Ebrima Badjie aus Gambia haben die Fotografen für die Schau porträtiert. Foto: Horst Rudel

Bis 23. Februar sind bei der Volkshochschule Ostfildern Fotos von Menschen aus der Stadt zu sehen. Die „Interviews ohne Worte“ bilden Vielfalt ab.

Die Frage ist provokant: „Fühlen Sie sich in Ostfildern willkommen?“ Für den 34-jährigen Gambier Ebrima Badjie, der seit acht Jahren in der Stadt lebt, ist die Antwort klar: „Ich bin hier so freundlich aufgenommen worden.“ Die Fotografen Frank Markgraf und Dagmar Bülow-Pickl vom Fotoclub Phot-o-fi haben den jungen Metall-Facharbeiter und andere Menschen porträtiert, die in der Stadt leben. „Interview ohne Worte: Vielfalts-Edition“ lautet der Titel der Ausstellung, die bis 23. Februar im oberen Foyer der Volkshochschule an der Halle in Nellingen zu sehen ist.

Für den Gambier Badjie war das Fotoprojekt wichtig. „Ich habe den Menschen hier so viel zu verdanken.“ Er hat die Sprache gelernt, sich im Beruf weiterentwickelt – und arbeitet jetzt bei Daimler. „Da habe ich die Chance, Fortbildungen zu machen.“ Auf der Fotografie ist der 34-jährige zu sehen, wie er die Hände von zwei Menschen hält, die ihm auf seinem schweren Weg in die deutsche Gesellschaft geholfen haben. Die Fotografie strahlt Wärme und positive Energie aus. Ein anderes Bild zeigt Badjie, wie er einen Koffer auf den Schultern hält. Da lässt sich für die Betrachter die bittere Erfahrung der Flucht herauslesen. Sein Gesichtsausdruck verrät Zorn: „Was macht Sie wütend?“ lautete da die Fragestellung der Fotografen unter dem Schwarz-Weiß-Porträt.

Ein Projekt mit Kooperationspartnern

Die Idee für das Projekt der Volkshochschule Ostfildern hatte Anne Rist. Viele Medien experimentieren mit dem Format der Interviews ohne Worte. Die Bereichsleiterin für Gesellschaft holte sich Kooperationspartner ins Boot, um die Vielfalt der Stadtgesellschaft in Ostfildern abzubilden. „Wir wollen Menschen zeigen, deren Stimmen oft nicht gehört werden.“ Nathalie Stengel-Deroide von der Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches Engagement in Ostfildern kümmerte sich um die Models. Holger Fritsche, der Vorsitzende des Ostfilderner Fotoclubs, ließ sich für das Projekt begeistern:„Für unsere Fotografinnen und Fotografen ist das spannend“. Mimik und Gestik der Porträtierten zu inszenieren, das habe Spaß gemacht.

Über die „gelungene Kooperation“ freute sich Daniel Blank, Leiter des Fachbereichs Kultur und soziales Miteinander bei der Stadt Ostfildern. Dass die Ausstellung der Schwarz-Weiß-Fotografien „die Vielfalt unserer Stadt“ künstlerisch so überzeugend abbildet, lobte Blank in seiner Einführung. Dass die Zusammenarbeit der städtischen Koordinierungsstelle mit der Volkshochschule so erfolgreich ist, freut Blank sehr.

Die Menschen, die auf den 17 Fotoplakaten zu sehen sind, sind sehr unterschiedlich. Sie kommen aus der Ukraine, aus Gambia und aus Deutschland. „Wenn Leute über die Fotos ins Gespräch kommen und über unsere Gesellschaft reflektieren, dann haben wir schon sehr viel erreicht“, ist Rist überzeugt.

Gesellschaftspolitische und persönliche Themen

Bei der Auswahl der Porträtierten haben die Macherinnen der Ausstellung ein Händchen bewiesen. Die Fragen sind griffig. Es geht um gesellschaftspolitische wie um persönliche Themen. „Wie rebellisch bist Du?“ lautet die Frage an János Bognár. Selbstbewusst zeigt sich der junge Mann, der 2008 in Saarbrücken geboren wurde, mit flippig gestylten Haaren und ebensolchem Outfit. Sein Blick ist entschlossen. Die Kraft einer Jugend, die sich nicht mit Perspektivlosigkeit abfinden will, kommt stark zum Tragen.

Die Ausstellung „Interview ohne Worte“ ist bis 23. Februar zu den Öffnungszeiten im oberen Foyer der Volkshochschule in der Nellinger Halle zu sehen.