Kleine und große Forscherhatten beim Experimentieren viel Freude. Foto: Gottfried Stoppel

Eine Druckluft-Rakete, ein Staubsaugerlift und ein sinkendes Schiff: Das und vieles mehr gibt es ab sofort in der Forscherfabrik Schorndorf zu sehen. Die Ausstellung zum Selbsterleben ist ein Ableger der Heilbronner Experimenta.

Schorndorf - Ein Knopfdruck, und die Fahrt geht nach oben. Der Herr auf dem Sitz schaut ungläubig: Nur die Kraft eines handelsüblichen Staubsaugers ist es, die ihn gerade nach oben befördert. Das Gerät erzeugt in einem Kolben ein Vakuum und betätigt so das Seil, an dem der Lift befestigt ist. Solche Experimente sind typisch für die Forscher-Fabrik, die am Montag in Schorndorf eröffnet worden ist. „Die Versuche sollen Kinder in ihrem Alltag abholen“, erklärt Andrea Bergler, die Leiterin der neuen Einrichtung. Schul- und Kindergartenkinder aus Schorndorf haben die Ausstellung schon auf Herz und Nieren geprüft – nun ist sie allgemein zugänglich.

Die Forscherfabrik - ein Ort zum Mitmachen

Ein paar Meter neben dem Staubsaugerlift können Kids eine Druckluft-Rakete starten lassen oder – durch genügend Luftblasen – ein Schiffchen in einer Wassersäule versenken. „Die Forscherfabrik soll ein Ort der Partizipation sein, kein Ort der Überwältigung wie etwa das Daimlermuseum“, sagt Johannes Milla, dessen Stuttgarter Agentur die Fabrik maßgeblich mitgestaltet hat. Die insgesamt 50  Experimente und zusätzlich buchbaren Kurse sollen Kindern Naturgesetze und technische Vorgänge buchstäblich greifbar machen – vom Kindergartenalter an. „Selbst Dreijährige haben schon Spaß an den Phänomenen, auch wenn Ältere die Experimente natürlich anders bespielen“, sagt Andrea Bergler.

Durch die Ausstellung führen die Maskottchen Gottlieb und Emma. Deren Namensgebung ist kein Zufall, sondern erinnert an den in Schorndorf geborenen Motoren-Urvater und seine erste Frau. Daimler ist in der Forscherfabrik allgegenwärtig – unter anderem prangt gleich am Eingang ein riesiges Porträt des Erfinders, daneben steht eine Replik seines ersten Motorrads. Auch E-Mobilität spielt in der Forscherfabrik eine große Rolle. Wie der Konstrukteur des Verbrennungsmotors das wohl gefunden hätte? „Gottlieb Daimler war seiner Zeit voraus – und auch dieses Thema hätte ihn sicher brennend interessiert“, meint Andrea Bergler augenzwinkernd.

Nicht das letzte Projekt dieser Art in Baden-Württemberg

Im Jahr 2014 hatte sich Schorndorf als Satellitenstandort für die Heilbronner Experimenta beworben. Rund ein Jahr und zweieinhalb Millionen Euro kostete es, in der einstigen Verladehalle der Möbelfabrik Albrecht eine Experimentausstellung einzurichten. Der Stadt Schorndorf kommt es daher sicher gelegen, dass zu den Mitteln der Stadt und der Kelch-Stiftung zumindest eine kleine Finanzspritze vom Land dazukommt: Die Schirmherrin, die Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, hat bei der Eröffnung einen Förderbescheid über 50 000 Euro überreicht. „Ich sehe auch einige Mädchen im Publikum – das freut mich, denn da haben wir noch ein Defizit“, sagte sie. Natürlich ist dies das übergeordnete Ziel der Forscherfabrik: Junge Menschen sollen für technische Berufe begeistert und der schwäbische Innovationsmotor am Laufen gehalten werden.

Die Organisatoren rechnen mit 25 000 Besuchern jährlich. „Wir haben sogar schon viele Anmeldungen aus dem Neckar- und Filstal“, sagte der Schorndorfer OB Matthias Klopfer. Womöglich wird der Experimenta-Ableger nicht der letzte bleiben. Der CDU-Landtagsabgeordnete Claus Paal, der die Idee seit Jahren maßgeblich vorangetrieben hat, meinte: „Ich träume davon, dass wir davon in ganz Baden-Württemberg weitere schaffen können.“

Mehr Infos, Öffnungszeiten und Eintrittspreise der Forscherfabrik finden sie auf deren offizieller Webseite.