Flaniermeile und Hauptradroute: Das war 2023 für die Forststraße im Stuttgarter Westen angekündigt worden. Was ist seitdem konkret passiert – und was bedeuten die Pläne für Autofahrer?
Der Stuttgarter Westen gehört sicherlich zu den schönsten Bezirken der Stadt. Mit den alten Villen, den vielen Läden und Restaurants sowie Wald, Aussichtspunkten und Seen in der Nähe lässt es sich dort gut aushalten. Nur eine Sache ist eher schwierig. Im Westen gibt es viel Verkehr. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer kommen sich dabei oft in die Quere. Eine Straße, in der künftig vorrangig die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern im Fokus stehen sollen, ist die Forststraße. Von „Flaniermeile“ und „Hauptradroute“ ist da dann die Rede.
Sitzgelegenheiten im Schatten unter Bäumen
Dabei ist der Teil mit der Flaniermeile bereits in recht fortgeschrittenem Stadium. „Da ist einiges am Laufen“, sagt der Bezirksvorsteher Bernhard Mellert. Er findet, dass die Forststraße bereits einen „flanierähnlichen Charakter“ habe. Was etwa durch breitere Gehwege gelinge. Zudem seien im unteren Teil der Forststraße, also zwischen der Schwabstraße und dem Diakonissenplatz, fünf Baumkübel aufgestellt sowie acht sogenannte Baumquartiere errichtet worden. Das sind in die Erde gepflanzte Bäume mit Sitzgelegenheiten im Schatten daneben – meist Holzbänke.
Radfahrer müssen sich unterdessen noch gedulden, bis aus der Forststraße auch eine Hauptradroute wird. „Wegen der Kapazitätsbelastung hat das Tiefbauamt dieses Projekt extern vergeben“, weiß Mellert. Inzwischen sei ein Planungsbüro ausgewählt worden. Im Laufe dieses Jahres soll es nun einen Entwurf geben, die Ausschreibung sowie die Vergabe erfolgen. Doch erst im Jahr 2025 beginnen die Bauarbeiten, um zumindest aus einem Teil der Forststraße – nämlich zwischen der Gutbrod- und der Senefelderstraße – einen Teil der Hauptradroute 4 zu machen.
Parallel dazu wurden im Bezirksbeirat bereits mehrere Anträge gestellt, in denen gefordert wurde, sogenannte modale Filter in der Forststraße zu installieren. In Nicht-Behördensprache bedeutet dies: Pfosten oder andere Sperren aufstellen, um den Durchgangsverkehr für Autos zu erschweren. Eigentlich waren diese Durchgangsverkehr-Sperren bereits für das Jahr 2023 fest von der Stadtverwaltung angekündigt worden. Denn vor allem morgens fahren viele Autofahrer von der Bebelstraße ins Wohngebiet. Das sind vorrangig jene Menschen, die von dem Stuttgarter Westbahnhof oder dem Botnanger Sattel kommen.
Solche modalen Filter gibt es übrigens in ähnlicher Form bereits in der Reinsburgstraße. Außerdem sind sie im Superblock geplant, der von Frühjahr 2024 an rund um die Augustenstraße eingerichtet werden soll.
Bezirksvorsteher stört die lange Wartezeit
Auch wenn die Begriffe „Flaniermeile“ und „Hauptradroute“ schön klingen, ist Bezirksvorsteher Mellert nicht ganz zufrieden. „Ich finde die Planungen gut und dass wir nun in die Umsetzung kommen“, betont er. Aber er habe bereits Anfang 2020 erste Gespräche wegen der Forststraße geführt – und nun, vier Jahre später, sieht man dort lediglich einige neue Bäume und Sitzbänke.
„Es ist schade, dass das alles so lange dauert“, sagt Mellert. Zum einen liege dies an der Komplexität, zum anderen an fehlenden Fachleuten in der Verwaltung. Für die Bürger sei dies jedoch schwer nachvollziehbar und ärgerlich, so Mellert. Und zugleich würden Projekte automatisch teurer, wenn sie länger brauchen. „Wenn es schneller gehen könnte, würden wir uns freuen – und die Stadt könnte sich viel Geld sparen“, sagt er.
Wo Autos nicht im Mittelpunkt stehen
Hauptradrouten
Laut dem Radverkehrskonzept der Stadt Stuttgart sind etliche Hauptradrouten (HRR) vorgesehen. Der Großteil befindet sich aber noch „in Vorbereitung“ oder „in Planung“. Umgesetzt sind die HRR 1 von Vaihingen nach Bad Cannstatt sowie die HRR 10 von Vaihingen nach Sillenbuch. Angenehm zu fahren für Radler sind auch der Feuerbacher-Tal-Weg, der Körschtalweg und der Neckartalweg.
Superblock
Von Frühjahr an stehen rund um die Augustenstraße in S-West ebenfalls die Bedürfnisse von Radfahrern und Fußgängern im Fokus. Im sogenannten Superblock wird der Durchgangsverkehr verhindert, zudem soll durch Sitzgelegenheiten, Bäume und Straßengastronomie mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden.