Auf dem Sprung zur WM: An diesem Sonntag starten Alexandra Popp und die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft ins Turnier Foto: dpa

Das deutsche Team zählt bei der Frauenfußball-WM (7. Juni bis 6. Juli) zu den Favoriten. Deutliche Siege sind in Kanada durchaus drin, aber auch das frühe Aus. Die sieben wichtigsten Fragen und ihre Antworten zum Turnier.

Stuttgart - Wie stark ist die deutsche Mannschaft? Viel Zeit, ihre Mannschaft auf die Weltmeisterschaft in Kanada vorzubereiten, hatte Silvia Neid nicht. „Das war die kürzeste Vorbereitung, die wir je hatten“, sagt die Bundestrainerin. Hinzu kommt die Verletzungsproblematik. Weltfußballerin Nadine Keßler (Knie-OP), Fatmire Alushi (Schwangerschaft) und Luisa Wensing (Wadenbeinbruch) fehlen. Zudem gab es im letzten Testspiel vor der WM gegen die Schweiz (3:1) nicht nur positive Ansätze, vor allem in der ersten Halbzeit. „So eine Leistung darf man sich bei der WM nicht erlauben“, kritisiert die Bundestrainerin. Nach der Pause und einigen personellen Wechseln zeigte die Mannschaft jedoch ihr anderes Gesicht.

Zeigt sie dieses auch in Kanada, ist ihr einiges zuzutrauen. Doch die Konkurrenz ist groß: Japan, die USA und Schweden werden neben Deutschland als Favoritinnen gehandelt. Das Viertelfinale ist für die Mannschaft von Silvia Neid aber mindestens Pflicht.

Wer sind die deutschen Gegner? Deutschland spielt in der Vorrunde gegen die Elfenbeinküste (7. Juni), Norwegen (11. Juni) und Thailand (15. Juni/alle 22 Uhr). Die Afrikanerinnen und Asiatinnen sind zum ersten Mal bei einer WM dabei, große Stars gibt es in beiden Teams nicht. Fürs Achtelfinale qualifizieren sich die ersten beiden jeder Gruppe und die vier bestplatzierten Dritten. Für Deutschland geht es in der Gruppe B um den Gruppensieg. Entscheidend ist dafür das Spiel gegen Norwegen. Das Team marschierte souverän durch die Qualifikation: neun Siege, nur eine Niederlage und ein Torverhältnis von 41:5. Es wird spannend.

Wie viele Mannschaften spielen bei der WM? Erstmals treten bei einer Frauenfußball-WM 24 Teams an – acht mehr als bisher. Das stößt nicht überall auf Gegenliebe, denn Kantersiege sind programmiert. „Ich sehe das jedoch positiv“, sagt Tatjana Haenni, stellvertretende Direktorin beim Weltverband Fifa und zuständig für Frauenfußball-Wettbewerbe. Zwar sei es durchaus möglich, dass ein Team mit drei deutlichen Niederlagen nach der Vorrunde nach Hause fährt, „aber es hilft dem Frauenfußball. Die Mannschaften erfahren durch eine WM-Teilnahme mehr Unterstützung durch die nationalen Verbände. Allein schon die höhere Wahrscheinlichkeit, sich zu qualifizieren, eröffnet neue Chancen.“

Wie kommen die unterschiedlichen Anstoßzeiten zustande? Spielbeginn zwischen 19 Uhr und 4 Uhr (MESZ) – bei dieser WM ist fast alles möglich. Zum einen liegt das daran, dass es in Kanada sechs Zeitzonen gibt. Ist es in Moncton 6 Uhr, schlafen die Menschen in Vancouver (2 Uhr) noch. Und in Deutschland steht die erste Kaffeepause (10 Uhr) an. Zum anderen wurde bei der Erstellung der Spielpläne Rücksicht auf die Teams genommen. In Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden, den übertragenden Fernsehsendern und dem kanadischen Verband wurde ausgelotet, was die besten Zeiten für den jeweiligen Markt sind. „Wir wollen in Kanada volle Stadien, aber in Europa oder Asien sollen die Fans auch die Möglichkeit haben, die Spiele ihrer Mannschaft anzuschauen“, erklärt Tatjana Haenni.

Wo wird die WM übertragen? ARD, ZDF und Eurosport berichten live von der WM. Die Spiele der deutschen Mannschaft sind alle zu sehen, auch die meisten anderen der 52 Partien werden übertragen. Ansonsten sind die Spiele ganz oder als Zusammenfassung im Internet auf den Seiten der öffentlich-rechtlichen Sender zu sehen. „2011 hatten wir mit der Frauenfußball-WM in Deutschland tolle Quoten“, sagt ZDF-Sprecher Thomas Stange, „Frauenfußball hat sich etabliert.“ Deshalb haben ARD und ZDF die Rechte erneut erworben.

Wieso wird in Kanada erstmals auf Kunstrasen gespielt? Weil Kunstrasen für die Kanadier am geeignetsten ist. Die Winter in Nordamerika sind lang, und zudem wird in den meisten Stadien nicht nur Fußball gespielt. „Kanada hat sich mit diesem Konzept beworben. Dennoch haben wir lange diskutiert, weil es ein Novum ist. Die Spielregeln und das Wettbewerbsreglement sprechen nicht dagegen. Deshalb haben wir den Antrag angenommen“, sagt Haenni. Allerdings wurde nachgerüstet, in Vancouver zum Beispiel. „Der Platz war schon alt. Doch wir wollten an allen Spielorten die höchstmögliche Qualität.“ Doch nicht allen gefällt es: 48 Nationalspielerinnen aus 13 Ländern hatten sogar eine Klage geplant, sie aber ohne die konkrete Nennung von Gründen zurückgezogen.

Warum gibt es einen Geschlechtertest? Vor vier Jahren vor der WM in Deutschland herrschte große Aufregung: Dem Team von Äquatorialguinea wurde unterstellt, drei Spielerinnen im Kader zu haben, die Männer bzw. Intersexuelle seien. Um solche Diskussionen zu vermeiden, müssen bei allen Fifa-Turnieren (bei Männern und Frauen) nun die Teamärzte ein Formular ausfüllen, das Geschlecht der Athleten bestätigen und dies an die Fifa senden. „Wir machen das zum Schutz der Spielerinnen“, sagt Haenni, denn „nichts sei schlimmer als öffentliche Diskussionen während eines Turniers“.