Diese Visualisierung zeigt, wie der Solar-Carport am Bosch-Forschungscampus in Renningen im kommenden Jahr aussehen soll. Foto: Bosch

Ein Großteil der 1700 Parkplätze am Bosch-Forschungscampus Renningen soll mit einem Solar-Carport überdacht werden – ein weiterer Schritt beim Ausbau von erneuerbaren Energien.

Ein großer Carport spendet parkenden Autos Schutz vor der Witterung, auf seinem Dach reihen sich Solarpanels aneinander: Auf dem Bosch-Forschungscampus in Renningen steht dieser Tage ein Großprojekt an. Rund 10 000 neue Photovoltaikmodule sollen dort bald zum Einsatz kommen. Statt auf dem Dach des Gebäudes werden sie jedoch über den Campus-Parkplatz gebaut. Denn dort entsteht ein Solar-Carport. Er soll nicht nur das Parken komfortabler, sondern vor allem den Forschungsstandort nachhaltiger machen.

Die Planungen laufen eigentlich schon seit zwei bis drei Jahren, wie der Standortleiter Peter Wolfangel erklärt. Doch Corona und später die gestiegenen Energie- und Materialpreise durch den Ukraine-Krieg hätten das Projekt verzögert. „Jetzt ist die Möglichkeit da, das umzusetzen“, sagt Wolfangel.

Der Carport ist der nächste Schritt

Den Bau des Carports nennt er einen „logischen Folgeschritt“. Von Anfang an sei klar gewesen, dass man am Standort Renningen nicht nur einen Forschungscampus, sondern auch einen Innovationscampus in Bezug auf Nachhaltigkeit schaffen wolle. „Der Ausbau regenerativer Energien war seit Start des Campus unser Ziel“, sagt Peter Wolfangel. „Wir wollen möglichst viel von dem Strom, den wir brauchen, selbst erzeugen.“

Die erste Stufe ist jetzt aus Sicht des Standortleiters abgeschlossen: Überall, wo es sinnvoll ist, wurden auf den Dächern Photovoltaikanlagen installiert. Die Parkplatzfläche zu nutzen sei nun der nächste Schritt.

Ende kommenden Jahres soll der Solar-Carport in Betrieb genommen werden. Von 2025 an erwartet der Technologiekonzern, dass etwa 20 Prozent des Strombedarfs der Renninger Dependance durch regenerativ erzeugten Strom gedeckt werden. Energie aus regenerativen Quellen an den Standorten selbst zu erzeugen ist einer von vier Hebeln der Gesamtstrategie zur CO2-Neutralität von Bosch.

Genug Energie für 1000 Vierpersonenhaushalte

Der Carport soll mehr als 1200 der knapp 1700 Parkplätze überdachen. Damit wäre er laut dem Unternehmen der größte bei Bosch in ganz Deutschland. Der jährliche Ertrag der Anlage soll bei etwa 4000 Megawattstunden liegen. Zum Vergleich: Nach Angaben des Unternehmens könnte man damit bis zu 1000 Vierpersonenhaushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen – oder 23 Millionen Kilometer pro Jahr vollelektrisch fahren.

Stichwort E-Autos: Der Bosch-Forschungscampus Renningen will mit dem Solar-Carport gleichzeitig den strukturellen Wandel zur Elektromobilität in der Region vorantreiben. „Wir bauen parallel auch die Ladeinfrastruktur aus“, kündigt Peter Wolfangel an. Die Elektrifizierung von Gebäuden und Mobilität ist eines der Forschungsfelder am Campus in Renningen. „Das muss sich auch an unserem Standort widerspiegeln“, meint Wolfangel.

Bosch baut Ladeinfrastruktur aus

Mit Blick auf die Ladeinfrastruktur für E-Autos ist das Unternehmen bereits Zugpferd für die Stadt am Rankbach. In Bezug auf die Anzahl an Ladepunkten liegt Renningen Recherchen unserer Zeitung zufolge im Vergleich mit anderen Städten weit vorne.

Zu verdanken ist das vor allem den vielen Säulen bei Bosch: Sie sind nicht nur für die Mitarbeiter gedacht, sondern auch öffentlich zugänglich. Bisher gibt es im Bereich des Forschungscampus 29 Ladesäulen mit 58 Ladepunkten. Nach dem Bau des Carports sollen 22 Ladepunkte in Form von Wandboxen dazukommen sowie zwei Schnellladesäulen. In Zukunft sind noch mehr geplant. Die Arbeiten werden laut dem Unternehmen so durchgeführt, dass später weitere Ladepunkte ergänzt werden können. Perspektivisch könnten Autos an etwa 50 Prozent der überdachten Stellplätze Strom tanken.

Die Solar-Carport-Anlage wird zukünftig nicht nur den Forschungscampus, sondern auch die Ladestationen mit Strom beliefern. Durch die direkte Nutzung gibt es laut dem Unternehmen kaum Verluste, die durch lange Leitungswege entstehen.

Zur Nachhaltigkeit bei Bosch

Klimaneutralität
 Bosch ist nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2020 mit Blick auf die vom Unternehmen erzeugte und bezogene Energie klimaneutral. Der Technologiekonzern will nun auch die vor- und nachgelagerten Emissionen reduzieren, die zum Beispiel in der Logistik oder bei der Nutzung der Produkte entstehen.

Vier Hebel
 Die Strategie von Bosch zur CO2-Neutralität setzt an vier Punkten an: Das Unternehmen soll energieeffizienter werden, Energie selbst aus erneuerbaren Quellen erzeugen und grünen Strom beziehen. Verbleibende Emissionen gleicht Bosch über CO2-Zertifikate aus. Das Zusammenspiel dieser vier Hebel will das Unternehmen verbessern, um so seine CO2-Emissionen weiter zu reduzieren.