlt, hat der Gemeinderat Mitte Dezember beschlossen, die Pachtverträge zum 31. Oktober 2013 zu kündigen.

Minimallösung im Köcher

Bischofberger, der auch im Gemeinderat sitzt, bezweifelt jedoch diese Rechnung. Der Bürgermeister habe das Freilichtmuseum schlicht los werden wollen, so der Vorsitzende des Heuneburgvereins, dessen Führung seit Jahren mit Schrenk im Clinch liegt. Dass der Neuanfang nun ohne die Gemeinde erfolgen soll, kommt den Vereinsmitgliedern also durchaus entgegen.

Jetzt wird es also darum gehen, wie stark sich das Land im „schwäbischen Troja“, wie die Ausgrabungsstätte gern genannt wird, engagiert. Für den Gebäudeunterhalt und die Grundstückspflege will es dem Vernehmen nach aufkommen – aber auch für Personal und Pacht? Ziel der Verhandlungspartner ist auf jeden Fall, gemeinsam zu einer schwarzen Null auf der Heuneburg zu kommen.

Sollten alle Stricke reißen und auch diese Verhandlungen scheitern, hat Finanzstaatssekretär Ingo Rust (SPD) noch eine Minimallösung im Köcher: Die rekonstruierten Gebäude wären zwar zugänglich, allerdings ohne Führung und Betreuung der Gäste. Lediglich zum Auf- und Zuschließen der Häuser würde eine Kraft benötigt – so wie bei zahlreichen Schlossruinen im Land.

Didaktischer und öffentlichkeitswirksamer Effekt einer Freilichtschau

Damit wären allerdings die Archäologen auf der Heuneburg nicht glücklich. Ihre wissenschaftlichen Grabungen laufen zwar weiter und haben mit dem Museumsbetrieb nichts zu tun. Doch sie legen großen Wert auf den didaktischen und öffentlichkeitswirksamen Effekt einer Freilichtschau.

„Es ist wichtig, dass der Besucher ein Eins-zu-eins-Modell vor Augen hat, um die Bedeutung dieser Anlage zu verstehen“, sagt der frühere Präsident des Landesdenkmalamts, Dieter Planck.

Auch Landesarchäologe Dirk Krausse erkennt eine „erhebliche Diskrepanz zwischen der enormen überregionalen Bedeutung der Heuneburg und der Vermittlung dieses archäologischen Denkmals“. Die Wissenschaftler brauchen das Freilichtmuseum zwar nicht, aber sie würden nur ungern darauf verzichten.