Franz Pitzal und Tony Marshall bei der Renninger Krippe 2018. Foto: factum//Andreas Weise

Am Freitag ist der Sänger im Alter von 85 Jahren verstorben. Mit dem einstigen Renninger Pfarrer Franz Pitzal verband ihn eine enge Freundschaft. Sogar beim Geburtstag vor knapp drei Wochen war Pitzal dabei.

Noch am 3. Februar hat der Sänger Tony Marshall im engsten Kreis seinen 85. Geburtstag gefeiert. Mit dabei war auch sein langjähriger Freund Franz Pitzal, katholischer Pfarrer im Ruhestand aus Renningen. Keine zwei Wochen später, am Donnerstag, 16. Februar, ist der Sänger nach schwerer Krankheit verstorben.

40 Auftritte an der Krippe – immer ohne Gage

Der ausgebildete Opernsänger Tony Marshall wurde durch Lieder wie „Schöne Maid“ und „Komm, gib mir deine Hand“ bekannt und verkaufte zeit seines Lebens rund 20 Millionen Tonträger. Zu Renningen hatte er dank seines Freundes Franz Pitzal eine enge Verbindung: Jedes Jahr trat er bei der Renninger Krippe auf, die unter der mehr als 40-jährigen Regie von Franz Pitzal weit über die Grenzen Renningens hinaus bekannt war.

2012 wurde bei Tony Marshall eine Erkrankung des Nervensystems diagnostiziert, genannt Polyneuropathie. 2019 erlitt er einen Schlaganfall und seine Nieren versagten, worauf er regelmäßig zur Dialyse musste. Auftritte in der Öffentlichkeit wurden immer seltener. In Renningen jedoch zeigte sich der Sänger auch weiterhin: Bei der letzten Renninger Krippe, im Januar 2022, sang er ein letztes Mal und scherzte noch, dass er nun schon 40 Mal hier aufgetreten sei, und das „immer ohne Gage“.

„Dass wir uns kennengelernt haben, das war eigentlich bloßer Zufall“, erinnert sich Franz Pitzal. Um 1980 herum trafen sich die beiden im Bayrischen Wald. „Obwohl wir in vielen Dingen grundverschieden sind – und ich überhaupt nicht singen kann“, ergänzt Pitzal schmunzelnd, „ist daraus eine enge Freundschaft und tiefe Verbundenheit entstanden.“ Zwar seien sie nicht dauernd beieinander gewesen. „Aber wenn, dann war es immer sehr herzlich.“

„Ich war bei der Taufe seiner Tochter, habe die Hochzeit seines Enkels abgehalten und war bei vielen persönlichen Festen bei ihm.“ So auch an Tony Marshalls 85. Geburtstag. „Er wollte, dass ich dabei bin, sonst waren außer der Familie kaum andere Gäste da. Bewegend für alle war, als er das Lied ,Mein letzter Traum‘ sang.“ Als am Ende der Feier die Söhne von Tony Marhall ihm ins Auto halfen, erkannte der Pfarrer erstmals, wie schlecht es um seinen alten Freund stand. „Ich habe ihm im Auto noch das Kreuzzeichen auf die Stirn gemacht, das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.“

„Er war für die Menschen da“

Tony Marshall hinterlässt drei erwachsene Kinder, Marc, Pascal und Stella, sowie seine Frau Gaby. „Tony war jemand, der für die Menschen da war. Er verstand es, auf seine Art, mit seiner herrlichen Stimme, Millionen Menschen in Freude zu versetzen“, erinnert sich Franz Pitzal. Vor allem aber sei Tony Marshall weit mehr gewesen, als in den Medien über ihn geschrieben worden sei. Beispielsweise habe er ein Herz für die Armen gehabt, auch wenn er dies öffentlich nie herausgestellt habe. „Einerseits war er viel unterwegs, andererseits war er jemand, der sehr durch seine Familie geprägt war.“

Seine heiteren Lieder haben Tony Marshall den Spitznamen „Fröhlichmacher der Nation“ eingebracht. „Dass er jetzt in dieser närrischen Zeit gestorben ist – man könnte fast meinen, er hätte sich das so ausgesucht.“