Ein Protest des Aston-Martin-Teams hat das Rennergebnis von Spielberg etwas geändert. Foto: AFP/JOE KLAMAR

Max Verstappen führt die Konkurrenz auch beim Red-Bull-Heimspiel in Spielberg vor. Nach einem turbulenten Nachspiel wurden acht Kontrahenten bestraft.

Max Verstappen durchbrach die orange Rauchwand spielerisch und winkte genüsslich seinen 40.000 euphorisierten Landsleuten auf den Rängen zu. Der Weltmeister setzt weiter nach Belieben die Maßstäbe in der Formel 1 - und doch musste auch er bis fünf Stunden nach Rennende des Großen Preises von Österreich um seinen Siegerpokal zittern.

Ein Protest des Aston-Martin-Teams gegen das Rennergebnis überlagerte nämlich die Feierlichkeiten in Spielberg. Zumindest an den Fahrern auf dem Siegerpodest änderte sich allerdings nichts: Verstappen gewann vor Ferrari-Pilot Charles Leclerc und seinem Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez. Insgesamt acht Kollegen wurden aber nachträglich bestraft, darunter Rekordweltmeister Lewis Hamilton (England/Mercedes) und der Spanier Carlos Sainz im zweiten Ferrari, der als größter Verlierer am Grünen Tisch von Platz vier auf sechs zurückfiel. Beide Aston-Martin-Piloten gewannen je eine Position.

100 Rundenzeiten wurden gelöscht

Das Team von Fernando Alonso und Lance Stroll hatte in dem Protest behauptet, dass „eine Reihe von Fahrzeugen“ wegen eines Verstoßes gegen die sogenannten Track Limits nicht bestraft wurden. Während des Rennens hatte die Rennleitung laut FIA mehr als 100 Rundenzeiten gelöscht, bei denen Fahrer die weißen Streckenmarkierungen in bestimmten Kurven mit der gesamten Fahrzeugbreite überschritten. Später erklärte der Weltverband jedoch kleinlaut, noch einmal „weit über 1200 Fälle zu überprüfen, in denen ein Fahrzeug als potenziell von der Strecke abgekommen gemeldet wurde“.

Das Regelwerk ist in diesem Fall klar: Wer mindestens viermal mit seinem Rennwagen in bestimmten Kurven außerhalb der weißen Linien fährt, erhält eine Zeitstrafe. Gegen den Franzosen Esteban Ocon (Alpine) wurde mit 30 Sekunden die größte Sanktion verhängt.

Von all dem Paragraphenchaos hatte Verstappen zunächst nichts geahnt. „Im Moment genieße ich es einfach nur, in diesem Auto und für dieses Team zu fahren“, sagte er nach seinem siebten Saisonsieg und dem bereits fünften Erfolg auf seiner Lieblingsrennstrecke.

Verstappen ist 81 Punkte vor Perez

Verstappen holte beim Sprint-Wochenende auf der Hausstrecke seines Red-Bull-Teams die maximale Ausbeute von 34 Punkten. Satte 81 Zähler liegt er damit vor seinem Teamkollegen Perez, der sich von Startplatz 15 noch aufs Podest vorkämpfte.

Verstappen aber fuhr wieder in seiner eigenen Liga, auch wenn der Vorsprung im Ziel „nur“ gut fünf Sekunden betrug. „Das ist das perfekte Wochenende“, freute sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko am Sky-Mikrofon: „Max hat zu seiner Beruhigung noch die schnellste Runde fahren können, damit er gut schläft.“

Der Heimsieg war auch emotional bedeutsam für das Team, das erstmals nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz an „dessen“ Strecke zurückkehrte. „Wir fahren, um ihn stolz zu machen. Wir kommen hierher, um zu gewinnen“, sagte Verstappen im Vorfeld.

Track Limits machen den Fahrern Probleme

Der WM-Dominator gewann den Start, auch wenn die beiden Ferrari hinter ihm alles versuchten. Nach der 24. Runde kam Verstappen zum ersten Reifenwechsel an die Box, damit riss seine unglaubliche Führungsserie nach 248 Runden. Doch Verstappen drehte auf Anhieb mit neuen Reifen die mit Abstand schnellsten Runden, noch vor Rennhalbzeit eroberte er die Führung von Leclerc zurück und gab sie nicht mehr ab. Kurz vor Rennende war sein Vorsprung so groß, dass er sich für die schnellste Rennrunde nochmal neue Reifen holen konnte.

Ein großes Thema wurden wie erwartet die sogenannten Track Limits. Besonders Hamilton hatte seine Not damit, seinen Mercedes innerhalb der weißen Linien zu halten. „Wir wissen, dass das Auto schlecht ist. Fahr es bitte einfach“, funkte Teamchef Toto Wolff an seinen frustrierten Star, der nach seiner Strafe auf Rang acht zurückfiel. Schon nach 17 der 71 Runden handelte sich Hamilton eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe ein. Etwa ein halbes Dutzend Fahrer tat es ihm gleich - während des Rennens. Die große Ermittlung folgte aber erst noch.

Nico Hülkenberg konnte all das egal sein, für ihn war das Rennen früh beendet, der Emmericher stellte seinen Haas wegen eines technischen Problems ab. Es war der erste Ausfall der Saison für den 35-Jährigen, der am Samstag im Sprint als Sechster noch brilliert hatte.