Der sportliche Berater der nigerianischen Frauen-Fußballnationalmannschaft Thomas Obliers Foto: dpa

Ein Deutscher soll Nigeria zum Erfolg gegen Titelverteidiger Deutschland verhelfen.

Frankfurt - Mindestens ein Punkt ist gegen Deutschland Pflicht, sonst kann Nigeria wohl gleich nach dem Spiel am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) die Flüge für die Heimreise buchen. Ausgerechnet ein Deutscher soll den "Super Falcons" zum Erfolg gegen den Titelverteidiger verhelfen.

Seit April gehört Thomas Obliers (43 Jahre) zum nigerianischen Trainerteam. Und seither hat sich viel verändert. Das Modell des Liberos hat ausgedient, und statt Mann- ist nun Raumdeckung angesagt. "Er hat taktisch gut gearbeitet. Man sieht seine Handschrift", warnt die deutsche Bundestrainerin Silvia Neid. Außerdem seien die Nigerianerinnen "sehr athletisch, sehr schnell, technisch versiert und zweikampfstark". Im November in Leverkusen gewann Deutschland noch deutlich mit 8:0 gegen Nigeria. Eine Neuauflage in dieser Höhe scheint ausgeschlossen. Dank Obliers.

Geheimnisse gibt es keine mehr

Er leitet bei den Westafrikanerinnen zum großen Teil das Training, spricht aber alles mit Cheftrainerin Eucharia Uche ab. "Sie hat das letzte Wort", sagt Obliers. Er legt vor allem auf zwei Dinge Wert: Taktik und Fitness. "Wir trainieren jetzt zweimal am Tag, früher nur einmal", sagt Obliers. Leichte Verbesserungen waren schon im ersten WM-Gruppenspiel gegen Frankreich zu sehen, trotzdem verlor Nigeria am Ende knapp mit 0:1.

Gegen Deutschland müssen nun aber dringend Punkte her. "Wir werden mit neuem Selbstvertrauen in das Spiel gegen Deutschland gehen", sagt Obliers. Das brauchen die Afrikanerinnen auch, denn sollten sie verlieren und Frankreich Kanada schlagen, wäre das Turnier für den Afrika-Meister schon nach der Vorrunde beendet.

Das Rezept für den Erfolg sitzt auf der Trainerbank. Obliers kennt das deutsche Team. Er hat nicht nur Spiele vor dem Fernseher analysiert und Informanten in Deutschland befragt, Obliers hat viele Spielerinnen aus der deutschen Mannschaft selbst trainiert. Ende März wurde der Trainer beim Frauen-Erstligisten SC Bad Neuenahr entlassen. Davor war er beim FCR Duisburg tätig. Er coachte unter anderen Célia Okoyino da Mbabi, Simone Laudehr und Inka Grings. Geheimnisse gibt es keine mehr.

Begegnungen im Aufzug

Der Vertrag von Thomas Obliers läuft nur bis zum 31. Juli. Was danach kommt, weiß er nicht. Den Job bekommen hat er, weil der nigerianische Verband auf der Suche nach deutschem Know-how war, um ein ähnliches Debakel zu vermeiden wie im November. Der Frankfurter Manager Siggi Dietrich empfahl Obliers, und schon saß der Duisburger im Flieger. "Außerdem ist das Turnier ja in Deutschland, und wir spielen in unserer Gruppe gegen die Deutschen, da wollte man auch einen deutschen Trainer", sagt der Coach. Nigeria hofft eben auf den Obliers-Faktor.

Sich ein bisschen was beim zweimaligen Weltmeister abzuschauen, ist durchaus erlaubt. Zu deutsch soll es aber nicht werden: "Ich kann nicht sagen, ich trainiere die Mannschaft wie eine deutsche", sagt Obliers. "Es ist ein ungewohnter Job, ich muss öfter mal improvisieren. Es ist eine andere Art zu arbeiten, vor allem weniger strukturiert", erklärt er. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass zum Beispiel Beten für die Spielerinnen zum Alltag gehört. Direkt vor und nach dem Training.

Obliers - der Deutsche in Nigeria. Die Partie am heutigen Donnerstag in Frankfurt ist auch für ihn ein Heimspiel. Er hat sich sehr darauf gefreut, ins Teamhotel in der Main-Metropole zu ziehen. Dort wohnen nicht nur die Nigerianerinnen, sondern auch die Deutschen. Begegnungen im Aufzug, am Pool und in der Bar sind nicht ausgeschlossen. "Das wird lustig", sagt Obliers und denkt wohl schon an die Feier nach dem Spiel. Zuerst muss sein Team aber noch punkten. Sonst heißt es Koffer packen.