Lewis Hamilton (li.) macht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (li.) und Daimler-Chef Dieter Zetsche (Mi.) viel Freude Foto: Getty

Die Sternfahrten in der Formel-1-WM gehen weiter: Auch in Spanien fährt Mercedes dem Rest der Liga weit davon. Doch Nico Rosberg wird sich nicht damit begnügen, stets Zweiter zu werden.

Die Sternfahrten in der Formel-1-WM gehen weiter: Auch in Spanien fährt Mercedes dem Rest der Liga weit davon. Doch Nico Rosberg wird sich nicht damit begnügen, stets Zweiter zu werden.

Barcelona - Lewis Hamilton oder Nico Rosberg? Dass ein Silberpfeil-Pilot den Großen Preis von Spanien gewinnen würde, war nach der eindrucksvollen Demonstration der Überlegenheit im Qualifying eigentlich so sicher wie die Tatsache, dass nach der Siegerehrung mit Champagner gespritzt wird. „Mercedes war so weit vor uns, das war mir natürlich klar“, sagte der um fast 50 Sekunden distanzierte Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo, „deshalb habe ich ganz auf Position drei spekuliert – und so kam es auch.“

Die Antwort auf die Frage, welcher Silberpfeil als Erster über die Ziellinie rasen würde, lautete: der mit Hamilton im Cockpit. „Der erste Sieg in Spanien für mich, das bedeutet mir alles“, sagte der Engländer, „ich hatte ein paar Probleme, aber glücklicherweise konnte ich Nico hinter mir halten.“

Der Deutsche war nicht gerade begeistert darüber, dass er schon wieder hinter seinem Teamkollegen gelandet war. In Barcelona bereits zum vierten Mal in Folge. In den letzten zehn Runden holte Nico Rosberg zwar kontinuierlich auf, da er seine Reifen besser geschont hatte, doch es reichte nicht mehr, an Lewis Hamilton vorbeizuziehen. „Wenn das Rennen noch eine Runde länger gegangen wäre, hätte ich ihn vielleicht geschnappt“, sagte der 28-Jährige, „das frisst schon an mir – aber es gibt in dieser Saison noch viele Rennen.“

Dieter Zetsche war es bestimmt ziemlich egal, wer von seinen Mercedes-Angestellten die 25 Punkte für den Grand-Prix-Sieg abgreifen würde; der Vorstandschef von Daimler freute sich bei der Siegerehrung gar mächtig über den vierten Doppelsieg in Folge. Zuletzt gelang der Marke dieses Kunststück in der Formel 1 als Zetsche zwei Jahre alt war: das war 1955. „Ich genieße diese Erfolge, das ist nach den schwierigen Jahren besonders schön“, sagte der Konzernchef, der am 5. Mai 61 geworden ist, „aber wir werden nicht übermütig. Wir haben Demut gelernt in den vergangenen Jahren.“

In der WM steht Mercedes meilenweit vor der Konkurrenz; 197 Punkte hat das Team, Red Bull liegt als Zweiter 113 Zähler zurück – dabei sind erst fünf von 19 Rennen absolviert. Eine solche Dominanz gab es zu Saisonbeginn seit Michael Schumachers Glanzzeiten bei Ferrari nicht mehr. Es scheint unvorstellbar, dass ein anderer Fahrer außer Lewis Hamilton oder Nico Rosberg in den Kampf um die Fahrer-WM 2014 eingreift. Knapp 50 Sekunden auf den besten Verfolger auf der Referenzstrecke von Barcelona sprechen eine überdeutliche Sprache.

Bei Mercedes wissen die Verantwortlichen natürlich, dass es noch hitzig werden könnte zwischen Herrn Rosberg und Mister Hamilton. Zunächst gewährt Zetsche freie Fahrt für freie Bürger. „Ich genieße die Zweikämpfe, eine Teamorder wäre eine Katastrophe“, sagte er, „sie sollen auf der Strecke ausfechten, wer der Bessere ist.“ Auch der eine Hierarchiestufe niedriger positionierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stellte diesen Staus quo fest. „Wir haben vor der Saison gewisse Spielregeln aufgestellt. Bisher hat sich alles im Rahmen abgespielt. Erst wenn der erste Frontflügel fällt, werden neue Regeln aufgestellt“, betonte der Österreicher.

Noch hält dieser Burgfriede bei Mercedes zwischen den Piloten. Aber der enttäuschte Gesichtsausdruck von Nico Rosberg auf dem Podium ließ ahnen, dass der Wiesbadener künftig alles tun wird, um nicht allmählich zur Nummer zwei degradiert zu werden. Die Spitze in der Gesamtwertung musste er schon dem Kollegen überlassen. „Ich bin noch nah an der WM-Führung dran“, sagte Rosberg, „in Monaco werde ich versuchen, einen Platz besser zu sein – also Erster.“

Mit einem Sieg in seiner Wahlheimat würde er wieder am Briten vorbeiziehen. Dass ein anderer Fahrer am 25. Mai gewinnen könnte, daran glaubt Niki Lauda kein bisschen. „Ich bezweifle stark, dass Red Bull in Monaco an Mercedes dran sein wird.“ Diese Meinung hat die Rennlegende sicher nicht exklusiv.