Mutter und Tochter im selben Team: Anna und Anke Schaal. Foto: Patrick Steinle

Anke Schaal und Anna Schaal – 25 Jahre Altersunterschied, und beide spielen bei den Landesliga-Frauen des TSV Plattenhardt in derselben Mannschaft.

Schaal kommt für Schaal in die Partie. Diese Einwechslung tätigen die Landesliga-Fußballerinnen des TSV Plattenhardt gelegentlich. Soweit auf den ersten Blick nichts Besonderes, gibt es doch des Öfteren Geschwisterpaare, die für dieselbe Mannschaft spielen. Nur: In diesem Fall verhält sich die Sache anders. Der Spielerinnenwechsel ist ein Generationenwechsel. Anke Schaal ist 41 Jahre alt – und die Mutter von Anna Schaal, 16 Jahre alt. Letztere spielt ebenfalls bei den Frauen des Filderstädter Vereins.

 

Anke ist die Älteste im Kader, Anna die Jüngste. In einem insgesamt eher jungen Team ist es für die weiteren Mitspielerinnen aber nie ein Thema, dass neben ihnen auch eine Tochter gemeinsam mit ihrer Mutter agiert. Im Gegenteil: Sie vergessen diese Tatsache teilweise sogar. Die beiden Frauen aus Walddorf, die für jedes Training 20 Autominuten auf sich nehmen, leben eben genau das vor. „Es ist ganz normal“, sagt Anna Schaal. Sobald die Kugel rollt, ist die familiäre Bindung außen vor.

Zoff wegen der identischen Lieblingsposition?

Doch wie läuft es mit der Kommunikation im Spiel? „Man sagt, was man denkt“, sagen beide. Egal, ob taktische Anweisungen, Kritik oder Lob. Darüber hinaus: „Wir reden im Nachhinein viel über Spielsituationen, analysieren sie auch zuhause“, erzählt Anke Schaal. Fußball bestimmt ihr Leben, und damit infizierte sie die älteste ihrer drei Töchter. Streit, weil beide am liebsten auf dem offensiven Flügel zum Einsatz kommen, gibt es nie. Dass sie selbst als Oldie häufig auf der Bank sitzt, nimmt Anke Schaal gelassen. Sie hilft aus, wenn Not an der Frau ist, kam sie doch eigentlich nur wegen Anna in den Weilerhau. Beim Probetraining in diesem Sommer, an dem dann beide teilnahmen, hatte sie so viel Spaß, dass sie beschloss, ihre eigenen Stollenschuhe noch nicht an den Nagel zu hängen. Und das, obwohl sie fast zehn Jahre älter ist als die zweiterfahrenste Spielerin des Kaders.

Zuvor spielten beide in der von Anke Schaal geleiteten Walddorfer Mannschaft in einer Freizeitliga. Anna trainierte dort schon mit zehn Jahren mit. „Ich wollte aber mehr als einmal die Woche trainieren und am Wochenende immer Spiele haben“, sagt der Teenager. Über Sascha Krammer, den Abteilungsleiter des TSV Plattenhardt und Freund der Familie, entstand der Kontakt zu den Landesliga-Kickerinnen. „Hier ist alles harmonisch, man fühlt sich gleich willkommen“, sagen die Schaals. Deshalb wollen sie noch lange bleiben – Anna sowieso. Und Anke, die in der Verwaltung eines Bürgerbüros arbeitet, „solange ich spielen kann“.

Anna spielt auch für die Plattenhardter B-Juniorinnen

Den Unterschied zur Freizeitliga merkt die junge Anna derweil durchaus. „Man konzentriert sich mehr, strengt sich eher an, und das Spielniveau ist einfach höher“, sagt die Schülerin. Zusätzlich läuft sie hin und wieder für die B-Juniorinnen des Vereins auf. Das sei ganz anders, gegen Gleichaltrige zu spielen. Was Anke Schaal erfreut festgestellt hat, wenn es mal wieder Seite an Seite um Punkte geht: „Dann sind wir beide einfach Spielerinnen. Ich bin meiner Tochter als Mutter nicht peinlich“ – wie es ansonsten zwischen solchen Generationen ja schon mal vorkommen kann.

Generell macht das Familiengespann viel miteinander. Ob Fahrradtouren bis an den Bodensee, Joggen oder ihre Lieblingssportart live im Stadion respektive im Fernsehen schauen – Anke und Anna Schaal verbringen gerne gemeinsam Zeit. Aktuell auch wieder mehr außerhalb des Fußballs. In jenem ist nun erst einmal Winterpause, für die Plattenhardter Frauen als Tabellenletzter mit bislang lediglich drei Punkten. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.