Mit einer Trauerfeier im Pariser Invalidendom will Frankreich Abschied von Jean-Paul Belmondo nehmen. Auch die internationale Filmwelt kondoliert.
Paris/Stuttgart/Prag - Die internationale Filmwelt trauert um den am Dienstag verstorbenen französischen Schauspieler Jean-Paul Belmondo. So vergleicht die konservative Zeitung „Lidove noviny“ aus Tschechien den Tod der 88-jährigen Legende mit dem Ende einer Ära: „Jean-Paul Belmondo war eine Macht im französischen Kino, genauso wie sein Freund und Kollege Alain Delon. Es scheint, dass Belmondo von diesen beiden im Alter der Zufriedenere war. Nach der Nachricht über seinen Tod muss wohl jeder, der älter als 45 Jahre ist, ein Gefühl der Trauer und der Sehnsucht nach einer verlorenen Ära empfunden haben. Wir haben die Filme mit ihm geliebt, seine Energie, sein Charme und sein Draufgängertum sind so verzaubernd.“
Mit einer Trauerfeier im Pariser Invalidendom will Frankreich am Donnerstag Abschied von dem Schauspieler nehmen. Wie der Elysée-Palast am Dienstag mitteilte, wird es zu Ehren Belmondos eine nationale Trauerfeier geben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte Belmondo als einen „nationalen Schatz“. „In ihm haben wir uns alle wiedergefunden“, schrieb Macron auf Twitter.
Der Präsident verneigt sich
Der Elyséepalast würdigte den legendären Schauspieler am Abend ausführlich. „Der Präsident der Republik und seine Frau verneigen sich vor dem Mann, dessen Gesicht ein Stück unseres Erbes ist, dessen Energie eine Hymne an das Leben ist und dessen Talent ein Plädoyer für die siebte Kunst ist. Ihr Beileid gilt seiner Familie und seinen Freunden sowie all den Franzosen, die er mehr als 60 Jahre lang zum Lachen gebracht und bewegt hat.“
Bis zu seinem Lebensende habe Belmondo es sehr genossen, in Kino- oder Fernsehfilmen dabei zu sein, erklärte die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot. „Es ist ein Riese, der heute gegangen ist“, meinte sie. „Es bleiben die Emotionen, die er während seines ganzen Künstlerlebens immer wieder in uns geweckt hat. Sein Appetit auf das Leben ist für uns alle ein Vorbild.“
Le Figaro: Einer der letzten Gentlemen des Kinos
Der Star des französischen Kinos hatte im Laufe seiner langen Karriere mehr als 80 Filme gedreht und war in den 1960er Jahren ein Aushängeschild des Nouvelle-Vague-Kinos. Er spielte aber auch in zahlreichen, publikumswirksamen Komödien und Actionfilmen mit.
Die konservative französische Tageszeitung „Le Figaro“ schreibt zu Belmondos Tod: „Er war der fantasievollste, der liebenswerteste, der berühmteste Schauspieler des französischen Kinos. Eine Legende. Als unkonzentriertem Schüler der Musikakademie rechneten ihm seine Lehrer wenige Chancen zu, erfolgreich zu werden. Nichts nahm er ernst, seine Nase hatte man ihm im (Box)ring gebrochen. (…) Nichts zu tun, war nicht seine Art. (…) Während er von einem Filmregisseur zum anderen wechselte, war er der Reihe nach Priester, Polizist, Abenteurer, Verführer oder Gauner. (…) 50 Jahre Karriere, fast 80 Filme. (…) Fast jeder davon war ein Erfolg. Das Publikum liebte ihn (…). Nur selten spielte ein Schauspieler Komödien mit so viel Aufrichtigkeit. (…) Er tat, was er mochte und mochte, was er tat. Das war seine Art und Weise, Kind zu bleiben. (…) Sein wohlwollendes Lächeln (…) hat ihn nie verlassen und setzt seinem Werdegang als einem der letzten Gentlemen des französischen Kinos seinen ganz persönlichen Stempel auf.“
Fremdenlegion und Feuerwehr reagieren
In Frankreich trauern selbst Fremdenlegion und Feuerwehr um Belmondo. Selbst die Fremdenlegion widmete Belmondo ein „Adieu“ - immerhin hatte Belmondo in dem Streifen „Die Glorreichen“ einen Legionär gespielt. Die Feuerwehr von Paris rief unterdessen auf ihrem offiziellen Twitter-Account dazu auf, den berühmten Schauspieler nicht so schnell zu vergessen, wie dieser einmal gemutmaßt hatte. Sie bezog sich dabei auf ein ironisch gemeintes Zitat von Belmondo: „Ich habe immer gedacht, am Tag meines Todes werden die Leute von mir reden, aber danach werden sie zu etwas anderem übergehen“, sagte er einmal. „Zeigen wir Herrn Belmondo alle, dass er falsch liegt“, twitterte die Feuerwehr.
Vollkommen am Boden zerstört reagierte auch ein weiterer französischer Leinwandstar, Alain Delon. „Das ist ein Teil meines Lebens, wir haben zusammen in den sechziger Jahren begonnen“, sagte Delon dem Sender CNews. Seit einigen Wochen habe er gewusst, dass es Belmondo sehr schlecht geht.
Filmemacher Philippe Labro, der etliche Streifen mit Belmondo drehte, schrieb: „Er war ein viel komplexeres Wesen, als man glaubt. Er hatte einen Sinn für das Tragische. (...) Er war ein Mensch mit einem enormen Herzen, mit Geschmack und Freude am Leben.“ Und die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, sagte: „Danke für diese fabelhaften Erinnerungen die so viele Generationen geprägt haben.“